Neue Bekanntschaften

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*Nicos Sicht*

Obwohl ich weiß das es nicht richtig ist und ich Lena gegenüber ein schlechtes Gewissen habe, dass sie nicht der Grund für meine Laune ist, steige ich auf ihre Küsse ein und lehne mich über sie. „Wie spät ist es?" murmle ich noch kurz, nur um sicher zu gehen, dass ich nicht schon wieder zu spät ins Studio komme. „9 Uhr, du hast noch Zeit." Sie grinst mich kurz an und zieht mich dann noch weiter über sie, doch genau in dem Moment klingelt mein Handy neben dem Bett. „Wer ruft dich denn jetzt an? Ich dachte Arian erwartet dich erst später?" fragend sieht sie mich an. „Keine Ahnung, aber ich sollte zumindest nachsehen ob es wichtig ist. Etwas widerwillig schiebe ich mich von ihr runter und nehme mein Handy. 'Anruf von Frey' „Oh Schatz entschuldige, aber da muss ich wirklich kurz rangehen." Sage ich schnell und bevor sie was erwidern kann, bin ich auch schon im Bad verschwunden. Noch ein wenig außer Atem gehe ich schnell ans Handy, bevor es zu spät ist.

Ich begrüße Frey freudig, aber plötzlich höre ich, wie fertig sie ist. Was kann nur passiert sein? Sie erzählt mir, von einem bösen Streit mit Adrian und das sie ein Hotelzimmer braucht, aber keine Ahnung hat wo sie eins findet. Also muss ich sofort an mein Lieblingshotel denken und sage ihr das ich mich gleich zurückmelde. Bevor sie was erwidern kann, lege ich schnell auf. Ich scrolle durch meine Kontakte, finde die Nummer des Hotels und wähle die Nummer. „Hallo Herr Wellenbrink, was kann ich für Sie tun?" ertönt es am anderen Ende und ich muss schmunzeln. Ich scheine ein so guter Gast zu sein, dass sie meine Nummer schon eingespeichert haben. „Guten Morgen. Ich brauche mein Zimmer, aber nicht für mich, sondern für eine Freundin. Ist das möglich?" Ich erwarte, dass der Mann nachsehen muss, das scheint jedoch nicht der Fall zu sein. Sofort antwortet er „Ja klar. Ab wann denn? Zahlt Ihre Freundin gleich oder erst morgen? Oder benötigt sie das Zimmer länger?" „Also, zu aller erst: ich zahle das Zimmer. Ich überweise das Geld gleich direkt. Der gleiche Betrag wie immer? Das Zimmer bräuchte sie so schnell es geht." „Das ist kein Problem. Vielen Dank Herr Wellenbrink. Ich wünsche noch einen schönen Tag!" mit diesen Worten verabschiedet der Mann sich und ich kann Frey mit guten Neuigkeiten wieder anrufen. Nachdem ich ihr die guten Nachrichten überbracht habe, klingt sie tatsächlich etwas fröhlicher und ich fühle mich besser. Eigentlich würde ich gerne zu ihr und für sie da sein, aber ich kann Lena hier nicht einfach sitzen lassen. Außerdem würde sie hinterher wieder eifersüchtig werden, und das obwohl sie gerade erst akzeptiert hat, dass Frey und ich wieder guten Kontakt haben wollen. Sie bedankt sich und legt auf. Schnell schicke ich ihr die Adresse und sie bedankt sich. Als sie mich fragt, wie sie mir dafür danken kann grüble ich kurz und habe dann den perfekten Einfall! Ich bringe sie einfach dazu, einen Abend so zu sein wie früher und ihr so zu zeigen, was ich seit unserer ersten Begegnung vermute: dass sie in diesem Leben so nicht glücklich wird. Und ich glaube insgeheim weiß sie das auch. Ich schreibe ihr also meine Bedingung und gehe zurück zu Lena. Sie liegt noch im Bett und tippt auf ihrem Handy rum. „Na, wer war es?" sieht sie fragend zu mir rüber. Ich überlege kurz, ob ich ihr die Wahrheit sagen soll, entscheide mich aber doch dagegen. Ich glaube das würde komisch wirken. „Nur Arian. Ich muss schon eine halbe Stunde früher los, wir müssen noch was ausprobieren." Ich schaue sie nicht an, jedoch merke ich das sie mir glaubt und habe sofort wieder ein schlechtes Gewissen. Sie vertraut mir so sehr und ich habe sie schon wieder angelogen. So geht das nicht. „Wann musst du denn los?" sie rollt sich auf die Seite und sieht mich an „Heute Mittag erst und heute Abend muss ich zu einem Geschäftsessen mit dem neuen Kunden. Aber du bist ja eh unterwegs." Sie lächelt mich an und stützt ihren Kopf auf ihre Hände. „Na gut. Dann haben wir ja noch Zeit." Sage ich, erwidere ihr Lächeln und gehe auf sie zu. Ich knie mich aufs Bett beuge mich runter und gebe ihr einen Kuss. Diesen erwidert sie sofort und ich sinke zu ihr aufs Bett.

*Freys Sicht*

In der Straße angekommen, weiß ich gar nicht in welches Geschäft ich zu erst rein soll. Ich war so lange nicht mehr shoppen! Kurz entschlossen gehe ich einfach in den nächsten Laden rein und sehe mich um. Wow, das erinnert mich wirklich an früher! So viele Klamotten für die ich früher alles getan hätte, die ich heute normalerweise nicht mal mehr in Erwägung ziehen würde, da sie nicht zu einer zukünftigen Anwältin passen. Aber heute ist alles anders. Heute bin ich nicht die zukünftige Anwältin, deren Freund lieber mit ihren Eltern vorschickt, als mit ihr zu reden. Ich höre mich kurz verärgert schnauben. Heute kann ich nochmal wie früher sein. Wie auf Mallorca. „Darf ich mal?" höre ich plötzlich eine ziemlich dunkle Stimme von hinten. „Oh, äh klar. Sorry, ich war in Gedanken wo anders." Ich lächle den Jungen entschuldigend an. „Kein Problem. Ist da noch eins in 38?" Er hat ein wirklich warmes Lächeln und sieht aus als wäre er in meinem Alter. Ich gucke schnell die Oberteile durch und werde fündig. „Ja, hier." Ich gebe ihm das passende Teil, er lächelt dankbar und deutet auf die anderen Oberteile. „Du solltest auch eins anprobieren, die stehen die sicher ausgezeichnet." Er zwinkert und sieht mich erwartungsvoll an. Etwas zweifelnd schaue ich auf die sehr knappen Oberteile. „Meinst du?" Plötzlich höre ich noch eine Stimme, wieder hinter mir. „Oh ja. Wenn er das sagt, solltest du das definitiv anprobieren! Niemand hat mehr Ahnung von Mode als er." Etwas verwirrt drehe ich mich um. Vor mir steht ein hübsches, schlankes Mädchen. Sie muss ebenfalls in meinem Alter sein und lächelt mich freundlich an. „Oh, Hallo. Na, wenn ihr das sagt, dann werde ich das wohl machen." Lächle ich zurück. „Eine Weise Entscheidung! Ich bin übrigens Leon." Er deutet erst auf sich und dann auf das immer noch lächelnde Mädchen „Und das ist meine beste Freundin Nora." „Es freut mich euch kennen zu lernen. Ich heiße Frey." „Ein außergewöhnlicher Name! Finde ich toll. Kommst du hier aus der Gegend Frey?" fragt Nora. Ich schüttle den Kopf: „Nein, ich bin letzte Woche erst hierher gezogen. Ich war vorher noch nie in Berlin." „Na dann, herzlich willkommen!" sagen beide gleichzeitig und ich muss grinsen. Sie scheinen wirklich sehr eng befreundet zu sein. „Und was machst du hier?" Die beiden scheinen sehr neugierig zu sein, das macht mir allerdings gar nichts. „Ich bin mit meinem Freund hergezogen, er hat ein tolles Stellenangebot bekommen." Verlegen schaue ich zu Boden. „Und jetzt? Fühlst du dich etwa nicht wohl hier?" Leon schaut mich mitleidig an. „Doch, Berlin ist toll. Ich habe nur gerade Streit mit Adrian, das ist mein Freund." Nora guckt auch erst sehr mitfühlend und grinst mich dann an: „Dann ist das also Frustshoppen hier?" Erneut schüttle ich den Kopf. „Das ist eine sehr komplizierte Geschichte, aber ich brauche für heute Abend dringend ein Party-Outfit." Verlegen streiche ich mir über den Arm. „Party-Outfit?!" Leon grinst. „Dann hast du ja echt Glück, uns getroffen zu haben." „Oh ja!" stimmt Nora zu. „Wir finden dein perfektes Outfit!" Ich kann nicht anders als zu lächeln. „Seid ihr sicher, dass ihr euch das antun wollt?" Beide nicken nur eifrig und sehen sich freudig an. „Was suchst du denn? Elegant? Verführerisch? Willst du etwa einen anderen Typen aufreißen?" Leon ist schon total enthusiastisch. „Nein nein. Ich will niemanden aufreißen." Grinse ich verlegen. „Ich habe von einem guten Freund die Bedingung bekommen mir ein richtiges Party-Outfit, wie früher, rauszusuchen und mich Disko-Fertig zu machen. Er besteht drauf." Etwas verlegen schaue ich zu Boden. Das muss so bescheuert klingen. „Wie früher? Gehst du nicht mehr auf Partys?" Nora zieht eine Augenbraue hoch. „Nicht wirklich, nein. Meine Eltern sind sehr streng und haben genaue Pläne für mich. Und meinem Freund ist die Meinung der Gesellschaft sehr wichtig." Ich rolle mit den Augen und Leons Lippen umspielt erneut ein amüsiertes Grinsen. „Und gibt es bei dir keine Studentenpartys?" „Woher willst du wissen, das ich studiere?" frage ich etwas verwundert. „Naja, du siehst schlau aus und bist in unserem Alter. Es war sehr wahrscheinlich." „Oh. Naja die anderen Jura-Studenten sind nicht so mein Fall..." erneut schaue ich zu Boden. „Jura?! Wow! Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht." Platzt Nora raus. „Warum?" „Naja, die anderen Jurastudenten machen eigentlich immer einen großen um uns. Wir scheinen nicht fein genug zu sein." Jetzt verdreht Leon die Augen und ich muss lachen. „Tja, genau das ist mein Problem." Kurz schaue ich auf meine Uhr und die beiden scheinen zu verstehen, dass ich wirklich langsam was finden muss. „Na dann, quatschen können wir später noch. Jetzt wird geshoppt! Ich habe schon ganz viele Ideen!" Mit diesen Worten dreht Leon sich um und verschwindet hinter den ganzen Kleiderständern. Fragend sehe ich Nora an, doch sie grinst nur. „Warte ab. Gleich kommt er mit sechs verschiedenen Outfits wieder." „Aber er kennt meine Größe doch gar nicht." Will ich noch einwenden, da höre ich seine Stimme von hinten. „Süße, die kann ich besser schätzen, als jeder Schneider sie messen könnte. Hier bitte. Probiere die mal an. Aber ich will jedes Outfit sehen!" Mahnend hebt er den Finger, doch ein Lächeln kann er sich wohl auch nicht verkneifen. Ich nicke dankend und gehe in die Anprobe Kabine.

Ungefähr zwanzig Outfits und siebendreißig neue Kombinationen später, haben wir endlich ein Outfit gefunden, das uns allen gut gefällt. Ich fühle mich zwar etwas komisch, weil ich so die letzten Jahre niemals rausgegangen wäre, aber das schulde ich Nico wohl. Außerdem hat die ganze Nummer hier echt Spaß gemacht, vor allem dank Leon und Nora. Die beiden sind echt spitze! „Gut, dann haben wir jetzt das perfekte Outfit! Jetzt fehlt aber noch Make-Up. Ich nehme an du schminkst dich sonst nicht viel, oder?" Leon ist immer noch voll dabei. Ich muss grinsen. Ich glaube ich habe noch nie so einen modebegeisterten Typen gesehen. „Nein, nicht wirklich. Wenn dann sehr dezent." Missmutig schüttelt er den Kopf. „Nein, dezent geht heute nicht! Ich habe schon super Ideen! Los, du gehst zahlen und dann gehen wir weiter Make-Up kaufen." Erwartungsvoll schaut er mich an und ich nicke lachend. „Ich beeile mich!" sage ich schon im Weggehen und mache mich auf den Weg zur Kasse.

Auf dem Weg zu Noras Lieblings Make-Up Laden, den sie mir unbedingt zeigen will, unterhalten wir uns alle sehr angeregt. Ich erfahre, dass die beiden Informatik studieren und werde fast etwas eifersüchtig. Informatik wollte ich ursprünglich studieren, aber meine Eltern hatten ja andere Pläne mit mir. Und bis letzte Woche, dachte ich ja auch, dass es nun auch meine Pläne wären, doch das fühlte sich nun nicht mehr so an.

Am Laden angekommen, lief Leon sofort los und suchte alles zusammen, was er für mich haben wollte. „So, ich glaube jetzt habe ich alles.... Wobei, Stopp! Hast du gutes Parfüm? Das ist essenziell für diesen Look!" „Ich habe nichts mitgenommen, als ich die Wohnung verlassen habe." Schüttle ich den Kopf und Nora streichelt mir über den Arm. Auf dem Weg hierher habe ich den beiden die ganze Geschichte erzählt. Aus irgendeinem Grund vertraue ich den beiden sehr. „Dann los. Beim Parfüm musst du mithelfen!" Leon packt meinen Arm, zieht mich in die Ecke voller Parfüms und sieht mich erneut sehr erwartungsvoll an. Zu erst habe ich keine Ahnung, was ich will und rieche an dutzenden Fläschchen, doch plötzlich sticht mir ein Fläschchen ins Auge und ich gehe zielsicher darauf zu. „Das nehme ich!" Ich deute auf ein kleines schwarz-rotes Fläschchen, in einer edlen Form. „Aber du hast doch noch gar nicht dran gerochen!" Leon scheint wirklich entsetzt zu sein. „Das brauche ich nicht." Grinse ich. „Das ist das Parfüm, dass ich früher immer benutzt habe. Ich wusste gar nicht, das es das in Deutschland gibt! Nico wollte es wie in alten Zeiten, also bekommt er alte Zeiten." Triumphierend schaue ich die beiden an und sie fangen an zu lachen. „Perfekt! Du bist echt cool Frey." Die beiden waren echt der Hammer! Nachdem ich gezahlt habe und wir den Laden verlassen haben, stehen wir kurz unschlüssig draußen herum. „Hast du noch Zeit für einen Kaffee, Frey?" will Nora wissen. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass es schon ziemlich spät ist. „Leider nicht. Ich muss mich ja auch noch fertig machen." Die beiden scheinen echt enttäuscht zu sein. „Sonst komm doch mit in unsere WG. Dann holen wir auf dem Weg einen Kaffee und Leon kann dir mit deinen Haaren und dem Make-Up helfen." Kurz überlege ich. Es wäre echt schön noch Zeit mit den beiden zu verbringen. Ich brauche echt neue Freunde. Schließlich nicke ich „sehr gerne." Sie lächeln beide und wir laufen los. Bis zur Wohnung ist es nicht weit und auf dem Weg finden wir auch noch ein Café. Um uns einen Kaffee zum mitnehmen zu holen.

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