[Kapitel II]

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Am nächsten Morgen, gegen neun Uhr in der Früh, stand der junge Malfoy ausgeschlafen auf. Für ihn eine sehr ungewohnte Zeit, sein Schlaf zog sich normalerweise bis in die Mittagstunden. Ihn störte es keineswegs, dass die Hälfte des Tages dann bereits vergangen war, jeder Tag war für Draco schlichtweg immer derselbe. Langsam versuchte er sich aus seinem Bett zu bewegen, jedoch holte ihn die Müdigkeit wieder ein. Erst jetzt wurde ihm nach und nach bewusst, dass es keine gute Idee gewesen war, am gestrigen Tag so spät schlafen gegangen zu sein. Aber wenn dem jungen Malfoy so viele negative Gedanken heimsuchten, hielten ihm diese vom Schlafen ab. Tief seufzend rieb er sich die Augen, ging sich danach einmal mit seiner blassen Hand durch die feinen weißblonden Haare. Mühevoll richtete er sich auf und schlenderte lustlos zum Fenster, aus dem er hinaussah. Die Sonne ist bereits aufgegangen, die in sein Zimmer schien. Durch die einzelnen Sonnenstrahlen wirkte das Zimmer durch die dunklen Wände kleiner und eingeengt. Die Gegend wirkte zunehmend trüb und bedrückend, die der Stimmung im Hause glich. Durch das Fenster konnte man ebenfalls sein Spiegelbild betrachten. Seine blasse Haut, die rosigen dünnen Lippen, sowie die dunklen Ringe unter seinen Augen. Sein Erscheinungsbild sah nicht gerade gesund aus, er wirkte ziemlich träge und lustlos.

Heute war der Tag, an dem er zurück in sein zweites Zuhause fahren wird. Es war für ihn zwar kein richtiges Zuhause, eher eine Schule, aber er war für eine bestimmte Zeit von seinem eigentlichen Zuhause befreit. Keine Anweisungen seines arroganten Vaters. Draco bezeichnete das ,,von Zuhause weg sein" als das Wort "Freiheit". Es machte ihn tausendmal glücklicher, in Hogwarts in gewisser Weise er selbst sein zu können, auch wenn er es bei gewissen Leuten überspielen musste. Fürs Wiederholen des letzten Schuljahres hatte er sich vorgenommen, sich einigermaßen zu verändern, als ein Neuanfang für ihn selbst. Diese Entscheidung zu treffen, hatte ihn ziemlich viele nachdenkliche Stunden gekostet, doch das war ihm durchaus recht gewesen.

Aus seinem Kleiderschrank holte er eine schwarze Hose und einen weißen Pulli hervor, nicht zu vergessen, natürlich die Socken und Unterwäsche. Nach und nach zog er sich in Ruhe an, betrachtete sich danach nochmal in dem Spiegel, bis er schlussendlich das Zimmer verließ und ins Bad ging. Dort putzte er sich mühsam die Zähne und kämmte sich seine verstrubbelten Haare. Als er mit allem fertig war, richtete er das letzte Mal noch seine Kleidung und verließ seufzend das Bad. Er schlenderte die knarrende Treppe nach, bog in das Esszimmer des Hauses. Von dort kam ihm direkt der Geruch vom frisch gekochten Kaffee entgegen, dass ihn etwas lächeln ließ. Ob es vielleicht doch aufgesetzt war, oder doch ein echtes Lächeln war, ließ sich bezweifeln. Als er das Esszimmer betrat, ließ Lucius den Blick von seiner Zeitung des Tagespropheten ab und blickte stattdessen zu seinem Sohn, während Narzissa den Hauselfen beauftragte, das Frühstück vorzubereiten. ,,Guten Morgen, Draco" sagte er mit selbstsicherer Stimme, nachdem Draco sich am Frühstückstisch niederließ. ,,Morgen Vater, Morgen Mutter"

,,Heute geht's wieder in die Schule, das heißt das ich wieder gute Leistung von dir sehen möchte, haben wir uns da verstanden?" merkte Lucius seinem Sohn mit einem festen Blick an, daraufhin nickte Draco schluckend. ,,Ja, Vater, das werde ich." Lucius gab sich damit zufrieden und begutachtete weiterhin die Zeitung. Nach einer Weile kamen auch die Hauselfen mit dem Frühstück, welches sie fein säuberlich und mit großer Mühe auf den Tisch platzierten. Zuerst kam das übliche Geschirr, wie Teller und Messer. Der Raum füllte sich mit dem Geruch von frisch gebackenen Brötchen, sowie vom Aufschnitt wie Wurst und Käse. Dazu kam noch der frisch gekochte Kaffee, der in weißen Tassen serviert wurde. ,,Danke schön, Dobby" bedankte sich Narzissa lächelnd bei dem Hauselfen. Dobby war ein sehr liebenswerter Hauself, den Draco von Anfang an direkt ins Herz geschlossen hat. ,,Bitte sehr, Madame, Dobby steht immer zu ihren Diensten!" gab der kleine Hauself freundlich von sich, verbeugte sich noch einmal und verschwand dann aus der Küche. Als Narzissa sich neben Lucius niederließ, fingen die Malfoys an zu frühstücken. Es herrschte erst eine unangenehme Stille, während die ersten Brötchen aufgeschnitten und bestrichen wurden, bis Draco sich dazu entschloss, das Wort zu ergreifen. ,,Wann kommt der Zug, Vater?" fragte er etwas zurückhaltend und biss von seinem Brötchen was mit Käse belegt war ab. Sein Vater blickte auf seine mit Magie verzahnte Armbanduhr. ,,Um genau elf Uhr, am besten packst du gleich deine ganzen Sachen zusammen"

Verständlich nickte der Blondschopf, aß sein Brötchen zu Ende. Die restliche Zeit am Frühstückstisch verlief still. Eine unangenehme Stille dachte sich Draco, dennoch war es für ihn nicht neues.

Die Stunden sowie auch das Frühstück vergingen wie im Flug. Draco verstaute in seinen großen schwarzen Lederkoffer seine Schulsachen, die er für Hogwarts brauchte, den er vor seine Zimmertür stellte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als seine Mutter mit ihm zum Bahnhof apparierte. Seine blasse Hand umschloss den Koffer, in der anderen hielt er seinen schwarzen Mantel. Dort angekommen, verabschiedete sich Draco mit einer Umarmung von seiner Mutter Narzissa und stieg in den Zug ein. Während er durch den Gang schlurfte, warfen ihm die anderen Schüler, die er noch von Früher vom Sehen aus Hogwarts kannte, merkwürdige Blicke zu, einige von ihnen wirkten auch besorgt. Draco störte sich nicht daran, er wusste schließlich, dass sich vieles geändert hatte. Als der junge Malfoy nach einem noch leeren Abteil fündig wurde, öffnete er dieses, verstaute nach dem Reingehen seinen Koffer oben auf die Ablage und setzte sich gelassen auf die Sitzbank. Seinen Mantel legte er neben sich, während er nachdenklich aus dem Fenster schien, wo er eine bekannte Person zu Gesicht bekam. Es war Harry James Potter. Er hatte sich im Gegensatz zu Draco optisch ziemlich verändert. Harry trug nicht mehr die alten Klamotten von Dudley, sondern schlichtere und passende Kleidung. Seine schwarzen Haare lagen etwas strubbelig auf dem Kopf, was Draco aber keineswegs störte. Insgeheim liebte er es, wenn dessen Haare etwas strubbelig waren, er verspürte immer das Bedürfnis, sie noch mehr verwuscheln zu wollen.

Etwas traurig senkte Draco den Kopf, bei dem Gedanken, dass Harry bestimmt genauso über ihn dachte wie damals. Er wäre dieser arrogante Arsch, der mit allem angab, dem alles wortwörtlich in den Hintern geschoben wird und nie wirklich Respekt gegenüber anderen Gryffindors zeigte. Doch was hätte Draco machen sollen, sein Vater war daran schuld, dass er diese Sorte verachten und verspotten sollte, unter anderem auch Harry.
Trotzdem war er der festen Überzeugung, dass sobald Draco Harry zeigte, dass er sich geändert hat, er ihn bestimmt akzeptieren würde. Nach all dem, was er Harry angetan hat, wird vermutlich keine wirkliche Freundschaft oder eine andere Beziehung zwischen den beiden jungen Männern entstehen können, doch ein Weg zur gegenseitigen Akzeptanz würde Draco vollkommen reichen.

Der Zug setzte sich langsam in Bewegung, als sich die letzten Schüler im Zug auf ihre Plätze niederließen. Während der Fahrt versuchte Draco sich mit dem Lesen eines Buches die Zeit zu vertreiben oder verträumt aus dem Fenster zu schauen. Er hoffte, dass sein Schulstart einigermaßen gut verlaufen wird, gerade durch den Leistungsdruck von seinem Vater. Welche neuen Lehrer und Fächer wird es geben? Was wird auf den jungen Malfoy und auf die anderen Schüler zukommen?

𝐏𝐀𝐑𝐀𝐋𝐘𝐙𝐄𝐃 | drarry ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt