Die nächsten fünf Striche?

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„Ja mach ich."
Sagte sie.

Victoria nahm die Akten und ging dann hastig mit ihren Sachen aus der Neurochirurgie. Sie eilte zu den verschiedenen Stationen hin, für alle brauchte sie 30 Minuten. Sie hatte ein mulmiges Gefühl. Frederik wird ihr weitere fünf blutige Striche verpassen, obwohl sie nicht gelogen hatte.
Auch wenn sie voller Angst war, rannte Victoria so schnell sie konnte zu ihrem Zimmer, doch dort war niemand.

Verschnaufend blieb sie stehen und sah sich um, der kaum erleuchtete Gang war still.
Sie hatte so große Angst, sodass sie sich erstmal nicht vom Platz bewegte. Nach ein paar Sekunden suchte sie ruckartig ihren Zimmerschlüssel und eilte zur Tür. Sie fand ihn zunächst nicht, ihre Hände wurden kalt und zitterten.

„Victoriaaaa..."
Hörte man Frederik aus einer dunklen Ecke rufen.

„Du hast mich wieder angelogen...Komm her mein Schätzchen, Strafe muss sein."
Lachte er düster.

Schwer atmend und ängstlich versuchte Victoria ihre Tür aufzuschließen, in dem Moment in dem sie den Schlüssel umdrehen wollte, schloss Frederik sie mit seinen Armen ein.

„Na los, schließ schon auf. Ich will dein Zimmer sehen."
Flüsterte er ihr zu.

Victoria tat was er verlangte, die beiden gingen in ihr Zimmer hinein. Frederik schloss die Tür hinter sich, während Victoria zitternd zu ihrem Fenster rannte. Sie presste ihren Rücken an die Scheibe, Frederik kam mit den Händen in den Taschen seines Kittels auf sie zu.

„Du hast mich ein zweites Mal angelogen Victoria."
Er wurde ernst.

„Aber ich habe dich nicht angelogen Frederik! Schwester Aurora ließ mich länger als geplant dort, ich kann nichts dafür!"
Sagte sie verzweifelt.

„Das ist mir egal. Gelogen ist gelogen. Also, gibst du mir freiwillig deinen Arm, oder muss ich ihn mir holen?"
Er ging näher an sie heran.

„Bitte tu mir nichts, es ist wirklich nicht meine Schuld Frederik!"

Frederik packte sie am Arm.

„Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! Gib schon deinen Arm her!"

„Nein Frederik nicht! Ich wusste wirklich nichts davon! Glaub mir doch!"
Sie versuchte ihren Arm aus seinem zu befreien.

„Hör auf zu schreien! Nachher schöpft noch jemand Verdacht!"
Er zog sie an sich ran.

Victoria versuchte sich wie immer zu wehren. Als sie sich aus seinem Griff befreien konnte, stolperte sie und fiel mit dem Rücken auf den Boden. Frederik kroch mit seinem Skalpell in der Hand über sie und hielt ihre beiden Arme fest.

„Hör auf Victoria!"
Er sah ihr tief in die Augen.

„Warum sind Sie so fies zu mir?"
Flüsterte sie.

„Und dafür, dass du mich eben nicht mit meinem Namen angesprochen hast, kriegst du sechs Striche! Gib auf, sonst sorge ich dafür, dass du aufgibst."

Victoria war am Ende. Sie hatte keine Lust mehr sich gegen den Arzt zu wehren, ihr ganzer Körper tat weh und sie war viel zu erschöpft. Frederik schnitt ihren Verband mit einem Ratsch auf, sie ließ sich sechs weitere Striche von ihm einritzen.
Er machte diese gleich neben ihren anderen fünf.
Victoria versuchte den Schmerz auszuhalten, danach merkte sie wie ihr Blut ihren Arm hinunterlief.

„Du wirst mich töten, wenn das so weitergeht Frederik. Ich werde immer mehr Blut verlieren."
Sagte Victoria.

„Dann ist das so. Dann kann dich wenigstens niemand anderes mehr haben."
Er stützte sich neben ihren Schultern ab.

„Was soll das heißen?"
Fragte sie.

„Wenn du immer noch nicht merkst was hier abgeht Victoria, hast du deine Schmerzen verdient."
Er richtete sich wieder auf.

„Ich merke es nicht."
Antwortete sie.

Frederik drückte ihr ein Bündel Taschentücher auf seine eingeritzten Striche.

Frederik | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt