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POV Kenma
Als wir am nächsten Tag zur Schule kamen, richteten sich die Blicke auf uns. Ich fühlte mich sehr unwohl. Diese ganze Aufmerksamkeit... Beim Volleyball war es okay, weil ich mich dann auf den Ball und die Spieler konzentrierte. Wenn ich es jedoch mitbekam, fühlte ich mich direkt beobachtet und unter Druck gesetzt. Schnell zog ich meine Kapuze über den Kopf und versuchte die Anderen nicht zu beachten.
Und so ging das eine ganze Weile. Wir kamen langsam wieder in unseren Alltag rein und holten den verpassten Schulstoff und das Training nach.
Jedoch gab es da noch eine Sache, die wir abhaken mussten... Die Beerdigung von Kuroos Eltern. Jedes Mal, wenn dieses Thema angesprochen wurde, verdunkelte sich sein Blick und ich wich ihm nicht mehr von der Seite. Ich ging mit ihm zu einem Bestattungsunternehmen, zum Blumengeschäft und besorgte mit ihm Karten, die wir an Verwandte und Freunde schreiben wollten.
Und dann kam der Tag. Ich wachte morgens neben meinem besten Freund auf, der schon wach und angespannt neben mir lag. Ich sah zu ihm hoch, doch sein Blick war starr gegen die Decke gerichtet. Ich wollte schon sagen, dass wir aufstehen sollten, als er mich unterbrach. "Bitte... Lass mich heute nicht allein..." Ich musste lächeln und nickte. "Nicht einen Augenblick." Murmelte ich leise und blickte aufmunternd zu ihm hoch. "Du schaffst das Kuroo... Du schaffst alles!" Den zweiten Teil hatte ich gar nicht sagen wollen und lief ein wenig rot an, als die Worte schließlich doch ausgesprochen waren.
Die nächsten vier Stunden vergingen in einem Nebel aus Schweigen, Anspannung und irgendwas tun um sich zu beschäftigen.
Und dann standen wir in der Kirche, die Zwei tiefschwarzen Särge nebeneinander liegend, mit dem dunkelroten Blumengesteck davor. Viele waren gekommen, um sich von seinen Eltern zu verabschieden, doch es fühlte sich so an, als wären nur wir zwei dort. Während der Pfarrer vorn am Altar stand, ballte Kuroo seine Hände und ich spürte, wie er leicht zu zittern begann. Ich rutschte ein Stück näher zu ihm, so dass unsere Schultern sich berührten. Dies schien ihn zu beruhigen.
Nachdem der Pfarrer und Kuroos Tante eine Rede gehalten hatten, nahmen 12 Männer in schwarzen Anzügen die beiden Särge und trugen sie hinaus, Kuroo und ich hinter ihnen und direkt nach uns, das komplette Nekoma Volleyball Team. Sie waren alle gekommen um meinem besten Freund eine Stütze zu sein. Auf dem Weg zu den Gräbern, merkte ich, wie der Schwarzhaarige wieder zu zittern begonnen hatte und Tränen stumm über sein Gesicht liefen. Kurz zögerte ich, bevor ich seine Hand nahm und diese festhielt. Plötzlich verschränkte er seine Finger mit den Meinen und in meiner Magengegend begann es überall zu kribbeln.

POV Kuroo
Kenmas warme Hand, war das Einzige, was mich davon abhielt,hier und jetzt zusammenzubrechen. Ich klammerte mich an ihn und irgendwie hatte ich Angst ihn auch noch zu verlieren, wenn ich ihn loslassen würde.
Die Särge wurden in die Gräber hinab gelassen und einer nach dem Anderen, allen voran ich, schmiss eine Schaufel voll Erde auf meine Eltern. Langsam aber sicher schlossen sich die Löcher und ich biss die Zähne zusammen. Es tut mir so leid Mama und Papa...Ich wünschte ich hätte euch noch einmal gesehen und in den Arm nehmen können... Ich verspreche euch, dass ich etwas aus meinem Leben machen werde! Ich werde mich anstrengen! Macht euch keine Sorgen um mich! Ich habe mein tolles Team, Freunde die mich unterstützen... und Kenma. Ich weiß ihr kennt ihn ja schon aber in letzter Zeit habe ich ihn noch einmal ganz anders kennengelernt. Er ist toll gewesen und ist es immer noch. Egal was ich mache oder wie es mir geht, er ist immer für mich da und hilft mir weiter.
Und ich glaube... Nein ich weiß, dass ich mich in ihn verliebt habe...
Und da ist noch etwas was ich euch sagen muss. Ich habe versucht mich umzubringen, nachdem ihr dieses Flugzeugunglück hattet. Es... Tut mir leid, dass ich so schwach war... Aber ihr habt mir so gefehlt. Ich hätte euch so gern gesagt, wie lieb ich euch habe und wie sehr ich euch schätze und bewundere! Ja ich habe es euch nie gesagt, weil es irgendwie für uns drei immer klar war, aber jetzt bereue ich es. Ich habe euch mein ganzes Leben lang bewundert! Wie ihr das gemacht habt... Ihr wart unterwegs, habt mich erzogen und gleichzeitig Zeit für einander gefunden. Und alles habt ihr mit einer so unglaublichen Gelassenheit und Freundlichkeit gemeistert. Ich hoffe ich kann das auch irgendwann mal... Ich liebe euch beide sehr und ich hoffe ihr könnt mir irgendwie zuschauen und weiterhin auf mich aufpassen. Vielleicht habe ich ja Glück und Kenma mag mich auch wie ich ihn mag...
Ich werde euch so oft ich kann, besuchen kommen! Versprochen. Und vielleicht bringe ich eines Tages eure Enkel mit.
Bis dann... euer Tetsuro
Die Gräber waren nun komplett mit Erde gefüllt und die ersten Blumen drapiert. Ich atmete tief durch und wischte eine vereinzelte Träne von meinem Gesicht.
Dann kam Einer nach dem Anderen um mir sein Beileid auszusprechen und mir seinen Beistand zu versichern. Unsere Teamkameraden, waren die Letzten, die gingen, bevor wir ganz allein am Grab meiner Eltern standen.
Aus dem Augenwinkel merkte ich, wie Kenma mich beobachtete. Er drückte meine Hand und lächelte traurig. In seinen Augen sammelten sich Tränen und rollten dann über seine Wangen. Er weint... "Ich vermisse sie Kuroo..." Murmelte er und lächelte traurig. Ich musste schlucken. Meine Eltern haben Kenma immer gerne aufgenommen und mit der Zeit war er für sie, wie ein zweiter Sohn, andersherum genau so. In meiner eigenen Trauer hatte ich ganz verdrängt, dass Kenma mindestens genau so traurig sein musste. Und trotzdem hat er sich nie etwas anmerken lassen oder etwas gesagt. Er war einfach nur für mich da und hat seine eigenen Gefühle hinten angestellt.
Bewundernd sah ich ihn an, bevor er meine Hand losließ und mich umarmte. Ich erwiderte die Umarmung und hörte wie Kenma schniefte. In dem Moment verstand ich, dass er mich genau so brauchte, wie ich ihn. "Ich vermisse sie auch..." Sagte ich leise und drückte ihn fest an mich.

Kuroo x KenmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt