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"Das hat er so gesagt?", Angela klingt doch etwas überrscht, als ich ihr über das Gespräch mit Lewis berichte.
"Jap. Also, ich bezweifle, dass wir ihn umstimmen können. Ehrlich gesagt bist du meine letzte Hoffnung."
"Du weißt aber, das du am Ende das letzte Wort hast?"
"Schon. Ich möchte ihm aber irgendwo auch nicht ins Rücken fallen. Ich weiß, wie wichtig ihm das ist."

Ich hatte Angela direkt nachdem ich mit Lewis gesprochen hatte, angerufen. Sie war zwar schon auf dem Weg nach Hause, ist aber trotzdem nochmal zurückgekommen. Lewis habe ich seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen. So langsam ist das echt anstrengend. Immer, wenn es Probleme gibt geht er einfach.
Gerade als ich etwas sagen will, geht die Tür auf und Lewis kommt herein. Er würdigt weder mich noch Angela eines Blickes und lässt sich auf die Couch fallen. Wir blicken ihn beide an. Angela nickt kurz und geht dann zu ihm hin. Ich setze mich auf seine Massageliege und beobachte das Geschehen gespannt.

"Willst du mir jetzt auch eine Predigt halten oder mir einfach ins Rücken fallen, wie manch andere das gerne tun?"
"Lewis, ich kann verstehen, dass du sauer bist. Dennoch ist es nicht fair Jess immer wieder so zu behandeln. Wenn du einen Sündenbock brauchst gut, aber lass es nicht an denen aus, die dir nur helfen wollen." Lewis sagt nichts, was Angela den Anlass gibt einfach weiterzureden.
"Wir wollen dir nicht schaden und das weißt du. Fakt ist, dass du noch nicht fit bist. Wenn du ehrlich mit dir selber bist, würdest du das auch zugeben. Pass auf, ich will und werde dich nicht bevormunden. Es liegt nicht in meiner Hand, aber auch ich würde bei dem Vorstand nicht meine Zustimmung abgeben. Es hängt so viel mehr davon zusammen, als nur wieder auf dem Podium zu stehen.
Es wird ein verdammt langer Weg zurück. Ich bezweifle, dass du in dieser Saison überhaupt noch zu den 100% kommen wirst. Ich sage das nicht, um dich zu demotivieren." Zu aller Überrasschung stimmt Lewis Angela zu.
"Ich weiß. Vielleicht habe ich auch etwas überreagiert." Angela blickt sichtlich verwirrt zu mir. Ich zucke nur mit den Schultern, bin aber heilfroh über seinen Sinneswandel.

"Ich weiß, welche Verantwortung an der ganzen Sache hängt. Ich bringe nich nur mich sondern auch alle anderen in Gefahr..." Er macht eine kurze Pause. "Aber eine Bedingung hätte ich trotzdem." Nun guckt er zu mir.
"Ich möchte es trotzdem versuchen. Ich möchte jeden Tag bis zum Maximum trainieren und wenn du am Donnerstag noch immer der gleichen Meinung bist, werde ich auch das nächste Rennen aussetzen." Angela klopft ihm auf die Schulter und umarmt ihn dann.
"Ich wusste, dass du vernünftig sein würdest." Lewis zuckt nur die Schultern und lehnt sich zurück. Sein Gesichtsausdruck gefällt mir dabei gar nicht.

"Gut. Ich muss jetzt wirklich nach Hause. Ich werde aber mal vorbeischauen, um zu sehen wie ihr vorankommt." Sie verabschiedet sich von uns und geht dann.

Es macht sich eine unangenehme Stille im Raum breit, bis Lewis aufsteht und zu mir kommt. Er stellt sich vor mich und greift nach meinen Händen.

"Es tut mir leid. Ich habe dir versprochen, dich so zu behandeln, wie du es verdienst. Das vorhin tut mir wirklich leid."
"Schon okay."
"Ich würde an deiner Stelle genau das Gleiche tun. Ich habe total überreagiert. Ich weiß auch nicht. Es sind einfach alle Sicherungen durchgebrannt. Ich hoffe nur, dass du mir das verzeihen kannst. Ich will dich nicht verlieren, nur weil ich mich wie ein Arsch aufführe. Also, was sagst du? Kannst du mir vielleicht verzeihen?"

Bei seinem Hundeblick muss ich lachen. Ich lege meine Arme um seinen Hals und küsse ihn.

"Ich liebe dich, Jess! Und ich weiß, ich habe dich eigentlich gar nicht verdient."

Between two hearts  || LH ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt