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POV Kuroo
Kenma... Weiterleben... Für Kenma...
Das war das Einzige woran ich denken konnte. An das Kätzchen, dass alles aushielt. Egal ob ich heulte, ihn anschwieg, anschrie oder mich versuchte umzubringen. Immer war er zur Stelle und tröstete mich, redete auf mich ein oder hörte mir einfach nur zu, je nach dem, was ich gerade brauchte. Ohne ihn, wäre ich vermutlich schon tot... 
Ich sehe in den Spiegel und ein emotionales Wrack blickt zurück. Ich werde niemals vergessen können, wie sehr das wehgetan hat, als die Polizei hier anrief und mir mitteilte, meine Eltern wären gestorben. Im ersten Moment hatte ich es gar nicht realisiert... Ich hatte sie angerufen, denn dieser Gedanke, dass sie wirklich tot waren, wollte einfach nicht zu mir durchdringen... Erst, als wieder und wieder die Mailbox ranging, hatte sich allmählich dieses Gefühl von allein sein in mir breit gemacht... Ich hatte einfach nur im dunklen Flur gestanden und Tränen waren meine Wangen hinab geflossen. Es war wie ein Ziehen in der Brust gewesen und ein Kloß hatte sich in meinem Hals breit gemacht. Diese Art von Traurigkeit, lässt sich mit Worten gar nicht beschreiben. Wenn man versteht, dass diese Personen einfach nicht mehr da sind. Das man nie wieder ihr Lachen hören, nie wieder ihre Gesten sehen und sie nie wieder umarmen kann. 
Ich habe bis sechs Uhr morgens einfach nur herumgesessen, ab und zu geweint, dann wieder geschwiegen, bevor ich Frühstück gemacht habe, einfach um mich abzulenken. Und dann irgendwann habe ich nach Kenma gesehen und er hat mich sofort durchschaut... Wie er mich angesehen hatte. So intensiv und klar... So wie nur er das kann.
Ich muss lächeln, als ich an sein Versprechen denke. Immer wieder hat er es zu mir gesagt, um mich daran zu erinnern. 
Ich klatschte mir Wasser ins Gesicht und verließ das Bad, um runter ins Wohnzimmer zu gehen. Das Kätzchen saß auf der Couch und es sah so aus, als ob er auf mich gewartet hatte. Ich kletterte auf das Sofa und kuschelte mich an ihn. Er legte, ganz selbstverständlich, seine Arme um mich und hielt mich einfach fest.
"Du Kenma?" Nuschelte ich in seinen Pulli. "Hm?" "Bitte stirb nicht..." Er strich mir durch die Haare. "Hab es dir doch versprochen..." Murmelte er und ich lächelte. Es fühlte sich seltsam an zu lächeln. Irgendwie vertraut und trotzdem fremd nach dieser Zeit.
Irgendwann fielen mir die Augen zu und ich schlief ein.

"Kuroo! Kuroo wach auf!" Kenma weckte mich unsanft. "Was ist-" Das Kätzchen ließ mich nicht ausreden, sonder zog mich auf die Beine und schob mich ins Bad. "Du gehst jetzt duschen! Ich muss dir umbedingt was zeigen!" Sagte er und schien irgendwie aufgeregt zu sein.
Ich sah ihn lustlos an, doch er funkelte streng zurück, so dass ich seinem Befehl nachkam, mich duschte und mir frische Klamotten anzog. Sobald ich fertig war, trottete ich zu Kenma. "Und jetzt?" Er warf mir meine Schuhe zu und hielt mir die Tür auf. "Wir gehen raus!" Sagte er und ich seufzte genervt. "Ich will nicht raus!" Jammerte ich, doch Kenma nahm meine Hand und zog mich raus. Er rannte die Straße entlang und ich stolperte ihm nach. Die kalte Abendluft peitschte mir ins Gesicht und ich wusste noch immer nicht, wo das Kätzchen hinwollte. Er zog mich über Straßen, vorbei an Geschäften, um eine Ecke bis hin zu...
"Unsere Sporthalle?" Kenma grinste leicht. "Ganz genau! Unsere Sporthalle!" Er schob mich rein.
Ein Ball flog auf mich zu. Ich handelte instinktiv und schlug den Ball zurück. Dann brach Jubel aus. Mein ganzes Team kam auf mich zugerannt und sie warfen sich alle auf mich. Jeder Einzelne von ihnen schrie und lachte. Mein Blick wanderte zu Kenma und ich sah ihn dankbar an. Er lächelte und ich erinnerte mich an eine ganz ähnliche Situation, nur ein paar Jahre früher.
Verdammt... Dieser Kerl...

POV Kenma
Ich war einfach nur glücklich! Ich hatte Kuroo jetzt schon eine Woche nicht mehr lachen sehen. Ich hatte beschlossen, dass es Zeit war, ihn wieder ins Leben zurückzuholen. Eine Woche habe ich ihn trauern lassen! Und dann hatte ich mein Team angeschrieben. Ich hatte ihnen die Situation erklärt und sie waren sofort mit einem extra Training für Kuroo einverstanden gewesen. Mein Trainer kam auf mich zu und legte mir die Hand auf die Schulter. "Gut gemacht Kenma. Ohne dich hätten wir vielleicht unsern Captain verloren." Murmelte er zu mir und ich blickte verlegen auf den Boden. "Nichts zu danken..." Ich hab nur das getan, was Kuroo auch für mich getan hätte...
Nachdem Kuroo sich aus dem Haufen, sprich von unseren Teamkameraden, befreit hatte, gingen wir uns umziehen und dann zum Training. Es war schön den Schwarzhaarigen, sich wieder mit den Anderen ärgernd, zu sehen.

POV Kuroo
Es tat gut wieder Volleyball zu spielen. Dafür zu sorgen, dass der Ball  auf der anderen Seite des Netzes landete. Von Kenma den Ball zugespielt zu bekommen. Zu blocken. Zu sehen, wie Lev von Yaku und Yamamoto zur Schnecke gemacht wurde. 
Einfach das Gefühl, wieder auf dem Feld zu stehen. Als ich gerade einen Ball von Fukunaga abblockte, breitete sich das Grinsen auf meinem Gesicht aus. Ich hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlt, wenn dein Gegner dich verärgert anstarrt, weil der Ball nicht durchkommt. 
Es tat mir so gut wieder Volleyball zu spielen, dass ich einfach loslachte! Mein Team sah mich kurz an, bevor sie einfach mitlachten und jubelten. Mein Team... 
Ich dachte ich wäre alleine, aber ich hatte mich getäuscht. Ich hatte noch eine Familie. Mein Team... Und Kenma!
Als das Training vorbei war, verließ ich glücklich die Halle und lief zu meinem besten Freund, der schon auf mich wartete. Ich sah ihn kurz lächelnd an, bevor ich ihn fest umarmte.
"Danke... Für alles!" Flüsterte ich.
"Kuroo... Du erwürgst mich!" Keuchte Kenma nur und hustete, als ich ihn los ließ. Ich lachte und es fühlte sich so befreiend an. Ich würde definitiv noch eine Weile brauchen um den Tod meiner Eltern zu verkraften, aber mit diesen Menschen um mich herum, würde ich das schaffen.

An diesem Abend lag ich noch lange wach, während Kenma neben mir schon schlief. Meine Gedanken schweiften ab und weiter zu Bokutos Geburtstag. Ich dachte daran, wie Kenma mich geküsst hatte und danach völlig aufgelöst davon gerannt war. Meine Gedanken blieben bei dem Moment hängen, als seine Lippen auf meine trafen.Ich musste lächeln und betrachtete den Jungen neben mir still. 
Als ob nicht alles schon kompliziert genug wäre... Wieso muss ich mich denn auch noch in das Kätzchen verlieben? Der hält mich doch eh nur für einen komischen Kauz...
Dachte ich, halb traurig, halb belustigt und kuschelte mich an ihn. 

Kuroo x KenmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt