Chapter 82

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Ich habe mir natürlich schon darüber Gedanken gemacht, wie es wohl mal wäre, wenn ich Taehyungs Eltern treffen sollte. Bisher hatten wir noch keine Möglichkeit gehabt, uns näher darüber zu unterhalten und ich habe auch immer den Eindruck gehabt, dass er nicht besonders gern über seine Eltern spricht. Deshalb habe ich mich auch nie getraut, ihn darauf anzusprechen oder ein Gespräch in die Richtung zu leiten, vor allem aber auch, weil wir bisher einfach andere Probleme hatten als seine Eltern.
Dass nun seine Mutter so selbstverständlich in der Tür steht, überrascht somit nicht nur mich. Taehyung ist nicht einfach aus dem Konzept zu bringen, weil er sich immer irgendwie im Griff hat - wie auch immer er das jedes Mal anstellt. Aber auch er hat wohl gerade am Allerwenigsten mit seiner Mutter gerechnet und diese wirkt nun mit der Zeit immer ungeduldiger, je länger wir mit einer Reaktion auf ihre Worte warten.

»Taehyung, jetzt komm«, seufzt sie deshalb schließlich und verschwindet im Inneren der großen Villa. Das ist der Moment, in welchem Taehyung aus seiner Starre erwacht und mich mit unverändert vor Überraschung geweiteten Augen ansieht. »Jeongguk, das...das habe ich so nicht geplant«, gibt er somit auch von sich, aber ich lächele ihn nur unbekümmert an und schüttele den Kopf. »Ist doch in Ordnung, irgendwann hätte ich deine Eltern doch sicher eh kennengelernt.«

Als ich dann schon losgehen und den Hauseingang ansteuern will, hält mich jedoch die warme Hand meines Freundes zurück und zieht mich auch weiter die Einfahrt wieder hinunter und zurück zur Straße. »T-Tae, was ist denn los?«, frage ich dabei verwirrt und stolpere ein wenig ungeschickt über meine Füße, sodass ich mich mit meiner freien Hand an dem Ärmel Taehyungs festhalten muss. Dieser scheint sich daran nicht zu stören und als wir außer Sichtweite seines Zuhauses sind, umrahmt er schließlich mein Gesicht mit seinen Händen. »Okay, hör zu«, beginnt er leise und bemüht ruhig, aber diese Situation scheint ihn ja wirklich aus dem Konzept zu bringen. »Meine Eltern sind wirklich nicht die nettesten und umgänglichsten Menschen und ich will es dir ersparen, dich dieser Farce zu stellen.«

»Was für eine Farce?«, frage ich verwirrt und runzele meine Stirn. Auch wenn seine Hände eine angenehme Wärme in meine Wangen schicken, komme ich nicht umhin ein komisches Gefühl zu bekommen. Schämt Taehyung sich vor seinen Eltern für mich oder unsere Beziehung zueinander?

»Baby, das ist kompliziert, okay?«, seufzt er nach einer Weile und fährt sich einmal fließend durch die Haare. Dadurch nimmt er natürlich auch die Wärme seiner Hand mit sich. »Meine Eltern sind gefühlt nie da. Dass sie jetzt so unangemeldet kommen, muss also bedeuten, sie haben von irgendetwas Wind bekommen und ich möchte das zunächst einmal klären.«

»Von etwas Wind bekommen?«, gebe ich nur dümmlich und wiederholend von mir. »Aber Taehyung, wir sind doch jetzt zusammen und wir haben doch eben gesagt, dass-«

»Ja, ich weiß«, unterbricht er mich sofort und klingt dabei nun nicht mehr so sanft wie eben, sondern als würde er langsam die Geduld mit mir verlieren. »Nimm es doch jetzt bitte einfach so hin. Geh nach Hause und ich melde mich bei dir, ja?«

Er gibt mir nach seinen Worten erst einen sanften Kuss auf meine Stirn und dann auf meine Lippen, bevor er sich von mir löst und an mir vorbeigehen will. Doch dieses Mal halte ich ihn auf und beiße mir verunsichert auf die Unterlippe. »Tae, was... Wenn es irgendein Problem gäbe, würdest du es mir doch sagen, oder?«

Für einen kurzen Moment scheint er zu überlegen, was er darauf antworten soll und sein Blick verrät mir auch, dass er eigentlich keine Lust mehr darauf hat, darüber zu sprechen. Eigentlich kann ich es ihm nicht verübeln, denn er sagte ja, er würde mir später schreiben und vielleicht erzählt er mir dann ja auch, was Sache ist. Wahrscheinlich sollte ich ihm wirklich einfach nur vertrauen, aber irgendwie habe ich Angst davor, dass er das mit uns wegen seinen Eltern wieder beenden könnte.

In seinem Kopf scheint derselbe Gedanke aufzukommen, denn er lächelt mich nun sanft an und schüttelt leicht den Kopf. Dabei kommt er wieder auf mich zu und zieht mich dieses Mal in eine enge Umarmung, bei der ich mein Gesicht an seiner Brust verstecken kann. »Mach dir keine Gedanken, okay Gukkie? Ich melde mich ganz sicher bei dir und ich werde mir das zwischen uns auch nicht von meinen Eltern verbieten lassen. Aber es ist für dich einfach noch zu früh, ihnen gegenüber zu treten.«

Während seiner Worte vergräbt er seine Nase in meinem Haar und gibt auf diese schließlich noch einen letzten, sanften Kuss, bevor er sich von mir löst. »Ich liebe dich und vertrau mir bitte«, haucht er noch leise mit flehendem Blick, sodass mein Herz wieder ein paar verliebte Saltos schlägt. Deshalb bin ich nicht in der Lage seine Worte verbal zu beantworten und nicke nur, bevor er sich mit einem letzten Lächeln umdreht und wieder auf der Auffahrt seines Zuhauses verschwindet.

Es ist wirklich komisch - eben noch befand ich mich in seinem Arm und jetzt vermisse ich ihn schon wieder. Ich hoffe einfach, es wird alles gut werden und vielleicht kann ich Taehyung heute auch noch einmal sehen, anstatt dass er mir nur eine Nachricht schreibt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 20, 2020 ⏰

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𝟐𝟒/𝟕=𝐇𝐞𝐚𝐯𝐞𝐧│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt