9. NYC

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Das Aufstehen fiel mir heute leichter als sonst, wer weiß warum?
Ich hatte da schon eine Vermutung, wollte sie aber nicht in meine Kopf reinlassen.

Jamie war bloß ein guter Freund, mehr nicht!

Ein guter Freund? Bist du dir da sicher, Sophie? Ich meine, wann habt ihr mal ein richtiges Gespräch geführt. Wenn du in seiner Nähe bist, schmachtest du ihn nur stillos an. Was ist aus dir geworden?

Meldete sich eine Stimme in meinem Hinterkopf.

Belüg dich doch nicht selbst!

Vielleicht mochte ich es ja, mich selber zu belügen. Was weiß diese verdammte rechthaberische Stimme schon?!

Ich nahm meine morgendliche Dusche, kam natürlich, wie immer, etwas zu spät.
Jem war so nett gewesen und hatte den Fahrer darum gebeten, auf mich noch zu warten.
Außer Atem, von dem Sprint Bungalow-Auto, ließ ich mich neben Robert plumpsen. "Morgen." Begrüßte ich fröhlich die Anwesenden.
Jem musterte mich bereits skeptisch, sagte jedoch nichts.

Konnte ich nicht auch einmal gute Laune haben?
Es stimmt schon, dass ich morgens nicht immer die beste Gesellschaft bin.

Jamie befand sich auch im Auto, würdigte mich jedoch nur eines kurzen kühlen Blickes. Merkwürdig.
Mein Hunger lenkte mich jedoch von ihm ab. Ich brauchte umbedingt irgendetwas essbares. Verzweifelt schrie ich den Fahrer in Gedanken an, dass, wenn ihm schwarz vor Augen wird, er womöglich eingeschlafen sei.

"Ich muss zum Büffet!" Informierte ich Jem kurz nach dem Aussteigen. Auf ihre Antwort wartete ich nicht, sondern zog sie einfach hinter mir her.
Ich brauchte eben eine Begleitung.
Jamie ließ ich eiskalt stehen.
Während sich ein kleiner Mount Everest auf meinem Teller, stand Jem nur neben mir und beobachte meine Taten.
"Was läuft eigentlich zwischen dir und Jamie?" Fragte sie mich plötzlich aus dem nichts.
Ich hörte für einen Moment auf, mir weiter Rührei auf den Teller zu schaufeln, da ich von dieser Frage doch ein wenig überrascht war.

"Nichts, wir sind bloß Freunde." Antworte ich Jem in einem möglichst neutralen Ton.

Lügnerin!

Auch Jem schien mir dies nicht zu glauben, beließ es doch dabei.
Zusammen setzte wir uns an eine kleinen Tisch.
Während ich begann, meine Gebirge von Essen verputzen, fangirlte Jem mal wieder über diverse Schauspieler.
Benedict Cumberbatch und Tom Hiddleston vergötterte sie, wobei ich sagen muss, dass ich auch schon ein Auge auf Tom geworfen hatte. Getroffen habe ich ihn leider noch nicht.

Am Ende blieb sie natürlich wieder bei Kit hängen, wo auch sonst?

Zusammen begaben wir uns vor der Maske und Ankleidungen in die Turnhalle. Es fand eine Besprechung statt, das Thema war mir leider unbekannt.
"Wahrscheinlich bekommen wir mehr Informationen über die Reise nach New York." Spekulierte Jem.

"New York?" Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke, als sie den Namen der Stadt erwähnte.

"Wusstest du nicht, dass wir dort windige Szenen drehen? So eine Kulisse kann man einfach nicht nachbauen, außerdem fehlt das Feeling." Klärte Jem mich auf.

"Endlich kommen ich wieder in den Big Apple. Ich freue mich wahnsinnig."

Wie ein Gummiball hüpfte ich neben Jem auf und ab, diese fand das allerdings zum schießen.
Man sollte wirklich nicht glaube, dass ich schon volljährig bin.

Hoffentlich haben wir etwas Freizeit, denn dann könnte ich eine alte Freundin besuchen, Aiofe.

"Wie ihr hoffentlich schon wisst, fliegen wir am Mittwoch bis zum zweiten Sonntag, das heißt wir sind zwölf Tage in New York."
Eröffnete Joe unser Meeting.
Nein, dass wusste ich noch nicht. Habe ich die letzten zwei Wochen geschlafen?

Joe und sein Team teilten uns noch diverse andere wichtige Informationen mit. Zum Beispiel, welche Szenen wir dort drehen werden. Um es zu übersetzten, was wir alles bis Mittwoch auswendig lernen müssen.

Nach dem Meeting begann der Dreh wie immer. Ich durfte Jamie eine als Clary kleben, was mich irgendwie ein wenig glücklich machte.
Da er heute noch bei einziges Wort mit mir gesprochen hatte.

