Bin ich wirklich glücklich?

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*Nicos Sicht*

„Da bist du ja endlich, man!" Arian kommt auf mich zu, umarmt mich kurz und guckt mich dann prüfend an. „Du siehst müde aus, Bro." Ich lächle nur „erzähl ich dir in Ruhe später. Aber ich muss unsere Verabredung heute Abend leider absagen. Ich habe Mist gebaut gestern Abend, und um das wieder gut zu machen, musste ich Lena einen Abend zu zweit versprechen." Ich hasse es, Arian abzusagen. Er ist mein bester Freund und ich genieße die Zeit mit ihm sehr. Wobei ich mich auf heute Abend natürlich auch freue. Das wird ein Vergnügen! „Schon gut. Hört sich ja nach großem Mist an, den du da gebaut hast, aber jetzt müssen wir anfangen. Die anderen sind schon total genervt und du musst echt was liefern Nico. Wir sind im Verzug und du willst doch bald dein Album rausbringen. Ich nicke und wir gehen zu den Anderen.

Nach drei Stunden harter Arbeit und vielen Songideen, die mehr oder weniger Potenzial hatten, habe ich noch eine halbe Stunde Zeit mit Arian zu reden. Und diese Zeit brauche ich auch. „Irgendwie ist es gerade nicht so einfach zwischen Lena und mir. Sie hat das Gefühl, das sie mir nicht genügt und ich höre nur noch Vorwürfe von ihr. Aber ich liebe sie und ich will sie nicht verlassen. Ich möchte das hinkriegen." Ich merke das ich sehr verzweifelt klinge. „Bro, wenn ihr das wirklich wollt, schafft ihr das auch. Ich meine, ihr wollt bald in eine gemeinsame Wohnung ziehen, weil deine zu klein für euch beide ist. Und wenn du sie liebst, wirst du alles für sie tun, das weiß ich." Aufmunternd lächelt er mich an und irgendwie fühle ich mich auch schon besser. „Es ist ja nicht nur das. Ich habe jemanden wieder getroffen. Jemanden von früher. Und sie bringt mich total durcheinander. Ich war gestern mit ihr unterwegs und habe Lena nichts davon erzählt. Dann war ich total spät zu Hause und habe Lena auch noch angeschnauzt, weil sie Frey kritisiert hat." Schon wieder fahre ich mir durch die Haare, wie immer, wenn mir etwas sehr unangenehm ist. „Frey?! Etwas die Frey von Mallorca?! Von der du nichts erzählst?!" Arians Augen werden groß. „Ja, genau die. Und wir haben uns echt gut verstanden....bis ich scheiße gebaut habe, Arian." Ich merke wie Wut in mir aufsteigt. Wut auf mich selbst. Ich war so dämlich. „Du hast sie doch nicht etwa geküsst?" „Nein! Wir sind beide glücklich vergeben! Und wir sind nur Freunde. Ich war ziemlich angetrunken und habe ihr gesagt, dass ich sie nie vergessen konnte. Und dann bin ich einfach abgehauen." „Oh Nico! Was hast du da nur angestellt? Ist Frey dir böse?" Ich schüttle den Kopf. „Nein, Gott sei Dank nicht. Sie hatte Streit mit ihrem Typen gestern, weil wir uns getroffen haben." „Ihrem Typen?" Arian hob eine Augenbraue hoch. „Ja, Adrian heißt er. Ist wohl Arzt und kommt aus einer angesehenen Familie. Hab ihn gegoogelt. Der Typ scheint echt beliebt zu sein." Ich zucke mit den Schultern. Arian lächelt mich an „Du hast ihn gegoogelt?!" „Ja, sagte ich doch. Warum?" Er schmunzelt. „Nico, kann es sein, das du eifersüchtig auf den Kerl bist? Weil er mit Frey zusammen ist?" Ich merke wie meine Augen sich weiten. Nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber Arian hat es auch gesehen. „Nein, bin ich nicht. Ich wollte nur wissen, mit wem Frey zusammen ist. Schließlich war, beziehungsweise ist sie mir wichtig." „Na klar." Sagt Arian in einem komischen Tonfall. Doch ich habe keine Zeit ihn zu fragen was das soll, denn genau in dem Moment piept mein Handy.

Von Lena: Hey Schatz. Ich kann früher gehen. Bin in 45 Minuten da. Ich freue mich 😉

„Shit! Ich muss los Kumpel, sorry. Lena kommt gleich wieder und ich muss noch duschen und alles vorbereiten." Arian grinst breit. „Viel Spaß Nico. Wir sehen uns morgen. Pünktlich!" „Um 10 Uhr, oder?" frage ich sicherheitshalber nochmal nach. Arian zwinkert mir zu „11 reicht auch, bei der Nacht, die du vor dir hast. Aber dann wirklich!" Dankbar umarme ich ihn und verlasse das Studio.

Zu Hause angekommen dusche ich mich schnell, ziehe mich um und räume die Wohnung auf. Sind noch genug Kondome im Nachtschränkchen? Schnell schaue ich nach. Alles gut, das sollte reichen. Auch im Wohnzimmer überprüfe ich schnell unseren Vorrat und setze mich dann mit der Champagnerflasche aufs Sofa. Gerade als ich mich hingesetzt habe, höre ich die Schlüssel im Schloss und die Tür geht auf. „Schatz! Da bist du ja!" Ich springe auf und komme auf sie zu. Sie grinst, schmeißt ihre Tasche in die Ecke und streift sich die Sandalen von den Füßen. Schnell mache ich die Wohnungstür zu und sie Lena an mich. Sie fängt an mich zu küssen und grinst dabei in den Kuss hinein. „Das wird eine tolle Nacht, warte ab." Flüstere ich ihr ins Ohr und schlinge meine Arme um sie. Ich ziehe sie immer weiter Richtung Sofa, bis wir schließlich da weiter machen können, wo wir heute Mittag aufgehört haben.

Nach der ersten, ziemlich genussvollen, Runde, setzen wir uns auf und trinken den Champagner. Irgendwann stellt sie das Glas weg und grinst mich an. Ich weiß genau was sie will, auch wenn sie sich es nicht holen kommen wird. Es geht also in die nächste Runde und ich verwöhne sie richtig....

Ziemlich spät in der Nacht schlafen wir, eng umschlungen ein.

Morgens werde ich davon wach, dass Lena mich wieder küsst. Jedoch ist mir irgendwie nicht bewusst das es Lena ist, denn geträumt habe ich bis gerade von jemand anderem. „Du hast ja schon wieder Laune." Säuselt sie mir ins Ohr und ich merke wie ihre Hand unter der Decke nach mir sucht. Fuck! Ruckartig öffne ich meine Augen und das liegt nicht daran, dass sie mich gefunden hat. Fuck, die Laune kommt garantiert nicht durch Lena, sondern meinen Traum. Sofort fühle ich mich schuldig, was macht Frey nur mit mir...?!

*Freys Sicht*

Nachdem wir uns ausgesprochen haben, fängt Adrian an mich zu küssen. Ich erwidere seine immer fordernden werdenden Küsse und wir landen im Schlafzimmer, in dem wir unsere Zweisamkeit genießen. Danach bleiben wir noch ein wenig liegen und kuscheln. Jedoch nicht lange, denn wie Adrian ist, muss er gleich wieder aufstehen. „Ich dusche eben und dann setze ich mich noch ein bisschen an meine Unterlagen. Du solltest auch noch lernen Schatz." Lächelnd verschwindet er im Bad. Ich habe gar keine Motivation zu lernen. Allein der Gedanke an den dicken, stumpfen Wälzer lässt mich gähnen. Momentan zieht sich Jura doch ein wenig. Manchmal frage ich mich, ob ich das wirklich möchte. Ich habe ja auch andere Interessen und ich hatte auch lange Zeit nicht den Wunsch Anwältin zu werden. Meine Eltern haben mich irgendwann überzeugt, dass genau das mein Ding ist und ich Jura studieren sollte und ich habe ihnen das auch geglaubt, aber die Begegnung mit Nico hat mich an alte Zeiten erinnert. Bin ich heute wirklich glücklicher als damals? So wie Adrian und meine Eltern mir das die ganze Zeit erzählen? Ich gehe in die Küche, koche uns eine Kleinigkeit und setze mich dann an meine Unterlagen. Morgen sollte ich echt wieder in die Uni. Aber die Leute da sind nicht halb so nett wie die an meiner alten Uni. Da merkt man wieder, das hier die ganzen Kinder der angesehenen Anwälte studieren. So wie ich jetzt. Oh man. Dieses elitäre Verhalten geht mir schon auf die Nerven. Als ob einer von uns besser wäre, als ein normaler Handwerker oder Künstler.

Die ganze Zeit versuche ich mich wieder zu konzentrieren, doch es geht nicht. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, das falsche zu tun, wenn ich Jura studiere.

Der Rest des Abend läuft ganz entspannt ab, bis wir schließlich ins Bett gehen und schlafen.

I can love you BetterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt