Kapitel 14

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"Ruh dich auch aus, Nicami. Du hast die letzten Stunden sehr viel Macht angewendet." sagte Plo Koon ruhig.

"Das ist mein geringstes Problem, Plo." entgegnete ich ernst und verließ den Raum.

Ich ging die Gänge entlang, das Schiff war wesentlich kleiner, hatte allerdings einen Raum mit Panoramafenster.
Irritierend, auf solch einem Schiff.
Wobei auch nicht, schließlich dienten diese Schiffe auch für diplomatische Missionen.

Ich setzte mich auf eine Bank und zog all meine Waffen hervor und legte sie neben mich.
Meine zwei chromfarbenen Blaster, meine beiden Lichtschwerter sowie meine Vibroklinge.
Ich starrte eine Weile auf die Waffen ehe ich eines meiner Lichtschwerter nahm, es aktivierte und die schwarze Klinge mit goldenem Schimmer begutachtete.

Ich stützte meinen Kopf auf meine linke Hand und starrte auf die Klinge.

Diese Schwertklinge war so unendlich einzigartig und heiß begehrt unter Kopfgeldjägern und Rivalen. Zu oft versuchte man, mir diese Waffen abzunehmen. Nie ließ ich dies zu, tötete alle, die sich an meinem Hab und Gut vergriffen.
Ich nahm so viele Leben...

In meinen Gedanken versunken bemerkte ich nicht, dass ich nicht mehr allein im Raum war.

Lediglich ein Räuspern riss mich aus ihnen und ich fuhr erschrocken zusammen.

"Beeindruckend." hörte ich Wolffe sagen.
Schon wieder er.
Schon wieder in dieser komischen Situation.
Schon wieder allein mit ihm.

Ich drehte mich zu ihm, deaktiviert die Klinge und warf sie ihm zu.

Er fing sie selbstverständlich und begutachtete den Griff überrascht.

"Unglaublich leicht... Das hatte ich nicht erwartet." sagte er leise und erstaunt darüber.

Er kam auf mich zu und setzte sich neben mich.

Ich starrte aus dem Panoramafenster und regte mich nicht.

In meinem Augenwinkel sah ich, wie Wolffe mir das Schwert hinhielt und darauf wartete, dass ich es ihm wieder abnahm.

Ich sah ihn von der Seite an nahm langsam das Schwert und unsere Hände berührten sich einen Moment lang.

Diese Berührung setzte mich unter Strom, jedoch versuchte ich mir diesmal nichts anmerken zu lassen.
Sanft legte ich das Schwert zur Seite und starrte wieder hinaus in die Unendlichkeit.

Meinen Kopf stützte ich wieder auf eine Hand und stützte beide Arme auf meine Oberschenkel.
Wolffe legte seine Hände in seinen Schoß und sah vermutlich auch hinaus.

Schweigend saßen wir nun nebeneinander, lediglich wenige Centimeter voneinander entfernt.

Es war mittlerweile nicht mehr unerträglich in seiner direkten Nähe, ganz im Gegenteil. Ich genoss es. Er gab mir in diesem Moment Kraft und Halt.

So fühlt sich also die Ruhe vor dem Sturm an. Nie war mir dieser Moment so bewusst wie jetzt.
Nie zuvor machte ich mir so intensiv Gedanken darum, was passieren wird.

Die letzten Jahre, in denen ich allein unterwegs war, lebte ich nicht mehr.
Ich machte mir keine Gedanken darüber, was wäre, wenn ich nicht lebend von den Missionen zurück kam.
Erst recht machte ich mir keine Gedanken, wenn jemand anderes dies nicht überlebte.

Es war mir schlichtweg egal.
Ich hatte diese Gedanken erfolgreich weggesperrt.
Zu was war ich verkommen?
Ein Todesengel, todessüchtig und gnadenlos.

Immer nur darauf bedacht die Aufgabe zu erfüllen. Nur darauf bedacht, die Zielpersonen zu eliminieren, ohne darüber nachzudenken, ob dies das Richtige war.

Für mich gab es nur die Mission und der Tod.

Als ich Plo Koon und seine Männer auf Adana traf, durchbrach dies eine gewaltige Mauer in mir.
Und dann war da noch Wolffe.

Ich kann nicht mehr zu Lazarus zurück. Ich will nichts mehr mit Lazarus zu tun haben.
Ich will Lazarus tot sehen und meinen Seelenfrieden finden.

Zu sehr und zu lange habe ich unter Lazarus gelitten.
Dies erkannte ich erst jetzt und besonders deutlich im Hier und Jetzt. In diesem Moment.
An der Seite dieses dickköpfigen und selbstmörderischen Commanders.

Ich hoffe so sehr, dass niemand von seinen Männern, Plo Koon oder er sterben muss.
Mein kaputtes Herz, meine schwarze Seele, ich würde es nicht verkraften.
Wieso müssen sie sich wegen mir in solche Gefahr bringen?

Verdammt. Diese Gedanken zehren an meinen Kräften...
Ich fühle mich so unendlich müde...

Langsam öffnete ich meine Augen und versuchte zu erkennen, wo ich mich befand.
Ich war nicht mehr in dem Raum mit den Panoramafenster.
Ich lag in einem Bett, in einem dunklen Raum.

Fast schon panisch riss ich mich hoch und entdeckte meine Waffen auf einem Tisch neben mir, fein säuberlich hingelegt.

Was war passiert?
War ich eingeschlafen?
Mein Blick wanderte durch den dunklen Raum und blieb an einem weiteren Bett ein Stück von meinem entfernt stehend hängen.

Dort lag jemand mit dem Rücken zu mir gedreht.
Der Rüstung nach zu Urteilen handelt es sich um Wolffe.
Vermutlich hatte er mich hier her gebracht und war selber von den letzten Tagen so erschöpft, dass er sich auch schlafen gelegt hatte.

"Commander Wolffe, Nicami, bitte kommen. Wir erreichen in Kürze die Koordinaten." sprach Plo Koon über den Comlink.

Wolffe grummelte etwas verschlafen, drehte sich auf den Rücken, seufzte, setzte sich an die Bettkante und strich sich langsam über sein Gesicht.

"Guten Morgen Schlafmütze." ärgerte ich ihn grinsend und kassierte einen verdutzten Blick.

"Wer ist hier die Schlafmütze? Bist einfach neben mir eingeschlafen und fast von der Bank gefallen." ärgerte er mich zurück und ich würde sofort still.

"Wir sollten zur Brücke." flüchtete ich mich, stand auf, legte meine Waffen an und verschwand aus dem Raum.

Auf der Brücke angekommen sah man bereits einen angsam zerfallenden Planeten, welcher sich vor uns erstreckte.

"Düster." raunte einer der Soldaten.
Recht hat er. Duster beschreibt diesen Ort sehr gut. Dass es hier Bewohner gibt, ist mir schleierhaft.

"Jetzt wird es ernst." flüsterte ich ehrfürchtig vor dem, was uns dort erwarten würde.

"General, der Kreuzer wird in ungefähr fünf Stunden auch hier eintreffen." sagte Wolffe zu seinem Jedi.

Ich nahm es nur am Rand wahr, zu sehr war ich auf diesen Planeten versteift.

Irgendetwas... Irgendetwas war komisch.

Die Fregatte trat in die Atmosphäre ein und landete in einer großen Senke.

Wir begaben uns zur Schleuse und ich öffnete sie.
Die Laderampe fuhr aus und ich verließ zielstrebig das Schiff.
Die anderen zögerten einen Moment und folgten mir anschließend mit gezogenen Waffen.

Ich hielt an und beobachtete die Gegend.

"Und jetzt? Wie finden wir den Attentäter?" fragte sich ein Soldat.

"Keine Sorge, wenn es darum geht, finden Sie uns schon." antwortete ich trocken und fand eine Fährte.

"Das sind Spuren von Truppen." deutete ich die Fährte und folgte ihr fest entschlossen.

"Nicami, jetzt warte doch kurz!" rief Wolffe.

"Keine Zeit, Commander. Hier geht's lang." entgegnete ich und die anderen setzten sich endlich in Bewegung.

~1071 Wörter

Nicami - the lone white raven - a Star Wars TCW story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt