Um der alten Zeiten willen

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*Freys Sicht*

Was mache ich jetzt nur?! Unschlüssig stehe ich draußen vor der Tür und habe keinen Plan, wohin ich gehen soll. Der erste klare Gedanke, den ich fassen kann, ist Nico. Ich nehme also mein Handy raus und wähle seine Nummer. Das Freizeichen ertönt und danach passiert lange nichts. In dem Moment, in dem ich schon auflegen will knistert es plötzlich am anderen Ender der Leitung und Nicos Stimme ertönt. „Frey. Hey! Wir waren doch erst heute Abend verabredet, oder?" irgendwie klingt er abgelenkt und außer Atem. „Ja, aber es ist alles aus der Bahn gelaufen." Plötzlich merke ich wie Tränen mir in die Augen schießen und ich fange an zu schluchzen. „Was ist passiert?" Plötzlich klingt Nico doch aufmerksam. „Adrian ist ein Idiot! Und meine Eltern störrischer als je zuvor! Wenn das überhaupt möglich ist. Ich weiß nicht wo ich hin soll." „Oh Frey, was ist denn genau passiert?" fragt er, ziemlich besorgt. Das mag ich so an ihm. Er gibt mir immer das Gefühl wichtig zu sein. „Das ist kompliziert, muss ich dir in Ruhe erklären." Sage ich schnell, um ihm nicht die ganze Geschichte erklären zu müssen. „Na gut. Wie kann ich dir helfen? Egal was, sag es einfach!" „Ich brauche ein Hotel. Aber ich habe noch keine Ahnung von dieser verfluchten Stadt! Kennst du irgendeins. Eins wo ich vor allem ohne Reservierung jetzt noch ein Zimmer bekomme?" ich höre mich echt verzweifelt an, dass merke ich selbst, doch mir geht es wirklich nicht gut. „Lass mich kurz nachdenken." Sagt Nico, dann schweigt er eine gefühlte Ewigkeit. „Warte, ich rufe dich in zwei Minuten wieder an. Versuch dich in der Zwischenzeit ein wenig zu beruhigen. „Okay? Danke." Antworte ich etwas verwirrt, doch er hat schon aufgelegt. Unschlüssig gehe ich die Straße ein Stück runter, um mehr Abstand von Adrian und der Wohnung zu gewinnen. Gerade an der Straßenecke angekommen klingelt mein Handy. „Nico?" frage ich, etwas dämlich in den Lautsprecher. Ich höre ihn grinsen „Ja, wer denn sonst? Ich habe ein Hotel für dich! Ich schicke dir gleich die Adresse und den Namen. Du hast die Zimmernummer 49 und das volle Luxuspaket mit Sauna etc. Als Entschuldigung für mein Verhalten Anfang der Woche und weil ich jetzt noch nicht zu dir kommen kann." Wow, das hat er echt für mich getan? „Wie hast du das denn hinbekommen?" „Naja, ich habe mittlerweile so meine Kontakte." antwortet er amüsiert. „Oh. Danke! Ich weiß gar nicht wie ich dir genug danken könnte." „Ich hätte da eine Idee. Du gehst gleich in dein Hotelzimmer, entspannst dich ein wenig, lässt dich massieren und dann gehst du Frustshoppen. So wie früher. Und ich will nachher ein richtiges Disko-Outfit sehen. Nicht so wie letztes mal, als wolltest du auf eine Gala und Champagner trinken, sondern so wie früher, als Teenie. Das will ich dafür, dass ich dir das Hotelzimmer besorgt habe." Er lacht kurz und auch ich muss lachen. „Du lachst ja!" stellt er erfreut fest. „Ja, dank dir! Du bist der Beste!" „Da bin ich ja fast geschmeichelt! Also, ich erwarte nachher ein super Outfit! Ich bin um 17 Uhr bei dir." „Hatten wir nicht gesagt 16:30 Uhr?" frage ich, ehrlich verwirrt. „Ja, hatten wir. Aber du kennst mich doch. Pünktlichkeit ist nicht so meins." Ich muss lächeln „Dass stimmt. Dann bis später! Und Danke nochmal." Wir verabschieden uns und kaum habe ich aufgelegt vibriert mein Handy auch schon und eine Nachricht von Nico, mit der Adresse des Hotels erscheint auf meinem Display. Er ist wirklich der Beste!

Einige hundert Meter weiter finde ich schon ein Taxi, steige ein und sage dem Fahrer die Adresse. Er nickt nur knapp und fährt los. Und wie er losfährt! Er hat einen ganz furchtbaren Fahrstiel und ich habe ich Sorgen lebendig am Hotel anzukommen. Gesprächig ist der Fahrer wirklich nicht. Am Ziel angekommen bleibt er einfach stehen und sieht mich erwartungsvoll an. Ich schaue auf die Anzeige und zahle ihm sein Geld. Zum Glück habe ich noch genug Bargeld dabei. Normalerweise zahle ich nur mit Karte. Zu meinem Glück war ich bis jetzt immer sparsam und brauche mir keine Sorgen um Geld machen. Meine Eltern waren ja immer sehr großzügig mit Geld, solange ich das getan habe, was sie wollten. Ich steige aus, gehe zum Kofferraum und hole meinen kleinen Koffer raus. „Na das ist ja ein Service hier:" Murmel mich etwas genervt von diesem unfreundlichen Taxifahrer und drehe mich dann Richtung Hotel. „Wow!" entfernt es mir. Ich stehe vor einem riesigen edlen Hotel, das nicht gerade günstig aussieht. Das ist bestimmt sehr teuer. Aber naja, besser als gar kein Dach über dem Kopf. Ich bin ja schon froh, dass Nico mir überhaupt ein Hotelzimmer beschafft hat.

Ich betrete das Hotel und komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Wow! Von innen ist es noch riesiger und edler als von außen! Wir sind nie wirklich verreist, weswegen ich mich in Hotels nicht wirklich auskenne. Ich laufe also zur Rezeption, wo mich ein Angestellter höflich begrüßt und fragt wie er mir helfen kann. „Guten Morgen. Mein Freund hat eben angerufen und mir ein Zimmer gebucht. Die Nummer 49. Ich weiß allerdings nicht ob auf meinen oder auf seinen Namen." Ich lächle ihn entschuldigend an. „Ich gucke mal." Er blättert in seinem riesigen Buch drin rum, bis er schließlich die passende Seite gefunden hat. Ich sehe ein kurzes Lächeln über sein Gesicht huschen und er nickt. „Ja, Herr Wellenbrink hat alles für sie geklärt. Geben Sie meinem Kollegen bitte den Koffer, er wird ihn hochbringen." Ich tue wie mir geheißen und überreiche einem sehr kräftigen Mann meinen Koffer. „Hier sind ihre Keycard, das WLAN-Passwort und die Karte mit der sie in die Wellnessbereiche kommen." Ein wenig irritiert nehme ich alles entgegen. „Verzeihung, aber muss ich nicht noch bezahlen?" der Mann schaut mich nur lächelnd an. „Es ist bereits alles bezahlt worden, Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen." Das ist nicht Nicos Ernst! Er hat mir ein Hotelzimmer in vermutlich dem teuersten Hotel Berlins besorgt und bezahlt es dann auch noch? Wow. Dann muss ich mir aber nachher wirklich ein Outfit nach seinem Geschmack auswählen. Ich muss lächeln. Das wird bestimmt super.

Ich gehe zum Fahrstuhl, drücke auf den Knopf und sofort ertönt ein diskreter leiser Ton, die Türen gehen auf und ich betrete den Fahrstuhl. Das Zimmer 49 ist im sechsten Stock, was mich wundert, da ich gedacht hätte, das Hotel hätte definitiv mehr Zimmer. Als ich jedoch aus dem Fahrstuhl steige und mich umsehe, wird mir jedoch einiges klar. Während ich über den Flur laufe erhasche ich einen kurzen Blick in eines der Zimmer, da die Reinigungskraft dort gerade Ordnung macht und komme erneut gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Zimmer sind riesig und elegant. An meinem Zimmer angekommen nehme ich die Keycard, öffne die Tür und stehe vor einem riesigen Zimmer, dass groß genug wäre um eine ganze Fußballmannschaft unterzubringen. „Nico!" entfährt es mir leise und ich weiß nicht ob ich sauer sein oder vor Freude schreien soll. Ich habe gerade das Zimmer betreten, da kommt der Herr mit meinem Koffer schon. „Bitte sehr. Kann ich Ihnen noch etwas bringen? Oder irgendetwas organisieren?" fragt er sehr höflich. „Nein, danke. Ich habe alles was ich brauche." Sage ich lächelnd. „Dann einen angenehmen Tag noch." Mit diesen Worten verabschiedet sich der Mann und verlässt mein Zimmer. Ich hole mein Handy aus meiner Tasche und schreibe Nico:

„Bist du irre?! Das ist doch bestimmt mega teuer hier! Und du kannst das nicht einfach für mich zahlen!"

Als ich die Nachricht abgeschickt habe, merke ich wie undankbar das klingt und schicke noch eine hinterher.

„Danke, ehrlich. Du bist mein Held <3"

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Nachdem ich mich kurz etwas ausgeruht habe und mir dann, wie von Nico befohlen, eine Massage und eine Runde Sauna gegönnt habe, bin ich wieder auf meinem Zimmer und steige schnell unter die Dusche, um gleich shoppen gehen zu können. Es tut echt gut, einfach mal Ruhe zu haben und entspannen zu können. Zwar kann ich Adrian nicht ganz aus meinem Kopf verbannen, aber immerhin so weit zurückdrängen, dass ich nicht die ganze Zeit über unseren Streit und sein Verhalten nachdenken muss. Kurz schaue ich zu meinem Arm runter und mir fallen zwei blaue Flecken auf, an der Stelle, an der Adrian mich festgehalten hat. Ach du scheiße! Er hat echt so doll zu gedrückt, dass ich blaue Flecken bekommen habe. Das hätte ich ihm niemals zugetraut. Ich merke, dass ich eine Gänsehaut kriege und steige aus der Dusche.

Nachdem ich mich angezogen und meine Haare geföhnt habe, lege ich ein wenig Mascara auf und schnappe mir meine Tasche von dem riesigen Bett. Ich stecke die Keycard ein und verlasse das Hotel. Wo finde ich wohl die nächste Shopping-Meile? Das dürfte in Berlin eigentlich nicht so schwer sein... Ich hole mein Handy raus und sehe nach. Gar nicht weit von hier, ist eine Straße, in der ich alles finden dürfte. Als ich mein Handy wegstecken will, vibriert es plötzlich und ich kriege eine neue Nachricht von Nico: „Na, schon fleißig am Shoppen? Denk dran: Wie früher. Ich will ein richtiges, freches Disko-Outfit. Und passendes Make-Up, nur dass das klar ist. 😉"

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