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Eine Stille herrschte, wie sie es nur in den horrormäßigsten Filmen zu sehen gab. Niemand lief draußen herum. Kinder spielten nicht auf den Spielplätzen. Lichter waren ausgeschaltet und ein dichter Nebel belagerte das Dorf, welches, wie ausgestorben zu sein schien. Doch dem war nicht so! Ein fünf jähriges Kind, welches auf einem Spielplatz, auf der Schaukel saß und ein Lied vor sich hin summte, brachte tatsächlich etwas Leben in die düstere Gegend. Mit seiner kinderlichen Stimme sang das Kind immer und immer wieder den gleichen Text:

"Kinder raus, das darf nicht sein! 

Frauen raus, das darf nicht sein!

 Männer raus, Kämpft!

 Ungeheuer kommen, holen Frau und Kind!

Singt ganz laut; sie werd'n flieh'n!

Gebt ein Laut; sie hol'n Dich!

Kinder raus, das darf nicht sein!

Frauen raus, das darf nicht sein!

Männer raus, mit Hak und Beil! Kämpft!

Singt ganz Laut, das Drachen Lied!

Sie werden kommen. Psst PASST AUF!

Schreit, rennt und flieht in den Wald!

Psst gebt acht auf Holz und Bein!

Kein Mucks darf sein!

Psst passt auf! Sie kommen bald!"

Der Wind heulte durch die Äste der Tannen, die um den Spielplatz herum standen. Der Nebel wurde dichter und verschlang das Kind, welches immer noch auf der Schaukel saß; hin und her schwang und weiterhin sein Lied summte, welches seine Mutter ihm beigebracht hatte. Stille. Keinen Laut hörte man. Die Tiere verkrochen sich tiefer in ihre Höhlen, Erdlöcher und in den Wald hinein. Die Menschen versteckten sich in ihre Keller, wenn sie welche besaßen und warteten ängstlich auf das Ereignis welches bald folgen sollte. 

Und dann passierte es! Drachen stürzten vom Himmel, krachten bei der Landung in die Häuser ein und verwüsteten das Dorf! Schnappten sich die schreienden Wesen und entführten sie hinaus in die Lüfte.

Das Kind welches noch unbemerkt auf der Schaukel saß und vom dichten Nebel umarmt wurde, bemerkte den ganzen tumult um ihn herum nicht und schaukelte Gedankenverloren einfach weiter, bis ein Drache genau vor ihm zum landen kam und ihn aus kalten roten Augen aus ansah. Erschrocken zuckte der Junge zusammen und sah mit großen Augen zu dem Untier, welches nun seinen Kopf zu dem kleinen streckte und an ihm zu schnuppern begann. Wimmernd bewegte sich das schwarzhaarige Kind nicht und hoffte, dass er lebend davon kommen würde.

Plötzlich ertönte ein Donner grollendes Brüllen, welches den Drachen den Kopf ruckartig drehen und erheben ließ ehe seine Augen, rot zu leuchten begannen und er Blitzschnell den Jungen schnappte und sich hoch in die Lüfte erhob. Vor Panik blieb dem kleinen Jungen das Herz stehen und schrill kreischte er auf, rief um Hilfe und strampelte mit Armen und Beinen um aus den Klauen des Ungeheuers zu entkommen. Eines führte zum anderen. Der kleine Junge, mit den Pech schwarzen Haaren, überanstrengte sich, verfiel der Panik und tauchte Schlussendlich in ein tiefes Schwarz ein, welches ihn, verwirrenderweise, zu beruhigen schien.

Er wachte das nächte Mal in einer dunklen Tropfsteinhöhle auf, welche einen kleinen See hatte, der in einem hellen Cyan leuchtete und dem Kind etwas Licht spendete. Panisch kroch er an die nasse, kalte Wand und zog seine Knie fest an seine Brust, die er mit seinen kleinen dünnen Armen umschlang. Für eine ganze Weile hörte man nur die Wassertropfen von der Decke fallen bis plötzlich kleine Schritte zu vernehmen waren, die von einem dunklem Gang ertönten und den Jungen ängstlich aufwimmern ließ. Doch seine Angst umsonst. Ein weiterer kleiner Junge kam in die Höhle gerannt und blickte sich suchend um, bis er den zusammen gekauerten Jungen an der Höhlenwand erblickte und zu ihm geeilt kam.

Er beherrschte die Sprache der Menschen nicht. Und so zog er den Fremden, gleichaltrigen Jungen hoch und zerrte ihn hinter sich her. Er wehrte sich, zog kräftig an seinem Arm, damit er ihn frei ließ, doch seine mickrige Karft reichte nicht. Sie rannten den Gang entlang, den er gekommen war und kamen kurze Zeit später ans Tageslicht. In schwindelnder Höhe standen die beiden Jungs auf einem Felsvorsprung. Während der eine, den frischen Wind durch seine Haare ziehen ließ und genießerisch die Luft einatmete, verfiel der zweite beinahe wieder in panik. So hoch! Man konnte die Tannenkronen nur noch als kleine schwarze Punkte ausmachen so hoch waren sie! Oh Hilfe! Wieso half ihm denn keiner?! Nach Luft schnappend stolperte er zwei Schritte zurück. Er wollte hier weg! Er wollte zu seinem dunklen und kruseligen Dorf zurück! Er wollte nach Hause! In sein schebiges Zimmer von dem Heim, in dem er aufwuchs!

So vergingen die Jahre. Beide Jungs wuchsen zu wunderschönen jungen Männer heran. Wurden erst beste Freunde ehe ihre Herzen für einander schlugen. Kun, hieß der schwarzhaarige Junge, der von dem Drachen entführt wurde. Chan, war der Drache selbst.

"Kun?", fragte Chan als sie beide in ihrem Bett, welches aus Blättern und Stroh bestand, lagen und zusammen kuschelten. Kun lag mit seinem Kopf auf der Brust seines Freundes und dieser streichelte ihm durch seine Pech schwarzen Haare. "Ja?", antwortete Kun nuschelnd und kuschelte sich noch mehr an die durchtrainierte Brust von Chan. "Ich habe dir all die Jahre, die wir uns nun kennen etwas verheimlicht, weil ich Angst hatte es würde unsere, egal welche Art von Beziehung, zerstören. Ehrlich gesagt habe ich immer noch Angst, dass du mich Hassen wirst." Kun setzte sich auf und sah seinen Freund misstrauisch an. Bat ihn jedoch fort zu fahren. "Ich bin der Drache, der dich Damals hier her gebracht hat. Ich bin der Drache, der dich aus deinem Zuhause gerissen hat." Kun zog erschrocken die Luft ein, blieb ein paar Minuten in der Schockstarre ehe er kurz nickte, als würde er einen seiner zahlreichen Gedankengänge zustimmen und verzog seine Lippen dann zu einem leichten Lächeln ehe er sich wieder auf Chans Brust legte. "Ist Okay, Channie! Wenn wir Ehrlich sind hast du mich eher vor diesem düsteren Dorf gerettet anstatt entführt." Seufzend legte Chan seine Arme um Kun und verkrub seine Nase in dessen Haare. "Danke!", flüsterte er leise und schloss seine Augen.

Ein weiteres Jahr verging und beide Männer wuchsen näher zusammen. Niemand konnte sie trennen. Dachten sie jedenfalls. Denn auf einmal war der Himmel mit Drachen bedeckt und brüllender Donner zerschlugen den Wind. Panisch sah sich das Paar an. "Ich werde da jetzt raus gehen und gucken was passiert! Bleib hier und komme nicht raus! Hast du verstanden? Egal was passiert bleib in der Höhle versteckt!", besorgt schlang Chan seine Arme um den dünnen Körper seines Freundes, der ängstlich etwas zu Zittern begann. "Pass auf dich auf! Und komme ja wieder zu mir zurück! Verstanden?!" Chan nickte, küsste zärtlich die Lippen seines Freundes und verschwand dann aus der Höhle.

Mitten im Gefecht ertönte ein lautes Brüllen und ein Drache rief nach Chan. "Chan! Sie mal was wir gefunden haben!", lachend sah der Fremde zu dem Menschen hinab, der sich aus seinen Fängen befreien versuchte. Chan tötete noch schnell den Drachen, den er in seinen Klauen gehalten hatte ehe er seinen Blick zum Berg richtete und dort den Anführer der Black-Dragonbloods sah, der seinen Freund im festen griff hatte. Chans Augen verkleinerten sich, wurden roter und fingen an vor Wut zu leuchten. Brüllend stürzte er auf seinen Feind zu, bereit um seinen Seelenverwandten zu befreien als Kun urplötzlich zusammenzuckte, die Augen verdrehte und in sich zusammen, auf den Boden, fiel. Chan blieb in der Luft stehen. Er horchte nach dem Herzschlag seines Freundes. Nichts. Stille.

Eine Legende besagt, dass wenn ein Seelenverwandter seinen Partner verliert, dieser entweder auch stirbt oder aber er seinen Verstand verlieren würde. Chan verlor alles. Seine Ehre. Seinen Verstand. Alles was ihn gutherzig sein ließ, verlor er. Ab diesem Tag; nach diesem Massaker sah Chan nur noch rot. Er wollte Rache! Und diese holte er sich auch!

TO BE CONTINUED...

ƭɦε ∂૨αɠσɳɓℓσσ∂ ℓεɠεɳ∂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt