„Wow", Ahargon guckte sich die beiden Aschehaufen an und richtete seinen Blick dann zu Tuk. Dieser hatte sich jedoch schon neben Safiera auf den Boden gesetzt. Beide sahen ähnlich schlecht aus und warteten auf die Männer, dass sie endlich aus diesem Moor raus konnten.
Sie setzten sich also schnell auf die Pferde und ritten weiter.
Es dauerte noch eine ganze Weile bis sie endlich erste Lebenszeichen von Mutter Natur erkennen konnten. Hier und da ein Grasbüschel, dann meter-hohes Schilf, durch welches sie sich durchkämpfen mussten und dann endlich halbwegs frische Luft und die ersten Bäumchen auf einer sonst grasigen aber trockenen Landschaft. Der Herbst hatte dafür gesorgt, dass die Bäume herrlich golden schimmerten und der Boden an manchen Stellen eher einem Laubhaufen als einem Pfad ähnelte. Auf diesem Pfad ritten die nun relativ munteren aber müden Kameraden entlang.
"Sag mal Ahargon wohin reiten wir gerade genau, ihr habt mir noch nicht wirklich was über unser nächstes Ziel erzählt", merkte Tuk an.
Ahargon blickte auf,die letzen 2 Stunden hatte er damit verbracht seine Wunden zu versorgen und an seinem Schwert herum zu pokeln. "Naja wir haben uns gedacht, dass du erst einmal lernen musst mit deinen Kräften richtig umzugehen und deswegen hat uns die Hexe zu ihrer Enkelin ,Jameira oder so, schicken wollen. Aber wie es aussieht hast du ja alles relativ gut drauf, deswegen bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher ob wir noch zu ihr müssen."
"Natürlich müssen wir noch dahin!", rief Safiera plötzlich sehr empört.
Schließlich muss ich auch noch etwas lernen und deine eigen Magie lässt auch zu wünschen übrig. Deine Schutzschilde taugen nichts und dich selbst kannst du ja auch nicht mal schützen und Tuk. Ja ich glaub zwar, dass du das alles intuitiv ganz gut hinbekommst aber wenn wir auf Smanomar treffen brauchst du mehr als nur Intuitionen ! Da brauchst du Wissen!"
Tuk lächelte sich an und wandte sich zu Tarm, welcher die letzen Stunden ziemlich still w ar.
„Alles in Ordnung ?", fragte er ihn
Tarm blickte auf und verzog das Gesicht zu einer Schnute und zuckte mit den Schultern.
„Jona ist schon alles gut", murmelte er dann. Irgendetwas stimmt da doch nicht- dachte Tuk. Aber er wusste genauso gut, dass Tarm, wenn er keine Lust hatte über irgendetwas zu reden, lieber in Ruhe gelassen werden möchte. Vielleicht ist es ja wegen meiner Wiedererweckung, er hat seit dem ja sowieso nicht so viel geredet oder irre ich mich ?- dachte Tuk weiter. Es hatte keinen Sinn sich darüber Sorgen zu machen, früher oder später würde sein bester Freund es ihm ja schon sagen, war ja immer so.
Langsam wurde es dunkel. Der Himmel, der so lange Zeit in ein purpurnes Licht getaucht war wurde immer blauer und schwärzer. So langsam mussten sich die Gefährten ein Nachtlager errichten, doch war leider nirgends ein Bach mit trinkbarem Wasser. Der Schlamm, der den gesamten Boden außerhalb der Pfade bedeckte eignete sich sowieso nicht unbedingt um dort zu schlafen.
Ahargon, welcher den Trupp wie immer anführte, blieb stehen.
„Wie wäre es, wenn wir eine kleine Verschnaufpause für die Pferde einlegen? Wir halten hier kurz, gucken in unseren Proviant, lassen die Pferde grasen und heben schnell etwas Erde aus, damit sie etwas zu trinken haben. Dann würde ich sagen machen wir weiter, denn hier kann man wirklich nicht sein Nachtlager errichten. Wir reiten einfach die Nacht durch, oder zumindest so lange, bis wir ein Stück festen Boden unter den Füßen haben."
Safiera schien nicht sehr glücklich über diesen Vorschlag stimmte jedoch genauso wie Tut und Tarm zu.
„Nun gut, aber halten wir uns nicht all zu lange hier auf, wir sind hier auf dem freien Feld ziemlich ungeschützt, außerdem gibt es hier sicher Irrlichter, also haltet die Augen offen und denkt nach bevor ihr irgendwo hingeht. Ich flieg mal ein Stück voraus und sehe nach, ob ich schon irgendwo in der Umgebung etwas finde, was man noch erlegen kann", mit diesen Worten schwang sich Safiera in die Luft und war auch schon wenige Sekunden später nur noch schwer im nächtlichen Nebel zu erkennen.
„Hörst du das ?", flüsterte Tarm nach einer Weile zu Tut.
Tatsächlich war es ungewöhnlich leise. Man hörte kein rascheln von den Gräsern, die hier und da aus dem Boden wuchsen, keinen Wind und keine Tiere. Doch da war doch irgendwas.
Ein leises Säuseln oder ein Ton ? „Ja was ist das ? Ich glaub es kommt aus dieser Richtung", sagte Tut und zeigte in den Nebel, wo er meinte das Geräusch auszumachen.
„Das klingt wie Elfrun aus der Bar zu Hause, oder nein... das klingt wie wenn du mit dem Finger über ein Weinglas streichst", Tarm ging ein Schritt in die Richtung in die Tut eben noch gezeigt hatte. „Ja es klingt wie zu Hause Tuk, so ruhig ... so... so schön ... so heimatlich und friedlich", Tarm ging noch einen Schritt in die Richtung und noch einen.
Tuk erwachte aus seiner Trance als Simi hinter ihm schnaubte. Irrlichter !
Er packte Tarm schnell am Arm und zog ihn zurück. In dem Selben Moment schwang Ahargon sein Schwert dorthin, wo eben noch Tarms Fuß war. Tatsache, er hatte etwas erwischt.
Ein Irrlicht.
Tarm blickte das Wesen vor sich verstört an. Es sah gar nicht aus wie in den Erzählungen der Alten.
Er hatte sich immer ein Feen-artiges Wesen vorgestellt, welches hell wie der Nebel war und dessen lange Haare am Ende leuchteten wie Glühwürmchen. Doch das war nicht das Geschöpf, welches er vor sich sah.
Es sah aus wie ein kleiner Gnom, wie ein hässlicher dicker Fisch mit Beinen, doch hatte der Fisch keine Schuppen, sondern eine dreckige lederige Haut, aus welcher hier und da Grasähnliche Federn ragten. Die großen blinden Augen waren umrandet von einem pelzigen Gesicht. Der Mund war merkwürdig breit und von innen mit messerscharfen Zähnen gespickt. Die Nase war groß und rund und hing etwas über dem Schlund. Die vier Beine jedoch waren das was Tarm an dem Geschöpf vor sich am merkwürdigsten fand.
Sie waren kurz und wie die Beine eines Pferdes aufgebaut, nur fanden sich statt Hufen an den Enden lange Fingerartige Zehen, welche an den Hinterläufen sehr dicke schwarze Krallen hatten. Die vorderen Füße, obwohl man lieber Hände dazu sagen sollte, sahen unschuldig aus. Wie die Hände eines Kindes lagen sie da. Dreckig ja das waren sie, jedoch auch unschuldig.
„Tja mein lieber Tarm, Irrlichter habt ihr anscheinend nicht bei euch oder ?", lachte Ahargon
„Nein, so etwas haben wir nicht. Ich hab sie mir auch immer ganz anders vorgestellt, irgendwie schöner", antwortete er, während er sich das Wesen genauer ansah.
„Schön sind sie wirklich nicht, nur das was man von ihnen sieht muss gut aussehen und dass sind halt nur die Vorderpranken. Wenn du die siehst ist es eigentlich schon zu spät, weil dann haben sie dich in der Regel schon in ihren Bau gelotst. Aber an sich keine schlechte Idee..." er kratzte sich am Bart und spitzte die Ohren, „ Safiera kommt dahinten, vielleicht hat sie den Bau gefunden. Dann gibts heute einen Festschmaus!", Aharon klatschte und rieb sich die Hände. Tarm und Tuk blickten den Imalie ungläubig an. „Essen ?!?", brach es aus Tram heraus.
Aharon hob das etwa Huhn- große Tier auf und blickte die beiden Jungen selbstverständlich an. „Natürlich essen, was denn sonst ? Das ist doch eine Delikatesse, das gibts doch nicht mehr so oft, seit dem der Krieg zu ende ist.", Tarm und Tuk blickten ihn immer noch ungläubig an, „ Jetzt sagt mir nicht ihr habt noch nie Irrlicht gegessen. Gibts die bei euch garnicht ?", er blickte sie verwundert an.
Tuk schüttelte einfach den Kopf und wandte sich den Pferden zu.
Tarm guckte angewidert auf das Irrlicht. „Ahargon du erlaubst dir doch gerade einen Spaß mit mir oder ? Das Ding kannst du doch garnicht essen", Ahargon zuckte die Schultern. Safiera landete kurz darauf hinter ihm auf dem Boden und strahlte über das ganze Gesicht. Ahargon drehte sich schnell um und versteckte das zukünftige Abendessen hinter seinem Rücken. „Ihr werdet nie glauben, was ich gefunden habe"In dem Moment zeigte Ahargon ihr grinsend das erlegte Irrlicht.
Safiera machte einen Satz zurück „Ahargon wann hast du das denn umgebracht ?"
„ Ich dachte du freust dich, ihr Elfen habt doch auch immer mit uns Irrlichter gejagt."
„Ja Irrlichter, keine Feldgnome. Sag mal brauchst du eine Seehilfe ? Das sieht man doch ganz klar, dass das kein Irrlicht ist.", Tarm seufzte vor Erleichterung diese Beute nicht essen zu müssen, so etwas hässliches kann ja auch nur nicht schmecken.
„Ich hab aber Irrlichter gefunden, einen ganzen Bau! Das wird ein Schmaus, kommt nicht mal eine Meile von hier", die Freunde sattelten auf und ritten Safiera hinterher, welche sie sicher durch das Torf lotete.
Aus der Entfernung konnten sie die gleichen Geräusche wie vorher hören, nur waren sie lauter und in verschiedenen Tonlagen.
Die Töne flossen gerade zu über den Nebel hinweg und bildeten ein Band aus Entspannung, welches jeden allein Reisenden das gebracht hätte in einer Trance zu dem Ursprung dieser Töne zu wanken. Tarm hatte sich jedoch Stofffetzen in die Ohren gestopft um nicht beeinflusst zu werden.
Tuk nahm den anderen nach einer Weile die Pferde ab und kümmerte sich darum, dass diese grasen konnten, während seine Gefährten sich um die Jagd nach den kleinen Wesen machten.Tarm, Safiera und Ahargon krauchten über den Boden und robbten einem hell erleuchtetem Hügel entgegen.
Langsam konnte Tarm durch den Nebel hindurch die Geschöpfe erkennen. Viel schöner als der Feldgnom waren sie jedoch nicht.
Sie standen aufrecht auf ihren Hinterbeinen, welche tatsächlich so etwas ähnliches wie Füße mit drei Zehen hatten. Ihr Körper war gedrungen und hell und die hatten an ihrem Kopf langes Haar welches tatsächlich leuchtete, wie in den Erzählungen der Alten. Der Rest von ihnen sah jedoch dem Feldgnom sehr ähnlich. Ihr Hals und der daran gebundene Mund hatten Ähnlichkeit mit einer Fleischfressenden Pflanze Nepenthes Alata. Die Augen waren noch größer obwohl Tarm nicht glauben konnte, dass das geht und die Kinderhände waren an längeren Armen befestigt, welche, wenn sie sie nicht vor dem Körper verschränkt oder nicht gerade mit ihnen arbeiteten sicher auf dem Boden gehangen hätten.
„Und das essen wir ?", flüsterte Tarm den Beiden zu, welche ihn mit einer Selbstverständlichkeit anguckten, als hätte man sie gefragt, ob der Himmel blau ist.
Ahargon flüsterte Safiera etwas zu und sie kicherte. „ Was ist ? Was hat er gesagt?", fragte Tarm die Elfe. „ Ach nichts, er findet es nur lustig, dass du keine Irrlichter kennst, dabei sollten wir doch lachen, weil er sie nicht einmal von einfachen Feldgnomen unterscheiden kann", bei ihren letzte Worten prustete sie los und mit einmal waren alle blinden Irrlicht- Blicke auf sie gerichtet.
Tarm und Ahargon sprangen auf, während sich die immer noch lachende Safiera langsam aufrichtete. Die Irrlichte rannten auf sie zu. Mit einem Mal war der Boden unter der Freunden hell erleuchtet, da die schätzungsweise 7 Irrlichte, was bei ihrer Helligkeit, da die Haare nun noch mehr leuchteten, nur schwer auszumachen war.
Der Singsang, der vorher so beruhigend wirkte ist zu einem ohrenbetäubenden schrillen Quietschen heuangeschwollen. Tarm und Ahargon stachen mit ihren Schwertern in die Menge und Safiera flog über die Köpfe der kleinen Wesen hinweg um sie von ihrer Magie abzulenken. Safiera hatte nämlich bei ihrer Ankunft magische Samen auf den Boden ausgestreut, welche nun durch ihren Aktivierungszauber zu kleinen Dornen-bewachsenen Ranken herangewachsen waren, welche die kleinen Wesen festhielt.
Das ganze Spektakel war innerhalb weniger Momente zu Ende und Ahargon fing an ihre Beute in einen Sack zu stecken.
Tarm hielt eines der Irrlichter hoch und schüttelte den Kopf. Und so etwas soll man essen ?
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Eine Gute Nacht Geschichte
AdventureEine Mutter erzählt die Geschichte eines jungen Außenseiters, welcher sich auf eine Lebens-verändernde Reise begibt, in einem Land voller Drachen, Elfen und Magie...