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Nach einer Weile blieb David stehen, ließ mich los und nahm mir den Schal ab. Der Anblick war atemberaubend. Vor mir lag eine grüne Wiese, dahinter war ein türkisenblauer See von dem aus ein Fluss verlief, aber das Beste war der Wasserfall; von einer hohen Klippe aus sauste ein breiter Wasserstrahl die Klippe hinunter, in den See. Ich wirbelte zu David herum und starrte ihn mit weitaufgerissenen Augen an. Er lachte nur und ging an mir vorbei in die Mitte der Wiese. Er setzte den Korb ab, klappte den Deckel auf und holte eine schwarz weiß karierte Picknickdecke heraus. Er breitete sie auf der Wiese aus und setzte sich auf sie. Während David seine Schuhe und Socken auszog, hatte ich meine schon ausgezogen und lief jetzt mit ihnen in den Händen zu David. Ich ließ mich auf die Decke fallen, legte meine Schuhe und Socken neben die Decke und atmete die frische Luft ein und aus, und ein und aus. David nahm etwas aus dem Picknickkorb und hielt es mir vor den Mund. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Iss, das schmeckt gut!", erklärte er. Ich roch kurz daran. Es roch eindeutig nach Erdnussbutter und noch nach etwas anderem, etwas süßem. Neugierig biss ich hinein. Das süße war Nutella. „Mhhhh! Das schmeckt gut!", meinte ich mit vollem Mund. Ich ließ noch ein wenig von David füttern, dann schob ich das halbgegessene Brot weg. David runzelte die Stirn. „Jetzt will ich dich kosten!", sagte ich und leckte mir gierig die Lippen. David lachte und ließ sich auf den Rücken fallen, als ich mich auf ihn setzte. Ich beugte mich zu ihm hinunter und küsste ihn, dann nochmal und nochmal. Ich ging von Küssen zu Zungenküssen über, bis ich ihn schließlich dauerhaft abknutschte. Seine eine Hand lag in meinem Nacken, während die andere auf meinem Rücken lag. Ich fuhr mit einer meiner Hände durch sein Haar, die andere lag unter seinem grauen Pullover und seinem grünen Shirt. Ich spürte wie sich seine Muskeln bei jeder seiner Bewegung anspannten. „Oh, wie süß!", erklang eine Stimme vor uns. Ich setzte mich überrascht auf und rollte mich von David herunter. Vor uns standen drei Männer. Alle drei trugen schwarze Roben und hatten Schwerter in den Händen. „Wir haben gehört, dass du Martin umgebracht hast, wir würden ihn gern rächen!", sagte der eine. Martin, mein Stiefvater, sie wollten ihn rächen. Sie waren Voldrunen. „Natürlich nur wenn das keine Umstände macht!", sagte der andere mit einem Grinsen im Gesicht. Ich seufzte und David und ich standen auf. „Natürlich macht es Umstände, aber ihr geht ja so wieso nicht." Meinte ich genervt. Ich richtete meine Hände auf einen der drei und ließ einen Blitz auf ihn los. Er traf ihn und ging weiter zum nächsten und dann zum letzten. Ein Kettenblitz eben. Alle drei lagen sie mit verbrannten Körpern am Boden und rührten sich nicht. Ich senkte meine Hände und wandte mich an David, der stirnrunzelnd und mit gezogenen Krallen da stand. „Hast du trainiert?", fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. „Ein wenig." Meinte ich. Misstrauisch verengte er seine Augen zu Schlitzen. „Wo?", fragte er wieder. Ich zuckte nur mit den Schultern und lachte. Er begann mit zu lachen. Plötzlich wurde sein Gesicht ängstlich und bleich. „Talia!", schrie er, aber es war schon zu spät. Einer der Voldrunen hatte überlebt und rammte mir sein Schwert in die Seite meines Oberschenkels. Ich schrie und David knurrte, zog seine Krallen und stürzte sich auf den noch lebenden Voldrun. Während David ihn niederstach, fiel ich auf die Knie und stöhnte. Dieser höllische Schmerz breitete sich in meinem Bei aus und rang nach Luft. David eilte zu mir, offensichtlich war der Voldrun jetzt tot. „Das wird jetzt etwas wehtun." Mit diesen Worten zog er mir das Schwert aus meinem Schenkel. Ich schrie wieder. Es schien fast so, als würde das Herausziehen mehr wehtun, als das Hineinstecken des Schwertes. Ich stöhnte und ließ einen Blitz durch meine Hand laufen, was dafür sorgte, dass ein paar Grashalme um meine Hand herum verbrannten. „Hast du dein Handy dabei?", fragte er mit Sorgen vollem Gesicht. Ich nickte schnell und zog mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich entriegelte es und dann durchlief mich ein Schock, als hätte ich in eine Steckdose gefast. Ich fiel auf den Rücken und zitterte kurz. Nachdem ich einen Moment nur da lag und in den Himmel gestarrt hatte, richtete ich mich wieder auf und starte auf meinen Schenkel. Die Wunde war weg, man sah nur noch eine hässliche Narbe. Meine Kinnlade fiel nach unten und ich hob den Kopf um David anzusehen. „Was zum Teufel?", fragte ich lachend. „Ja, was zum Teufel?", er starrte zuerst auf meinen Schenkel, aber dann zoomte er mit seinen Augen meinen Körper immer wieder auf und ab. Ich nahm meine Arme vom Körper und starrte an mir herab. Meine Jeans war zu Hotpants ab gebrannt und jetzt bedeckte sie nicht mal mehr die Hälfte meines Hinterteils. Mein Pullover war komplett weg, nur noch einzelne Fetzen des blauen Stoffes lagen um mich herum. Mein T-Shirt hing jetzt nur in Streifen an meinem Körper und nur ein Blinder konnte meinen BH darunter übersehen. „Ich schwöre, ich war das nicht!", meinte ich schnell und hob abwehrend die Hände. „Jaaa, ich weiß schon der Strom deines Handys hat dich geheilt und das ist echt eine scheiß geile Fähigkeit, aber hättest es du getan und hättest du etwas damit erreichen wollen, dann hat es geklappt. Oh mein Gott, können wir schwimmen gehen? Sonst fresse ich dich wahrscheinlich noch auf." Meinte er und seine Augen standen förmlich in Flammen. Ich lachte und streckte ihm meine Hände entgegen, er ergriff sie und zog mich hoch, wobei er mir die ganze Zeit in den Ausschnitt glotzte. Ich lief schnell zum Wasser, weil es mir peinlich war, hier so nicht bekleidet rum zu laufen. Ohne darüber nach zu denken, wie kalt das Wasser sein könnte, sprang ich hinein. Es war sehr kalt, aber besser, als auf der Wiese zu hocken und von David an gestarrt zu werden. Natürlich hatte er mich schon mal nackt gesehen, aber entweder nackt oder angezogen, nicht irgendwas dazwischen. Ich tauchte auf und holte, wegen des eiskalten Wassers erstmal Luft. Im Wasser drehte ich mich um und sah zu David. Er zog gerade seine Hose aus, während sein Oberkörper schon entblößt war. Ich grinste und biss mir auf die Unterlippe. Ich schwamm einen Kreis und tauchte dann unter. Nein, ich tauchte nicht unter, ich wurde von zwei starken Händen unter getaucht. Von David. Ich stieß Luft ins Wasser, womit ich kleine Bläschen erzeugte. David ließ mich los und ich konnte wieder auftauchen. Als erstes holte ich tief Luft. Ich wischte das Wasser aus meinen Augen und sah mich um; David war nicht mehr da. Plötzlich wurde ich von unten hoch gehoben. David war wohl unter mich getaucht und war wieder nach oben getaucht um mich auf die Schultern zu nehmen. Ich kreischte auf, weil ich überrascht war. Er ließ mich nach hinten, rückwärts ins Wasser fallen. Als ich wieder Mal auftauchte, spritzte ich David eine Ladung Wasser ins Gesicht. Der hörte abrupt auf zu lachen und spritzte mich ebenfalls nass. Ich lachte und er auch.

Wir schwammen noch ein paar Minuten, aber dann wurde uns beiden kalt und wir schwammen ans Ufer. David gab mir ein Handtuch zum Abtrocknen und setzte sich auf die Picknickdecke. Seine nassen Boxershorts machten einen Fleck auf die Decke. Ich wickelte meinen Körper in das Handtuch und setzte mich ebenfalls. „Willst du zurück zum Haus?", fragte er, als ich mich abgetrocknet und sein T-Shirt angezogen hatte. Ich nickte: „Ja, das wäre mir recht." Meinte ich. Davids T-Shirt reichte mir bis zur Hälfte meines Oberschenkels, also definitiv nicht zu kurz. Ich stand auf um die Decke zusammen zu falten und in Korb zu legen. David hatte sich inzwischen seine Boxershorts aus gezogen und zog jetzt seine Hose und seine Socken an. Ich streifte meine Socken über die Füße und zog anschließend meine Schuhe an. Als David letztendlich angezogen war, stiefelten wir zurück zum Auto. Wir blieben den Weg über still und auch die Fahrt über. Bald kamen wir am Haus von Davids Großeltern an. Es war jetzt ungefähr achtzehn Uhr und damit Zeit zum Abendessen. Wie ich auch erwartet hatte stand Brot, Butter, Schinken und Käse auf dem Tisch. Josy sagte Jack wäre noch Holzhacken gegangen, deshalb aßen wir nur zu Dritt. Ich ging früh ins Bett, während David noch einen Film anschauen wollte, aber ich hatte keine Lust darauf. Also musste er alleine Schauen. Ich zog Davids Shirt aus, ich hatte total vergessen, dass ich nichts außer das getragen hatte. Ich schnappte mir ein Paar Shorts und ein Top. Als ich das dann anhatte, ging ich mir die Zähne putzen, da David mir vorher gesagt hatte, dass sich das Bad direkt neben seinem Zimmer befand.

Relativ schnell schlief ich dann aber doch nicht ein. Also nahm ich mir mein Handy undschrieb Ilaina eine SMS. „Na, hast du ein schönes Wochenende?", schrieb ich. Sofort kam eine Antwort. „Ja, ich durfte Kevins Schwester und seine Eltern kennenlernen!", schrieb sie. Mehr schrieb ich ihr nicht, ich wollte meine Verwandten selber kennenlernen und nicht alles über sie von meiner Freundin erfahren. Langsam schlief ich dann doch ein. Träumen tat ich nicht und, als ich schließlich aufwachte, sah ich durchs Fenster, dass es noch dunkel war. David war nicht im Bett und er war auch nicht im Bad, als ich nachschaute. Als ich in fast jedes Zimmer hinein geschaut hatte, ging ich auf die Terrasse. Eine, in schwarz eingehüllte Gestalt stand draußen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Es war Josy, das erkannte ich an der Figur. Ich stellte mich neben sie und sah in die schwarze Nacht. Der Vollmond leuchtete mit seinem milchigen Schein auf uns und das Haus. „David und Jack sind noch im Wald." Meinte sie. Ihre Stimme klang neutral, es waren keine Gefühle in ihr. Sie drehte sich zu mir. Ich merkte, dass ihr Gesicht ausdruckslos und kalt war. Ihre braunen Augen funkelten, so wie, so wie braune Augen eben in der Dunkelheit funkeln können. Ich blinzelte noch ein paar Mal irritiert, dann meinte ich: „Ähm, okay!", ehrlich gesagt wusste ich nicht wer bei dieser Kälte im Wald sein möchte, eigentlich wusste ich auch nich, warum ich hier draußen stand. „Ich gehe wieder rein, mir wird es zu kalt." Meinte ich. Josy legte ein kleines Lächeln auf ihre Lippen und verbeugte sich knapp. Ich lächelte und ging gerade Wegs auf die Terrassentür zu. Ich lief von der Terrasse aus in den Flur und dann in Davids Zimmer. Ich schlüpfte unter die Decke um meinen abgekühlten Körper aufzuwärmen. David war immer noch weg, also schlief ich wieder ohne ihn ein.

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