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Ich erwachte ohne jegliche Erinnerung wo oder wer ich war. Ein Mann kam in das Zimmer, in dem ich auf einem Bett lag. „Wo bin ich und wer bin ich?“, fragte ich und rieb mir den Kopf, wegen den Schrecklichen Kopfschmerzen, die ich hatte. Der Mann lächelte: „Du bist zu Hause und dein Name ist Sarah, ich bin dein Vater, Martin.“ Ich erinnerte mich langsam. „Und wie bin ich hier her gekommen?“, fragte ich. Kurz blitzte Mitleid und Schuld in seinen Augen auf. „Du kannst dich wahrscheinlich gar nicht mehr daran erinnern, oder?“, fragte er. Mit einem Kopfschütteln, verneinte ich seine Frage. „Du hattest einen Autounfall und lagst drei Wochen im Koma. Die Ärzte sagten, dass du schon nach Hause könntest, also habe ich dich auch nach Hause gebracht. In das Schloss von Grandpa.“ Meinte mein Vater. Ich erinnerte mich daran, mein Grandpa besaß ein Schloss, es war nicht sehr groß, aber es wurde, als Schloss angesehen. Es stand auf einer verlassenen Ebene und war umgeben von dichtem Wald. Es hatte auch einen Burggraben und eine Zugbrücke, meiner Meinung nach sollte man es mal renovieren, aber manche, Beispiel mein Vater, mögen es so. Leider. Ich stand langsam auf, wobei mein Dad mir half. Ich lächelte und ging auf meinen Schreibtisch zu. Ich setzte mich an den geschliffenen Ebenholz Tisch und drehte mich auf meinem weißen Schreibtischstuhl zu meinem Dad um. „Danke!“, sagte ich liebevoll. Er kam zu mir und wollte mich umarmen, aber sobald er meine Haut berührte schrie er auf. Ich zuckte zusammen: „Was, was ist los?“, faselte ich. „Deine Kräfte, sie sind aktiv. Du bist anscheinend noch elektrisch aufgeladen.“ Meinte er mit schmerzverzogenem Gesicht. Jetzt erinnerte ich mich wieder, mein Dad war Zeus und ich hatte seine Magie geerbt, aber irgendwas war falsch an dieser Erinnerung, nur, ich wusste nicht was. „Oh, das tut mir leid. Ich hatte vergessen, dass ich magische Kräfte habe.“ Meinte ich mit schuldbewusstem Ton. Er lächelte mich liebevoll an und ging dann aus meinem Zimmer. Ich ging auch aus meinem Zimmer und war jetzt im Flur. Zwei Treppen führten vom Zimmerflur aus in die Haupthalle hinunter. Man konnte sich auf das Eichengeländer hinaufsetzen und hinunter rutschen. Wenn man dann unten war, gab es vier Türen. Die erste Tür sah man sofort wenn man unten stand, sie führte nach draußen, auf die Zugbrücke. Die zweite Tür führte in den Kerker, wo verschiedene Verließe waren. Ich wusste wirklich nicht wozu Dad sie brauchte. Die dritte Tür war links neben der Treppe, sie führte in den Flur, wo die Gästezimmer waren. Die vierte Tür war rechts neben der Treppe und führte in das Wohnzimmer, an das die Küche angrenzte und da wollte ich auch hin. Ich ging also zur Treppe und setzte mich auf das Geländer, dann rutschte ich hinunter und ging nach rechts und öffnete die Tür. Mein Dad saß mit ein paar Freunden vor dem Fernseher. Sie schauten Fußball, typisch Männer! Ich lächelte kurz und verschwand dann in der Küche. Sie war ziemlich geräumig und sie war mit viel Technik ausgestattet. Ich lief zum Kühlschrank und holte mir eine Melone, dann öffnete ich einen der Küchenschränke und nahm mir einen Teller heraus. Jetzt brauchte ich nur noch ein Messer. In der Spülmaschine fand ich eins mit Zacken. Mit den Sachen, die ich mir genommen hatte, lief ich wieder zurück auf mein Zimmer. Dort schnitt ich meine Melone in Stücke und entfernte die Kerne. Da ich einen selbst einen Fernseher in meinem Zimmer hatte, blieb ich dort um die Melone zu essen. Es kam How I Met Your Mother. Ich liebte diese Serie, aber ich kannte schon jede Folge und meine Melone hatte ich schon aufgegessen. Mir war langweilig, definitiv. Ich nahm mein Handy und schaltete Musik ein, One Direction mit Best Song Ever. Gelangweilt ging ich durch mein Zimmer. Komischer Weise trug ich immer noch meinen Pyjama. Ich öffnete meinen Schrank und zog ein lila Shirt, eine schwarze Jeans und Unterwäsche heraus. Zuerst, zog ich mich aus. Jetzt zog ich mir die Unterwäsche an und, als letztes, streifte ich mir Jeans und Shirt über. Fertig angezogen setzte ich mich auf die Schreibtischplatte und blickte aus dem Fenster. Eine Gruppe Leute rannte gerade über die Zugbrücke, wahrscheinlich noch ein paar Freunde von Dad. Es waren zwei Frauen und zwei Männer. Wieso rannten sie? Sie verschwanden aus meinem Blickfeld, als sie durch das Tor liefen. Kurz darauf hörte ich seltsame Geräusche von unten. Klingen die gezogen wurden, dann Schreie und schließlich Schritte vor meiner Tür. Sie wurde aufgerissen und ein Kerl den ich noch nie zuvor gesehen hatte kam herein gestürmt. Er hatte schwarzes Haar, silberne Augen und Klingen in den Händen. Nein, sie waren seine Hände. Er war ein Woulverine. Ja, meine mythologische Welt erschuf schon etwas eigenartige Wesen. Sein Blick blieb an mir haften und er seufzte erleichtert auf. „Talia! Endlich hab ich dich gefunden!“, meinte er und ging mit einem Lächeln auf mich zu. Ich weichte mehrere Schritte zurück, runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. „Wer, zur Hölle, ist Talia?“, fragte ich. Jetzt legte er seine Stirn ebenfalls in Falten. „Du bist Talia!“, meinte er. Was? Das musste einfach eine Verwechslung sein. „Oh nein! Er hat deine Erinnerung gelöscht!“, sagte er und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. „Dad?“, rief ich ebenfalls verzweifelt. Plötzlich erschien mein Vater im Türrahmen. Der Kerl drehte sich um und sah meinen Vater an. Sein Kopf wurde tiefrot. „Du!“, knurrte er und stürzte sich auf ihn. Noch bevor ich etwas tun konnte hatte der Woulverine seine Krallen in der Brust meines Dads versenkt. Ich schlug meine Hände vor den Mund, als mein Dad mit einem blutigen Fleck auf seinem weißen Hemd auf den Boden fiel und liegen blieb. „Talia, ich“, er kam auf mich zu, doch ich hielt ihn davon ab mich anzufassen, indem ich ein Blitz direkt in seinen Bauch jagte. Er wurde an die Wand geschleudert und ich rannte zu meinem Vater und kniete mich neben ihn. Ich fühlte keinen Puls, als ich seinen Hals berührte. Mir kamen die Tränen und ich stand langsam auf. Der Typ der meinen Dad getötet hatte, war ebenfalls wieder auf den Beinen. „Du hast meinen Dad getötet!“, kreischte ich und rannte auf ihn zu. Meine ausgestreckten Hände erwischten seinen Hals und ich ließ Blitze durch sie laufen, weswegen er auf den Boden fiel. Meine Finger wanderten zu seiner Brust und ich ließ wieder und immer mehr Blitze durch sie in sein Herz laufen. „Talia, ich will dir nicht wehtun, aber wenn du nicht damit aufhörst, muss ich das.“ Keuchte er. Er war ein Woulverine, das heißt ich konnte ihn verletzen so viel ich wollte, er würde immer sofort selbstheilen. Doch wenn ich ihn in Stücke hacken und verbrennen würde, würde es eventuell funktionieren. Plötzlich fühlte ich zwei Hände auf meinem Körper, eine auf meinem Rücken und die andere an der Seite meines Nackens. Es waren seine Hände und dann passierte zu viel auf einmal. Er zog mich zu sich herunter und küsste mich, bevor ich mich los reißen konnte. Ein plötzliches erleuchten meines Körpers ließ mich erinnern. Ich erinnerte mich. An einfach alles. Ich erinnerte mich an meine Familie, meine Freunde, dass das gerade David und nicht irgendein Kerl war, den ich küsste. Ich erinnerte mich an meinen richtigen Vater, Zeus, an das was Martin war und auch an das was ein paar Stunden vor meiner Entführung passiert war. Ich hatte erfahren, dass David ein Voldrun war. In diesem Augenblick riss ich die Augen auf, die ich während des Kusses geschlossen hatte, und riss mich aus Davids Griff los. „Es ist deswegen, oder?“, fragte er traurig. Ich nickte langsam und seufzte. „Weißt du, ich brauche einfach etwas Zeit. Wir könnten uns doch mal zum Eis essen treffen und dann erklärst du mir alles, was hältst du davon?“, fragte ich aufmunternd. Irgendwie denke ich, dass David kein Voldrun ist, zumindest nicht mehr, weil sonst hätte er mich vermutlich schon längst umgebracht. Der Gedanke an David, wie er mich umbrachte, ließ mich innerlich brechen. In seinen Augen blitzte Hoffnung auf und er lächelte: „Ja, das wäre wirklich schön!“, ich lächelte zurück und stand auf. David reichte ich meine Hand. Er nahm sie und ich zog ihn hoch. Er war wohl immer noch geschwächt von der Blitzattacke. „Ich denke die anderen sind unten.“ Meinte er und stützte sich auf meinem Arm ab, den ich unter seine Schulter geschoben hatte. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Die anderen?“, fragte ich, während wir langsam den Flur entlang gingen. David lachte kurz auf. „Denkst du ich war der einzige, der nach dir gesucht hat. Naja, ich hab gesehen, dass du entführt wirst, als ich von deiner Wohnung nach Hause gefahren war. Ich bin natürlich“, „Warte, warte, warte, du hast es gesehen?“, unterbrach ich ihn. „Ja, ich kann in die Zukunft sehen, habe ich dir das nicht erzählt?“, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. „Oh, jedenfalls ich bin sofort zurück gefahren, aber, als ich ankam warst du verschwunden und Ilaina war da. Wir sind zu Kevin gefahren und er sagte, dass deine Familie ein Schloss hat und, dass Martin dich wahrscheinlich dorthin gebracht hat. Also sind wir, mit Kevins Schwester Bay, hier her gefahren und sie sind in den Kerker, während ich hier oben nach dir gesucht habe und dich schließlich auch gefunden habe.“ Meinte er. Ich war wirklich erstaunt, dass sogar Bay mit gekommen war, aber irgendwie glücklich und natürlich auch dankbar. Wir kamen nun an die obersten Treppenstufen und schon von dort aus konnte ich die anderen sehen. Ilaina, Bay, Kevin und ein anderes Mädchen. Sie war mir sehr ähnlich. Schwarzes Haar, schlanker Körper und blasse Haut, nur ihre Augen, sie sahen aus, als würden sie qualmen, als würde es in ihnen rauchen, auf jeden Fall waren sie grau. David lächelte mich an und nahm seinen Arm von meiner Schulter, damit ich ihn los lassen konnte. Iliana kam sofort auf mich zu gerannt und umarmte mich. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“, kreischte sie. „Wer ist sie?“, flüsterte ich. Das fremde Mädchen lächelte. „Ich bin Anastasya! Ich bin deine kleine Schwester!“, meinte sie. Meine Kinnlade fiel sofort hinunter, als sie die Worte kleine Schwester in den Mund nahm. „Was?“, fragte ich geschockt. Sie rollte mit den Augen und setzte ihren Mittelfinger und ihren Zeigefinger an ihre Schläfe. Ein plötzlicher Strom von Bildern überschwemmte meinen Geist; wie Anastasya auf die Welt kam und ich und mein Stiefvater am Krankenbett standen. Ich war damals noch ganz klein, zwei Jahre alt. Wie sie mit drei Jahren in den Kindergarten kam und schließlich auch mit sechs Jahren in die Grundschule. Wie sie fast verrückt wurde, weil sie die Gedanken anderer hören konnte und nicht begriff, dass es nicht sie war, die sprach. Wie sie, unser Stiefvater trainierte und sie lehrte ihre Kräfte zu kontrollieren, wenigstens etwas, dass er richtig gemacht hatte. Wie sie mit ihrem zweiten Freund Schluss machte, weil sie seine Gedanken gelesen hatte und wusste, was er von ihr hielt. Wie mein Stiefvater sie fort brachte und mir und Mom die Erinnerungen an sie löschte. Wie sie Jahre lang im Kerker verbrachte, weil unser Stiefvater ihre Erinnerung nicht löschen konnte, da sie Gedanken lesen konnte. All diese Erinnerungen und Bilder kamen in meinem Kopf auf und ich wollte sie immer mehr umarmen. Schließlich nahm sie ihre Finger von ihrer Schläfe und ich kam auf sie zu und umarmte sie fest. Endlich begegnen wir uns! Meinte ihre Stimme in meinem Kopf. Ihre Kräfte waren offensichtlich schon sehr stark und gut entwickelt. „Leute, dass ihr euch gefunden habt, ist ja schön und gut, aber wir sollten hier langsam verschwinden.“ Meinte Bay und zeigte auf das obere der Treppe. Dort kamen immer mehr Leute mit Schwertern durch die Tür gerannt. Ich legte meine Hand auf Anastasyas Rücken und sie nickte. Wir rannten zum Ausgang. Jemand schrie etwas und die Zugbrücke wurde hochgefahren. David blieb stehen und drehte sich zu unseren Gegnern. Er ließ seine Klingen durch seine Hand gleiten und knurrte. Er wollte uns vermutlich Zeit verschaffen. Bay drehte sich jetzt auch um. Kevin und Ilaina rannten zu einer Gruppe Voldrunen die sich an der geschlossenen Zugbrücke versammelt hatten. Um mich und Anastasya kämpften alle. Bay hatte sich in ein hautfarbenes Monster, mit jeweils drei Flügeln an den Seiten, verwandelt. Kevins Hautfarbe hatte sich in einen Grauton verwandelt und man sah seine, mindestens drei Zentimeter langen, spitzen Eckzähne. Ilaina hatte zwei Dolche gezogen und stach den einen gerade in ihren Gegner. Ich sah zu David. Zwei Voldrunen packten seine Arme, zwei andere packten seine Beine und ein fünfter kam mit einem Messer auf ihn zu. David blickte mich verzweifelt an. Ich wusste, wenn ich jetzt nicht etwas unternehmen würde, würde er sterben. Ich überlegte hektisch. Endlich kam mir eine Idee, zum Glück hatte ich in Physik gut aufgepasst. Davids Klingen waren aus Metall und deswegen würden sie, wenn ich Blitze auf sie abfeuern würde, seinen ganzen Körper elektrisieren und somit auch diejenigen, die ihn festhielten. Sofort setzte ich meinen Plan in die Tat um. Ich hob meine Hände und zielte auf das Metall, das aus seinen Händen gekommen war. Ich traf. Er schrie kurz auf, aber auf ihn hatte das nicht so eine große Wirkung, als auf seine Gegner. Sie fielen zitternd zu Boden und zuckten noch einige Male, bevor sie ruhig liegen blieben. Der fünfte von Davids Gegnern war noch am Leben, weil er David noch nicht angefasst hatte. Dieser stach sein Messer in Davids Bauch. David stolperte zurück, blieb aber noch auf den Beinen. Er zog das Messer langsam aus seinem Bauch, als er es raus hatte, war es Blutverschmiert und David keuchte. Ich schlug die Hände vor meinen Mund und  atmete scharf ein. David ging stockend auf den Kerl, der ihn umbringen wollte, zu. „Das war keine gute Idee, mein Bester!“, knurrte er, steckte dem Kerl das Messer in den Hals und zog es wieder heraus. Das Blut spritzte aus der Wunde und verteilte sich über den Boden. Igitt! Angewidert nahm ich die Hände von meinem Mund. David sah in meine Richtung und schmunzelte kurz, dann kam er zu mir. „Hier, das könntest du vielleicht irgendwann brauchen.“ Meinte er grinsend und reichte mir das Messer. Ich nahm es am Heft und betrachtete die rötliche Flüssigkeit darauf. Schließlich strich ich mit dem Zeigefinger darüber und schleckte ihn ab. Ich schluckte das Blut und grinste. Anastasya trat dem Voldrun, der ihr gegenüber stand, gerade noch in den Bauch und brach ihm dann mit den beiden Händen, die sie an seinem Kopf platzierte, das Genick. Verwundert sah ich sie an, während David mich ziemlich komisch und angewidert ansah, und zog beide Augenbrauen hoch. Sie rümpfte nur die Nase und zuckte mit den Schultern: „Tochter des Ares!“, ich glaubte es einfach nicht, Anastasya war die Tochter des griechischen Kriegsgottes. Kevin und Bay, die inzwischen wieder ihre normale Gestalt angenommen hatten, ließen die Zugbrücke hinunter, während Ilaina kontrollierte, ob auch wirklich jeder der Voldrunen tot war. „Anastasya, “ begann ich, doch sie kam mir zuvor. „Nenn mich Any und ja, alle sind gesund!“, meinte sie grinsend. Ich nickte dankbar. Ich ließ mich zu David zurückfallen, als Anastasya, Any den anderen nach draußen folgte. Ich packte den Saum von Davids grauem Shirt und zog ihn näher zu mir. Dieser drehte sich abrupt um und zog eine Augenbraue hoch. Ich grinste und wischte das mit Blut besudelte Messer an dem grauen Stoff ab. Ich kassierte einen bösen Blick von David, als mein Grinsen breiter wurde und ich mit den Augenbrauen wackelte. David lächelte kopfschüttelnd und legte einen Arm um mich, als wir den anderen folgten.

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