[03] serendipity

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Draco Malfoy x Harry Potter - Serendipity

geschrieben von yellowbrownie

»So just forget about the world, we're young tonight.«

serendipity
(n.) finding something good without looking for it

-

Ich konnte es nicht glauben.
Als ich mit meinem Feuerblitz in der Hand auf das Spielfeld kam, zog ein anderer Schüler schon oben in der Luft seine Runden. Es war nach neun Uhr abends, zwar noch hell, da es Hochsommer war, aber ich hatte fest damit gerechnet, dass Quidditchfeld für mich alleine zu haben.

Nachdem mein Date mit Ginny mehr als unglücklich ausgegangen war, wollte ich jetzt nur noch eins - Ablenkung. Und da Quidditch meine größte Leidenschaft war, hatte ich mir sofort meinen Besen geschnappt und war hier hergekommen. Nur, um festzustellen, dass ich hier nicht meine Ruhe haben konnte.

„Egal", murmelte ich, stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und flog in einer großen Kurve Richtung Torringe.

„Bisschen rumfliegen werd' ich ja wohl trotzdem können."

Eigentlich bin ich hier hergekommen, um alleine zu sein, aber anscheinend wird mir nicht einmal dieser Wunsch erfüllt. Potter ist hier, er übt gerade die Faultierrolle und scheint mich nicht zu bemerken. Ich entschließ mich dazu, dem Ganzen eine Chance zu geben, schließlich mussten wir nicht miteinander reden oder ähnliches und stieg auf meinen Besen.

Nachdem ich einige Runden geflogen war, darauf bedacht, den anderen Spieler zu ignorieren - ich wusste nicht, wer es war, aber der dunkelgrüne Pullover bestätigte meinen Verdacht, mit einem Slytherin zusammen in der Luft unterwegs zu sein - landete ich schließlich bei meinen Sachen, da es dunkel wurde.
Als Quidditchkapitän würde ich wahrscheinlich keine Probleme bekommen, wenn ich nach der Sperrstunde zurück ins Schloss zurückkehrte, aber ich wollte nichts riskieren.

Die Bäume raschelten im Wind und plötzlich hörte ich eine all zu bekannte Stimme hinter mir.

„Potter?"

Ich drehte sich wie in Zeitlupe um und seufzte, als ich Draco Malfoy mit klitschnassen Haaren und einem überraschten Gesichtsausdruck gegenüberstand. Normalerweise machte mich die Anwesenheit von Malfoy immer wütend, aber gerade hätte es jeder andere Schüler auf Hogwarts sein können, ich wollte einfach nur meine Ruhe.

„Was machst du hier?", fragte ich also, in der Hoffnung, mein Gegenüber würde mich bald wieder in Ruhe lassen. „Wonach sieht's denn aus?", grummelte dieser nur und verschränkte die Arme vor der Brust.

Die grauen Augen des Slytherins durchbohren mich schon fast, aber ich blieb ruhig. Irgendetwas ist hier falsch.

Man sah Potter sowas von an, dass er geheult hatte. Ich war wenigstens so schlau gewesen und hatte alle Spuren entfernt, aber Merlin, der Auserwählte sah echt scheiße aus. Anscheinend ging's ihm auch nicht so gut. Aber das war gerade mein kleinstes Problem, Potter kann sich gut selbst versorgen.

In derselben Sekunde, als ich diesen Gedanken hatte, fing der Gryffindor an zu heulen.

Ich weiß nicht, wie ich in diese Situation gekommen bin, aber es ist spät abends, ich stehe Draco Malfoy auf dem Quidditchfeld gegenüber und heule. Einerseits hoffe ich, dass das hier alles ein Traum ist, ich gleich aufwache und das Date mit Ginny noch nicht gelaufen ist - andererseits bin ich irgendwie erleichtert.

Ja, ich weiß, das ist total bescheuert. Aber die Tatsache, dass Malfoy mir gerade unbeholfen seinen Schal gegeben hat - was eigentlich total dumm ist, da ich nicht friere, sondern weine - doch ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken.

Ich bin so ein Idiot, ich habe Potter doch tatsächlich meinen Schal in die Hand gedrückt. Ich weiß nicht, wie man mit weinenden Leuten umgeht, aber so auf jeden Fall nicht.

Ich bin drauf und dran, mich umzudrehen und einfach zu gehen, da mir das Ganze so unangenehm ist, aber dann sehe ich, wie der Schwarzhaarige anfängt, zu lächeln.

Vielleicht habe ich ja ausnahmsweise mal richtig gehandelt.

Ich weiß nicht, warum ich ihn gefragt habe, ob mit ihm alles okay ist. Ich bin derjenige, dem Tränen über das Gesicht laufen, aber ich frage ihn, wie es ihm geht. Und er antwortet mir.

Ich weiß nicht, warum ich Potter erzählt habe, was los ist. Er steht vor mir und heult, und ich erzähle ihm von meinen Gefühlen. Obwohl Potter mir nicht wichtig ist und ich seine Meinung nicht brauche, frage ich ihn danach. Ich habe Angst, dass er mich abstoßend findet.

Nun laufen bei mir auch die Tränen, als Potter mir versichert, dass es ihm egal ist, ob ich mich in Mädchen oder Jungs verliebte und dass mein Vater ein Idiot sei, wenn er das nicht verstehen würde. Ich bedanke mich bei ihm, er fragt, wofür. Ich... verdammt, warum habe ich das getan? Ich umarme ihn einfach nur und schließe meine Augen.

Es fühlt sich so gut an, einfach nur in seinen Armen zu liegen. Seine blonden Haare sind nur Millimeter von meinen Fingerspitzen entfernt. Er riecht nach alten, verstaubten Büchern, frischem Apfelkuchen und schwarzem Tee. Ich möchte ihn nie wieder loslassen.

Dann erinnere ich mich daran, was er gesagt hat. Ich habe mich noch nie so verstanden gefühlt. In Gedanken stelle ich mir vor, wie die Dursleys reagieren würden, wenn ich erzähle, dass ich mich in einen Jungen verliebt habe. Als ich lache, löst sich der Slytherin von mir.

Er stellt keine Fragen, er schaut mich einfach nur an, und nimmt dann meine Hand.

Ich habe Angst, dass unser Moment gleich vorbei ist. Ohne lange darüber nachzudenken, greife ich nach seiner linken Hand.

Er schaut mich an, und plötzlich ist mir alles egal. Ich sehe nur noch den schwarzhaarigen Jungen vor mir, der mich anlächelt und meine Hand leicht drückt.

Ich habe vergessen, warum ich eigentlich hier bin. Es spielt keine Rolle.

Ich möchte ihn küssen.

Ich möchte meine Lippen auf seine legen, ihn an mich drücken, seine Haare verwuscheln, mit ihm zusammen lachen und seine Hand halten. Ich möchte bei ihm sein.

Ich habe ihn geküsst. Er hat mich nicht weggedrückt.

Er hat mich geküsst. Ich will, dass dieser Moment nie endet.

Ich liebe ihn.

Erschrocken fuhr ich hoch. Mein hektischer Atem klang unfassbar laut in der Stille, die mich umgab. Mein Herz raste und ich wagte nicht, die Augen zu öffnen. Ich wollte nicht, dass dies nur ein Traum war. Es durfte kein Traum sein. Ich öffnete meine Augen. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnte, jetzt erkannte ich die Umrisse des Schlafsaals in Hogwarts.

Es war nur ein Traum. Ich schloss meine Augen wieder, in der Hoffnung, wieder bei Draco auf dem Quidditchfeld zu sein. Als ich sie wieder öffnete, war er immer noch nicht da. Meine Gefühle für ihn allerdings stärker denn je.

Resigniert griff ich nach der dunkelroten Bettdecke, die neben mir lag - und hielt inne. Einzelne, blonde Strähnen schauten unter der Decke hervor, und als sich mein Blick verschärfte, sah ich, wie sie sich in regelmäßigen Abständen hob und senkte.

Ich hob die Decke an und kuschelte mich an den tief und fest schlafenden Slytherin. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich neben ihm ein.

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