Ein wilder Abend

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*Nicos Sicht*

Der Tag im Studio zog sich hin. Ich liebe meinen Job zwar, aber ich war den ganzen Tag in Gedanken nur bei Frey. Und Lena - Ich war echt nicht fair ihr gegenüber in letzter Zeit -. Ging es Frey gut? Weinte sie die ganze Zeit? Oder hatte sie es doch geschafft, sich etwas auszuruhen? Wir hatten kurz geschrieben, doch das reichte mir nicht. Nun war es endlich so weit. Ich will mich gerade auf dem Weg zu ihrem Hotel machen, als ich eine Nachricht von ihr bekomme „Es gab eine spontane Planänderung. Komme direkt zur Bar. Sei pünktlich!" Unwillkürlich muss ich grinsen. Frech wie früher. Na hoffentlich hat sie sich bei ihrem Outfit ins Zeug gelegt! Ich habe schon einen gewissen Anspruch. Ich laufe los, zur Bar, nicht wie geplant zum Hotel.

Schon nach wenigen Minuten bin ich da, doch von Frey ist noch nichts zu sehen. Kaum habe ich mein Handy rausgeholt, um ihr zu schreiben hält plötzlich ein Auto vor der Bar und die Beifahrertür geht auf.

Wow! Ich merke, wie ich kurz den Atem anhalte und fürchte das mir der Mund echt dämlich aufsteht. Aber ich kann nichts dagegen tun. Das ist die Frey, die ich kannte! Sie trägt eine zerrissene Skinny-Jeans, ein echt enges und freizügiges Oberteil in schwarz und sehr elegante Boot-ähnliche Schuhe mit ein wenig Absatz. Krass! Es ist echt als wäre ich in eine Zeitmaschine gestiegen und ca. 7 Jahre zurückgereist. Das Oberteil ist echt ein Hingucker. Es ist langärmlich, bauchfrei – was Frey definitiv noch tragen kann –, liegt sehr eng an, hat einen ziemlich großen Balkenausschnitt und hat den Schultern freigeschnittene Stellen. Es bringt ihre Figur auf jeden Fall sehr gut zur Geltung! Und das in Kombination mit dieser Hose. Ich kann gar nicht aufhören zu starren. Ihre Haare gleiten ihr offen und glatt über die Schultern und ihr Make-Up ist viel stärker als letztes mal. Sie trägt auffälligen Eyeliner und Lippenstift. Es ist echt wie früher. Wow!

„Was ist? Hast du einen Geist gesehen?" höre ich Freys Stimme plötzlich. Oh, sie steht schon vor mir! Ich grinse „Ja, einen Geist der Vergangenheit! Du siehst umwerfend aus!" Jetzt grinst auch sie, obwohl ich merke, dass es ihr doch noch etwas unangenehm ist in den Kleidern rumzulaufen. Aber sie wirkt viel glücklicher und gelöster als letztes mal. Viel mehr sie selbst und ich glaube, dass sie das selbst auch merkt. Vielleicht schaffe ich es, sie wieder richtig glücklich zu machen. Das wäre wirklich schön, Frey hat es nämlich nicht verdient nicht 100%ig glücklich zu sein. „Du bist also zufrieden mit dem Outfit, ja?" reißt sie mich schon wieder aus den Gedanken. Ich nicke übertrieben dolle und grinse sie an „Aber hallo! Hast du deinen falschen Ausweis dabei?" kurz scheint sie echt verwirrt zu sein, doch dann lacht sie laut und grinst mich an. Ich glaube dieser Abend wird ihr wirklich guttun. „Ich habe noch gar keine Umarmung bekommen." Beschwere ich mich schließlich woraufhin sie erneut grinst „Du warst ja zu sehr damit beschäftigt mich anzustarren!" Sie kommt auf mich zu und drückt sich an mich. Für eine Sekunde zweifle ich echt an meinem geistigen Zustand. Träume ich? Dieser Geruch, dieser unverwechselbare Geruch nach Freys Parfüm, das sie damals immer getragen hat. Ich löse mich von ihr und schaue sie an „Sag mal, du riechst sogar wie früher. Wer bist du und was hast du mit der heutigen Frey gemacht?!" prüfend hebe ich die Augenbraue und sie grinst schadenfroh. „Du wolltest es doch wie früher! Hier bin ich. Die Frey, die du getroffen hast habe ich vernichtet!" Ihr Gesichtsausdruck zeigt nur Triumph und Gelassenheit. „Oh Gott, bitte tu mir nichts!" ich reiße entwaffnend die Hände hoch. „Du bist ein Idiot!" grinst sie mich an. „Ich habe beim Shoppen zufällig mein Parfüm von damals gefunden und wollte gucken, ob du dich noch dran erinnerst. Test bestanden würde ich sagen. Dann können wir ja jetzt rein gehen. Ich habe nämlich Hunger!" Ich muss grinsen. Schon wieder. „Dann mal rein, nicht das du mir hier noch verhungerst! Das könnte ich nicht verantworten." Ich gehe Richtung Tür, halte sie ihr auf und sie geht lächelnd in die Bar.

Sie sieht so unglaublich gut aus! Doch trotz ihrer Gelassenheit und Freude, merke ich das sie etwas unglaublich beschäftigt. Jetzt, wo unser Essen da ist und sie mir die ganze Zeit meine Pommes klaut, obwohl sie selber welche hat, beschließe ich, trotz der Gefahr die ganze Stimmung zu zerstören, sie auf ihren Streit mit Adrian anzusprechen. Ich weiß, sie braucht jemanden, der sie dazu bringt zu reden. „Also, erzählst du mir was zwischen euch passiert ist?" Sofort spiegeln sich Trauer, aber auch Wut in ihren Augen wieder und mir wird bewusst wie schlimm es gewesen sein musste. Sie fängt an zu reden und erzählt mir die ganze Geschichte, wobei ihr immer wieder die Tränen kommen. Mal vor Wut und manchmal auch einfachvor Trauer und Enttäuschung. Doch nicht nur sie wird immer wütender auch ich merke, wie die Wut in mir wieder aufkocht. Ihre Eltern waren so eingebildet und elitär, das es eigentlich gar nicht möglich war, das Frey ihre Tochter war! Wie konnte sein eine wunderbare junge Frau nur bei solchen Menschen entstehen? Sie hielten sich schon immer für was Besseres als meine Familie und ich es je sein könnten und das ließen sie uns auch spüren. Und dieser Adrian, er scheint super zu ihnen zu passen. So ein eingebildeter, feiger Schnösel! Wie konnte er ihr das nur antun?! Wie konnte er ihr so in den Rücken fallen. Und alleine der Gedanke daran, das er versuchte sie von mir fern zu halten brachte mich zur Weißglut! Doch anstatt etwas zu sagen, sitze ich nur schweigend da und höre ihr zu. Das ist alles was ich gerade für sie tun kann. Ich nehme ihre Hand und drücke sie. Dankbar lächelt sie mich an.

„So, ich bin dir echt dankbar, dass du mir zugehört hast, aber jetzt reicht es! Er hat mir schon den Morgen versaut, der Abend gehört jetzt uns!" sie lächelt und winkt dem Kellner. „Eine Runde Shots bitte!" der Kellner nickt und geht. „Na gut, dann lass uns jetzt richtig feiern!" sage ich grinsend und sie nickt freudig.

Wir quatschen noch eine ganze Weile und trinken dabei ein paar Drinks. Sie erzählt mir von Nora und Leon, die sie heute kennen gelernt hat und das sie Informatik studieren. Ich sehe die Sehnsucht in ihren Augen. Genau wie ich vermutet habe, Jura ist einfach nichts für sie. Aber sie will jetzt Spaß haben, und ich auch, weshalb ich es einfach nicht anspreche. So gegen 20 Uhr geht die Tanzmusik los und ich schaue sie herausfordernd an. „Tanzt du dieses mal für mich?" Sie grinst und springt auf. „Auf jeden Fall!" Sie läuft auf die Bühne und fängt an sich zur Musik zu bewegen. Ich habe wirklich noch nie jemanden so elegant und gleichzeitig so anziehend tanzen gesehen. Ich kann einfach nicht anders als sie anzustarren und für einen kurzen Moment bin ich wieder 17 und mit ihr in Clubs unterwegs, in die wir noch gar nicht rein durften. Ich springe auf und tanze mit ihr.

Wir tanzen nun schon seit Stunden und trinken immer und immer mehr. Ich kann schon keinen klaren Gedanken mehr fassen und auch Frey hat schon ordentlich einen sitzen. Beim Tanzen kommt sie mir immer näher, bis wir uns schließlich berühren. Sie riecht so unglaublich gut und ihr Körper so nah an meinem lässt mich echt die Kontrolle verlieren. Mit einer schnellen Bewegung drehe ich sie und ziehe sie an mich, so das ihr Rücken an meiner Brust liegt und ich sie an der Taille festhalten kann. Sie drückt sich immer näher an mich und spüre wie sich ein Feuer in meinem Körper ausbreitet. Es ist unglaublich. Schließlich löst sie sich von mir und verschwindet in der Menge. Kurz bin ich irritiert, doch dann kommt sie mit einem Tablett voller Shots wieder. Sie grinst und sieht mich herausfordernd an. Sofort verstehe ich, was sie will und wir gehen zurück zu unserem Tisch. Sie will unser Spiel spielen. Früher hatten wir auf jeder Feier mindestens einen Wettkampf. Es gab 20 Shots auf einem Tablett und wer schneller seine 10 getrunken hatte, hatte gewonnen. Der Verlierer musste ein komplettes Glas Wodka hinterher schütten. „Auf die Plätze, fertig los!" ruft sie und wir fangen an zu trinken. Sie scheint echt aus der Übung zu sein, denn während ich meinen letzten Shot gerade runterkippe, hat sie noch 3 vor sich stehen. Ich grinse sie an, doch sie guckt nur gequält. „Oh nein. Ich bin echt aus der Übung..." ich stelle ihr das Glas Wodka und die letzten Shots vor die Nase. „Los geht's."

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