Teil 18

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Am Donnerstag nach Menschenkunde toben wir wieder draußen im Schnee. Das lange Sitzen im Klassenzimmer macht mich immer fast wahnsinnig. Jetzt renne ich auf meinen weichen Pantherpfoten durch den hohen Schnee, in dem ich immer wieder fast bis zum Bauch einsinke. Ich versuche Cliff und Tikaani zu entkommen, die von Holly mit keinen Schneebällen attackiert werden. Tikaani erreicht mich schließlich als erstes. Lachend rollen wir als Knäul aus Fell und Schnee den kleinen Hügel nach unten.

Als ich mir unten den Schnee aus dem schwarzen Pelz schüttle, sehe ich Lou, wie sie sich im Schnee wälzt und jetzt weiße Klumpen in ihrem braunen Fell hängen. In der Ferne kann ich Carag erkennen. Er liegt als Puma auf den Steinen vor den Fenstern der Jungen und sieht uns zu. Ich habe das Gefühl, dass er seine Taten bereut. Die letzten zwei Tage ist er sehr nett zu mir gewesen, aber hat trotzdem immer Abstand gehalten und mich in Ruhe gelassen, wenn ich das wollte.

Während ich versuche, Cliff im Schnee einzugraben, was mir nicht wirklich gelingt, höre ich plötzlich einen Schrei in meinem Kopf. Es ist kein Satz, oder ein Wort, sondern nur pures Entsetzen, Schmerz und Schock. Ich lasse von Cliff ab und wirbele im Schnee herum. Das erste was ich sehe ist eine zimtfarbene Raubkatze. Zuerst denke ich, es ist Carag, doch dann erkenne ich ihn. Es ist Milling. Vor ihm auf dem Boden liegt Leroy, um den sich der Schnee rosa färbt. Gerade schleudert Milling Cookie aus seinem Gesicht, die versucht hat, ihm die Augen auszukratzen.

Ohne zu Zögern stürmen die umstehenden Schüler los. Als Raubkatze und guter Sprinter bin ich als erstes bei ihm. Fauchend werfe ich mich auf ihn und drücke ihn in den Schnee. Ebenfalls fauchend windet er sich unter mir heraus. Jetzt stehen wir uns gegenüber. Eine braune und eine schwarze Schnauze. Umringt von anderen Schülern. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Miro vorsichtig den blutenden Leroy aus der Gefahrenzone hebt.

Was willst du? Fauche ich in seinen Kopf.

Du weißt, was ich will.

Vergiss es. Langsam umkreisen wir uns.

Sieh dir doch an, was ich tun kann. Er weist mit dem Kopf auf die Blutspuren von Leroy.

Hau ab! Fauche ich.

Nicht ohne dich. Verräterin.

VERSCHWINDE!

Das scheint die anderen aus ihrer Trance zu schleudern. Innerhalb von einem Herzschlag packt ein Polarwolfgebiss seinen Schwanz und ein weiteres Wolfsgebiss seine Vorderpfote. Ein Rabe reißt ihm einzelne Schnurrhaare aus. Ein bedrohliches Brummen vom Rand des Waldes lässt uns von ihm ablassen. Dort steht ein Bär, sicher zwei Mal so groß wie Berta. Hinter meinem Rücken höre ich die Tür quietschen. Miro ist mit Leroy nach drinnen gekommen.

Leicht humpelt läuft Milling zu dem Bär am Waldrand.

Überleg dir, was du tust, Lisa. Ich kann so viele Freunde von dir töten, wie ich will! Mit diesen Worten verschwindet er im Schutz des Bären im Wald.

Stumm starren wir auf die Blutlache von Leroy. Frankie hebt die bewusstlose Cookie auf. Leroy konnte nicht tot sein. Das konnte er nicht.

Eine Tripelwandlerin an der Clearwater HighWo Geschichten leben. Entdecke jetzt