Pause

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Den restlichen Tag verbrachte ich damit mir Gedanken zu machen. Ich schaute kurz noch bei der Angeklagten vorbei, jedoch hatte ich nichts zu sagen. Bis auf smalltalk würde mir auch nichts einfallen. Ich hatte mich davon überzeugt, dass es ihr an nichts mangelte und sie keinen schaden erlitt. Dies beruhte mein schlechtes gewissen. Eigentlich, rein theorisch, ist es klar, dass ich einfach ruhig sein sollte, da der Wissenschaftler notwendig für die Gruppe ist. Jedoch kenne ich mich zu gut, könnte ich überhaupt mit dem Gewissen leben durch schweigen ihr Schicksal zu entscheiden. Die Nacht brach an und zur Abwechslung schaute ich bei Alex hinein, um zu wissen wie es seiner Wunde ging. Ehrlich gesagt ging es mir weniger um ihn selbst, als mehr darum wie schnell ein biss heilen würde. Ich weiß, dass er davon nicht sterben wird, also habe ich Diesbezüglich auch keine Angst. Schon von weitem sah ich, dass die Tür geschlossen war. Sterben war ausgeschlossen, vielleicht war er genesen. Ein bisschen Freude breitete sich in mir aus. Ich klopfte tortzdem an die Tür, um auf nummer sicher zu gehen. Die Tür ging nach dem ernsten klopfen einen Spalt auf. Ich öffnete die Tür weiter und sah hinein. Komische Geräusche erfüllten den Raum. "Hallo?", fragte ich besorgt. Ich konnte die Geräusche nicht zuordnen. Aus dem Badezimmer hörte ich etwas auf den Boden fallen. Ein leises "scheiße", war zu hören. Eine Frau, genau genommen die, die sich um Alex gekümmert hat kam aus dem Badezimmer. Sie zog ihr Oberteil noch etwas runter, so dass die leichte Bekleidung nicht auffiel. Sofort wusste ich was hier los war. Mein Gesicht lief rot an. "E- Es tut mir so unendlich leid", stotterte ich vor mich hin. "Wenn du es jemanden sagst bist du dran", rief mir die unbekannte Männer Stimme aus dem Badezimmer hinterher. Ich suchte etwas Abstand und atmete tief durch. Mir war klar, dass Menschen in solchen Situationen gelegentlich Ablenkungen brauchten, aber musste die sich miteinander ablenken. Ich schüttelt den Kopf, da dadurch Konversationen oder gar bilder entstanden die mein Kopf am besten sofort vergessen sollte.
Irgendwo musste ich hin, um kurz durchatmen zu können. Wenn ich es niemanden sagen sollte, dann sollte besser jetzt niemand mein verstörtes Gesicht sehen. Menschen würde fragen stellen auf die ich keine gut erfundenen Antworten wüsste. Ich war noch nie gut darin mir lügen aus zu denken, zumindest gehe ich davon auch. Wenn man auf etwas stolz sein sollte, dann mit Sicherheit nicht darauf das zu können. So ein paar Notlügen bekam ich hin, nachdem ich sie mir gründlich überlegt habe. Ich überlegte, wer der Mann gewesen sein könnte. Jedoch entschied ich mich dafür, dass es besser wäre es nicht zu wissen. Ich hoffte nur, dass es nicht Alex war. Ich hielt ihn für jemanden der soetwas nicht tun würde ausserdem passte die Stimme nicht.
Als ich den Abstand suchte wollte ich beim Wissenschaftler vorbei, weshalb ich zu der Stelle ging an der er sonst arbeitete. Er war nicht da. Ich überlegte, ob er eventuell wissen könnte was ich weiß und abgehauen ist. Unmöglich, unterbrach ich meine eigene Gedanken. Es wäre irgendwem aufgefallen. Vielleicht holt er sich etwas zu essen. Erneut, ich machte mir zu viele Gedanken. Ich ging ein kleines Stück weiter zu der Stelle, von der wir sonst das Radioaktive Wasser holten. Schon von weitem sah ich dort jemanden sitzen. Ich hoffte einfach, dass es nicht der Wissenschaftler war, noch meine Mutter, da sie sofort erkennen würde das etwas mit mir nicht stimmen konnte. Ich setzte mich in die Nähe des Wasser auf einen Baumstamm. Er schien von gewissen Unwettern umgekippt zu sein. Ich versuchte die Person zu ignorieren, die auch am Wasser saß. Ich sah die Person nichtmal an. Es lief ungefähr nach dem Prinzip, wenn ich ihn nicht sehen sieht er mich auch nicht. "Ich hab hier noch nie jemanden gesehen", sprach mich diese Person an. Diese Stimme, ich wusste, dass ich sie kenne. Ich richtete meinen Blick auf. Es war Alex. Ein bisschen Erleichterung machte sich in mir breit. Ich dachte mir irgendwie, dass er, auch wenn er erkennen sollte das etwas nicht stimmte, unser grad der bekanntschaft nicht so ausgereift war das er nachfragen würde. "Bisschen Luft schnappen. Wir sind zu viele Bewohner. So langsam wird es nervig", erwiedert ich. "Tötlich trifft es wohl eher", kontert er. "Ich bin öfters hier, da ich wieder lernen sollte zu gehen bin ich hier ging gegangen abends hier geblieben und dann direkt zurück. So verlernt man das nicht", sprach er. Ich nickte nur, da ich nicht Wiedersprechen wollte das man das so schnell nicht verlernt. "Dein Zimmer jedenfalls wird jetzt schon genutzt", erwähnte ich. Irgendwie wollte ich es los werden. "genutzt?", hinterfragt er. "ja... Ähm.. Deine.. Nennen wir sie Ärztin lässt es sich da mit jemand anderen gut gehen", sprach ich kleinlaut. Eigentlich ging es mich nichts an, aber die Gewissheit das da jemand lag der was weiß ich wie viel Blut verloren hat finde ich etwas widerlich. Alex hingehen musste zuerst bloß lachen. "Wenigsten bin ich vorher noch raus gegangen", entgegnet er lachend. Langsam kriege er sich wieder ein. Ein Schweigen erfüllt das Ufer des Wassers. Ich blieb dem doch sitzen. Weniger wegen der Gesellschaft, viel eher, da ich die Luft für frisch hielt und die Ruhe genoss. Im Motel hörte man immer mindestens eine Person reden, bis auf nachts hatte man nie seine Ruhe.
"Gleich passiert das, was ich am meisten an diesen Ort mag", brach Alex die Stille. Die Sonne ging langsam unter. "Okay, ja das ist ganz hübsch", sprach ich. Er schüttelt seinen kopf :"Das meine ich nicht. Ja es ist tatsächlich ganz nett, aber ich meine die hier". Er deutete auf kleine in der Luft schwebende lichter die sich etwas über dem Wasser aufhielten. "Glühwürmchen", sprach er. Ich sah ihn verwirrt an. "Wer?", fragte ich. "Fliegende Tiere mit einem leuchtenden Hintern, wenn man es einfach halten will.", erklärte er. Ich verstand zwar nur grob, was die Tiere sein sollte, nickte aber. Im Nachhinein fand ich sie wunderschön. So wie sie über dem Wasser leuchteten. Ihre Spiegelung im Wasser ergänzte die untergehende Sonne. Das sind die schönen Seiten dieser Welt. Es gibt nicht nur Hass und tote. Es gibt auch wunderschöne noch unentdeckte oder vergessene Sachen.

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