•••

"Weißt du wie lange wir fliegen?" Fragte ich Jem nervös, als wir durch die Sicherheitskontrolle des Toronto Airports gingen.
"Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine an die eineinhalb Stunden." Antwortete mir Jem.
"Ja, die Flugzeit stimmt." Bestätigte Aidan von hinten. "Es ist nicht so lange."

"Ah ok."

"Hast du Flugangst? Du bist etwas bleich im Gesicht." Fragte Aidan mich besorgt.
"Ein wenig." Antwortete ich ihm betreten, da ich kein großes Thema daraus machen wollte.
"Das wird schon." Munterte Aidan mich auf, er klopfte mir leicht auf die Schulter. Ich schenkte ihm ein scheues Lächeln.

Jamie saß neben Lee und Kevin, während wir am Gate auf unseren Einlass warteten.
Er trug eine schwarze Mütze, sowie Sonnenbrille und Holzfällerhemd.

"Mein Gott! Starr ihn nicht so an, dass wir auffällig." Jem boxte mir leicht in die Rippen.
"Aua!" Protestiere ich.
"Du hast es verdient." Rechtfertigte die ihre brutale Handlung.

Schmollend zog ich mein iPhone heraus, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und startete die Musik.
Ich hörte Ed Sheeran, in der Hoffnung, dass mich seine geniale Musik etwas beruhigen würde.

Natürlich hatte ich das Glück, einen Sitzplatz neben Jamie erwischt zu haben. Unruhig rutschte ich auf meine Sitz hin und her. Ich musste mich irgendwie ablenken.
Langsam rollte das Flugzeug auf die Startbahn. Ich spürte, wie das Adrenalin meinen Körper durchfloss.
Der Start stand kurz bevor.
Während das Flugzeug losfuhr, schloss ich die Augen, klammerte mich krampfhaft an meine Sitz und hoffte inständig, dass alles glatt gehen würde.
Ich spürte, wie Jamie als wir abhoben meine Hand nahm. Meine Augen öffnete ich nicht.
Ich war immer noch leicht sauer auf ihn.

"Wir haben unsere Flughöhe jetzt erreicht, du kannst dich entspannen." Flüsterte Jamie mir zu. Langsam öffnete ich die Augen, doch als eine kleine Turbulenz auftauchte und es ruckelte, schloss ich sie wieder sofort.
"Soph, das war nur ein wenig Wind, nichts weltbewegendes." Versuchte Jamie mich zu beruhigen, es half nicht wirklich.
Erst nach zehn Minuten ging ich an, mich zu entspannen.

Hilflos schaute ich aus dem Fenster, der Himmel war mit grauen Wolken bedeckt, nicht wolkenlos, wie ich es mir gewünscht hatte.
Jamie blätterte anwesend in einer Zeitschrift.

Als der Kapitän eine Ansage machte, das möglicherweise Turbulenzen auftreten könnten, war ich mit meinen Nerven schon völlig am Ende.
"Es passiert nichts, entspann dich einfach." Riet Jamie mir, ich starrte ihn nur entgeistert an. Ich und entspannen in einem Flugzeug, in welcher Welt lebt er denn?

Als wir endlich landeten, stieg ich erleichtert aus der Maschine. Während den Turbulenzen wäre ich fast fünf mal ein einer Herzattacke gestorben.
"Ich habe es überlebt." Murmelte ich Jamie und Jem schwach zu. Beide lächelten mich mit ein wenig Mitleid an.

"Du hast neben Jamie gesessen, stimmt's?" Fragte Jem mich neugierig. "Ich wäre fast gestorben und du fragst mich ob ich neben Jamie gesessen haben?!" Fragte ich sie entrüstet.

Beleidigt entschuldigte sie sich. Wir mussten nicht lange auf die Koffer warten. Zwei Shuttlebus brachte die komplette Crew zu unserem Hotel.
Es lag nah am Herzen der Stadt. Ich war immer wieder überwältigt von wunderschönen Wolkenkratzer und dieser unvergesslichen Atmosphäre.

Das Hotel war nicht von schlechten Eltern. Es war ein riesiger renovierter Altbau, mit mehreren Hunderten Zimmern.
Jeder von uns bekam eine eigene Karte für sein Zimmer. Es war erst Mittag, doch die Strapazen des Fluges machten sich bei mir bemerkbar.
Den Nachmittag hatten wir frei.
"Treffen wir uns bei dir im Zimmer, um dann ein wenig NY zu besichtigen?" Fragte ich Jem erwartungsvoll.
"Klar, meine Zimmernummer ist 98."

"Ich bin in 95, also sind wir auf dem selben Gang. Wie praktisch." Bemerkte ich.
Trotz des unvergesslich morgens, freute ich mich, endlich wieder hier zu sein.

Es stellte sich heraus, dass alle auf der selben Etage untergebracht waren.
Ich sah Jamie in dem Zimmer schräg vor mir verschwinden.

Warum interessierte er mich so?

Ich bekam sein Bild einfach nicht mehr aus meine Kopf heraus, es war wie eingebrannt.

I can't resist youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt