Die Rosen

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„Hier Tina."
Er gab ihr den Schein als wäre es etwas Normales.

Auch Tina gab ihm den Schlüssel.

„Du bist wirklich mein Retter Frederik. Aber wozu brauchtest du den Schlüssel?"
Fragte sie.

„Berufsgeheimnis."
Zwinkerte er ihr zu.

Frederik ging und Tina fragte nicht weiter nach. Sie fühlte sich zutiefst erleichtert und freute sich ihres Lebens. Es war, als hätte man ihr eine schwere Last vom Rücken genommen. Frederik verstaute den Schlüssel gut, und sein nächster böser Plan ließ nicht lange auf sich warten.
In diesem Krankenhaus ging nicht alles mit rechten Dingen zu - das war klar. Leider auch unvermeidbar, denn zu welchen Dingen Arzt Frederik wirklich fähig war, wusste niemand.

Es war wie ein blutiger Film, den er vor der Außenwelt versteckt hielt. Der Arzt war raffiniert.
Frederik schob sich sein Haar aus dem Gesicht und suchte dann Schwester Aurora auf. Er fand sie im Schwesternzimmer mit den anderen, alle tranken einen Kaffee und lachten. Als der weiß gekleidete Arzt mit den Händen in den Taschen hineinkam, widmeten ihm alle ihre Aufmerksamkeit.
Er blieb stehen und sah jede einzelne ernst an.

„Hallo Frederik, was machst du denn hier?"
Fragte Schwester Sonja.

„Ich bin hier wegen Aurora. Würdest du bitte mal kurz mitkommen?"
Fragte er sie.

„Natürlich."
Lächelte sie.

Die beiden gingen hinaus, weit weg vom Schwesternzimmer. Auf dem Gang blieben sie dann stehen, Frederik stützte seine Hände in die Hüfte.

„Ich glaube Dr. Lißke hatte vorhin noch eine Operation in OP Saal 3 gehabt. Victoria erzählte mir vorhin, dass sie nicht schlafen konnte. Vielleicht könntest du ja mal mit ihr reden, dann hätte sie noch etwas zutun."
Sagte Frederik.

„Du hast mit Victoria geredet?"

„Ja, sie ist so lieb. Ich mag sie."
Schmunzelte er.

„Na wenn das so ist...Werde ich mal mit ihr reden. Ich weiß zu gut wie das ist, wenn man nicht schlafen kann."
Sagte Aurora.

„Perfekt, ich will nur das Beste für sie, weißt du?"
Sagte Frederik.

„Absolut verständlich Frederik! Ich finde es toll wie du sie hier aufgenommen hast. Eigentlich ist das ja nicht deine Art."
Sagte sie.

„Schwamm drüber. Sie ist in Zimmer 90, glaube ich zumindest."

„Ich werde mal nachsehen gehen und sie holen."
Schmunzelte sie.

„Du bist ein Engel ohne Flügel Aurora!"

„Danke danke."
Lachte sie überraschend.

Die Wege der beiden trennten sich. Frederik lief schnell in die andere Richtung, sein Weg führte nach draußen. Es war kalt und dunkel, draußen trieb sich zu dieser Zeit niemand mehr rum. Der Arzt lief in der Dunkelheit einen sandigen Weg entlang, der durch den Krankenhauspark führte. Die Bänke waren wie leergefegt und die Bäume raschelten im kühlen Abendwind.
Frederik suchte nach einem versteckten Rosenbusch, der fast am Ende des Parks gedeihte.

Als er ihn fand holte er sein Skalpell hinaus und begann, ein paar Rosen abzuschneiden. Sie waren dick und tief dunkelrot. Ihre Stängel waren voller böser, spitzer und starker Stacheln, woran man sich ernsthaft dran verletzen konnte.
Er schnitt einen regelrechten Strauss ab, die dicken Dornen ließ er dran. Als er einen großen Strauss zusammengepflückt hatte, sah er ihn im Dunkeln an und erfreute sich an seinem neuen Plan.

Plötzlich kam eine ältere Dame auf ihn zu, er sah sie im Augenwinkel und wartete, bis sie bei ihm war. Der Arzt kniff seine Augen leicht zusammen und fragte sich, was sie hier wollte. Er konnte sich nämlich nicht erinnern, sie eines Tages mal im Krankenhaus gesehen zu haben.
Sie richtete sich auf und blieb ein paar Meter vor dem Arzt stehen.

„Was machen Sie da?"
Fragte sie krächzend.

„Ich pflücke Rosen."
Antwortet er.

„Warum tun Sie das? Die haben doch so schmerzhafte Dornen Herr Doktor."
Sagte die alte Dame.

„Sagen wir, es ist ein Geschenk von ganzem Herzen."
Er zwinkerte ihr böse zu und ging dann weg.

Die alte Dame sah ihm noch lange hinterher, danach ging auch sie nachdenkend weg. Frederik beeilte sich, schnell wieder im Krankenhaus zu sein.
Als er erneut durch das grelle Licht musste, versuchte er seinen Rosenstrauss relativ unbemerkt durch das Krankenhaus zu transportieren.
Zu seinem Glück kam ihm keine Schwester entgegen, er nahm Kurs auf Victoria's Zimmer.

Frederik | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt