[Kapitel I]

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Der kühle Winterwind blies durch das offene Fenster des Zimmers von dem jungen Malfoy. Eigentlich unangebracht zu dieser kalten Jahreszeit, doch Draco kümmerte dies eher weniger. Es war für ihn nichts neues, in seinem Zimmer in der Kälte zu sitzen, da er nichts anderes zu spüren bekam. Draußen war es bereits dunkel geworden, das fahle Mondlicht tauchte das Zimmer in eine melancholische Stimmung, es wirkte beinahe schon bedrückend. Der Schnee, der einer Decke gleicht, glänzte im Mondschein. Die Kälte machte den Alltag nicht besonders ertragbar, ständig froren die Hände und Füße. Der Blondschopf lag verkrochen in seinem Bett, die dünne Decke weit über sich gezogen. Er zitterte am ganzen Leib, versuchte sich einigermaßen zu entspannen, um einschlafen zu können, doch auch das half gegen diese bereits unerträgliche Kälte nicht.

,,Draco, mach doch dieses Fenster zu, es ist kalt!" Es war Dracos Mutter Narzissa, die mit einem besorgten Blick das Zimmer ihres Sohnes betrat. Sie trug nur einen schwarzen Baumwoll-Morgenmantel, der ihr bis zu den Knien reichte. Sie war dünn, fast schon, als wäre sie abgemagert. Ihre hellblonden Haare mit schwarzen Strähnen waren zu einem lockeren Dutt gebunden. Er folgte ihren Anweisungen, achtete dabei jedoch stets darauf, dass die Ärmel seines dünnen schwarzen Pullovers sein Geheimnis zu verstecken. Er wollte nicht, dass sich seine Mutter grundlos Sorgen um ihn machte, ihr ging es schon seit einer ganzen Weile nicht besonders hervorragend. Die ganzen Versammlungen mit allen Todessern und dem dunklen Lord, an denen so ziemlich immer dasselbe besprochen wurde, machte ihre Seele ziemlich zu schaffen. Immer wieder hegte in ihr das schlechte Gewissen, eine andere Lösung, um den Tod so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, doch das durfte niemand erfahren. Wenn sie sich gegen den dunklen Lord stellen würde, wäre dies für sie kein bloßer Spaziergang. Draco selber weiß, dass seine Mutter eine mutige und starke Frau war. ,,Gute Nacht, Draco" sagte sie mit einem Lächeln und verließ das Zimmer ihres Sohnes, nachdem sie die Tür hinter sich schloss. Draco war schon lange nicht mehr nach Lächeln zumute, auch wenn seine Mutter stets für ihn sorgte, wenn ihm etwas schlimmes widerfahren, war sie der einzige Mensch in seinem Leben, der ihn so akzeptiert, der er nun sein wollte, ihm Sicherheit und Geborgenheit gab. Narzissa war im Herzen schon immer ein guter Mensch gewesen. Sie war hilfsbereit und nett zu ihren Mitmenschen. Ihr Sohn Draco war ihr sehr wichtig, er war gerade mal sechszehn, doch mit seinem überaus durchschnittlichen Alter musste er ziemlich viele Taten vollbringen, die der dunkle Lord ihm befahl. Draco durfte sich niemals ansehen lassen, dass er gegen all diese Taten war, diese Schwäche, die er jedes Mal spürte. Das einzige was Draco wollte, war nur, dass seine Eltern stolz auf ihn waren, dass er dazu im Stande sei, schreckliches und böses zu tun.

Wäre da nicht sein strenger, arroganter Vater Lucius Malfoy, ein großer Mann mit glatten platinblonden Haaren. Sein Blick war zunehmend streng, hochnäsig und ernst. Immer hielt er seinen schwarzen Gehstock mit der silbernen Schlange, in dem sich auch sein Zauberstab befand, überzeugend und selbstsicher fest. Wenn man seinen Namen schon hörte, bekam man eine unangenehme Gänsehaut am ganzen Körper, zudem war er ein Anhänger Voldemorts, der Todesser. Wer sich gegen sie und auf die gute Seite stellte, musste sterben. Lucius nahm die Aufgabe ein Todesser zu sein deutlich ernst. Jedoch tat er dies nur, zum Schutz seiner Familie. Die Worte seines Vaters beeinflusste sehr, denn nur so bekam er Anerkennung. Doch diese war Draco insgeheim schlichtweg egal, ihm war es eigentlich nur wichtig gewesen, er selbst und eigenen Wege und Entscheidungen treffen zu können.

Neben Dracos Mutter gab es eine weitere Person, die den jungen Malfoy innerlich aufblühen lässt. Die ihn nur ans Denken innerlich glücklich macht. Den ganzen Schmerz, diese Wut von seinem Vater und all die Vorwürfe, dass er ein schlechter Mensch sei und es nicht verdient habe, sein Leben richtig leben zu können, völlig in Vergessenheit gerät.

Harry James Potter. Der Junge der überlebt hat. Dessen Eltern von dem dunklen Lord auf tragische Weise umgebracht wurde. Weil sie nicht auf seine Seite wechseln wollten. Weil sie zu den Guten gehören wollten. Seitdem er davon erfahren hatte, schwirrte in dem jungen Malfoy die Angst, dass ihm dasselbe passieren könnte. Harry Potter selbst, lebte. Die Liebe der Mutter verhinderte den Tod seines Sohnes. Liebe, die der dunkle Lord nie zu spüren bekam. Was genau ist das Wort "Liebe"? Ist es ein Gefühl von Zuneigung oder reine Fiktion?

Auch wenn der Blondschopf nicht wirklich oft mit ihm sprach und meist nur durch Beleidigungen ein Wort wechselte, spürte er innerlich ein gewisses Vertrauen zu ihm. Schon merkwürdig, dass man was für seinen Feind empfinden kann fragte er sich jeden Abend, wenn er verträumt vor dem Fenster saß. Nie könnte er mit einer Person in seinem Haus darüber reden, sonst bekäme er ein schlechtes Image und würde vermutlich verspottet werden. Er, der Erzfeind Harry Potters, empfindet was für ihn.

,,Man Harry, erschwer' mir das Leben nicht" murmelte er leise unter seiner Bettdecke, die er mittlerweile eng umschlungen hatte. Die Kälte deckte noch immer diesen bedrückenden Raum, mit schwarzen Wänden. Dieser sah nicht gerade fröhlich aus, eher deprimierend. Seine schwarzen Möbel, die ein verziertes Muster von Ranken trugen, sein Schreibtisch, auf dem sich seine Arbeitsblätter von der Schule stapelten. Das hundertachtzig mal zweihundert große Doppelbett, auf dem er lag. Wie sehr wünschte er sich, dass neben ihn jemand liegen könnte und sanft umarmt, um ihn das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein.

So fühlte sich Draco schon sein ganzes Leben lang. Allein. Teilweise schon einsam. Er bekam wenig Zuneigung und Liebe geschenkt. Kein Wunder, dachte sich Draco, wenn er darüber nachdachte. Es wäre schön, wenn es eine Person in seinem Leben gäbe, die ihm genau das Gefühl vermitteln könne, doch diese sah Draco nur in Harry. Das er je so fühlen würde wie er, lag bis auf weiteres nur auf Einseitigkeit. So ganz war er sich seinen Gefühlen nicht bewusst, da die Angst, keine Akzeptanz und Toleranz für seine Person zu bekommen, ihn sehr beeinflusste.

𝐏𝐀𝐑𝐀𝐋𝐘𝐙𝐄𝐃 | drarry ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt