Ein folgenschwerer Verrat

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Samstags morgens

*Freys Sicht*

Auch in den letzten Tagen konnte ich nicht aufhören darüber nachzudenken, ob Jura mich wirklich glücklich machen würde. Ich war ein paar Mal an der Uni und jedes Mal gingen mir die anderen Studenten mehr auf die Nerven. Dieses blöde Getue. Bereits angezogen und geschminkt komme ich in die Küche, wo Adrian gerade Teller holt und auf den Tisch bringt. „Was hast du mit so vielen Tellern vor?" frage ich irritiert, da er vier Teller ins Wohnzimmer bringt. „Auch guten Morgen Schatz." Trotz des ironischen Tonfalls lächelt er mir zu und gibt mir einen schnellen Kuss. „Guten Morgen. Aber was hast du mit den Tellern vor?" frage ich erneut. Doch da klingelt es schon an der Tür und Adrian läuft hin. „Guten Morgen Adrian. Toll siehst du wieder aus!" höre ich eine Frauenstimme und sofort wird mir klar wer vor der Tür steht. Mama. „Guten Morgen. Vielen Dank für die Einladung!" Und Papa. Na super. Warum sagt Adrian denn nicht vorher Bescheid. Dann hätte ich mich mal vorbereiten können. Ich freue mich zwar die beiden zu sehen, aber ich hasse es, wenn er sie einlädt und nichts sagt. Und das weiß er auch. Naja, jetzt sind sie da. Ich gehe also in den Flur, wo die beiden schon stehen. Sie sind fein gekleidet wie immer und strahlen Adrian an. Sie mögen ihn wirklich. Bei dem Anblick muss ich lächeln, obwohl ich ein bisschen sauer auf Adrian bin. „Guten Morgen Mama. Guten Morgen Papa." Begrüße ich die beiden strahlend und umarme einen nach dem anderen. „Was für eine schöne Überraschung!" Ich strafe Adrian mit einem kurzen bösen Seitenblick, doch er lächelt nur milde. „Kommt doch rein."

Wir setzen uns an den Tisch und frühstücken gemeinsam. Die Stimmung ist so ausgelassen, wie sie mit meinen Eltern eben sein kann, doch dann räuspert sich meine Mutter und legt ihr Besteck an die Seite. Ohoh! Das kann nichts gutes bedeuten. „Frey, wir müssen reden. Adrian hat uns erzählt das du dich wieder mit diesem kleinen Wellenbrink triffst." Vorwurfsvoll starrt sie mich an. Ich brauche eine Minute um zu begreifen, doch dann dämmert mir etwas. Ich sehe zu Adrian rüber, der auf seinen Teller guckt. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" Wut steigt in mir auf. Wie konnte er nur?! „Er meint es doch nicht böse Frey. Er macht sich Sorgen und das zurecht. Wie kommst du nur auf so eine dumme Idee? Und warum ist er überhaupt hier? Wir dachten er sei noch auf Mallorca." Ungläubig schüttle ich den Kopf. „Was ist euer Problem mit Nico? Wobei, sagt es nicht. Ich weiß es ja bereits. Er ist euch nicht fein genug und sein Job ist auch kein Beruf, sondern irgendetwas nicht standesgemäßes, das nicht gut genug für mich ist! Genau wie damals! Nico ist mittlerweile ein erfolgreicher Sänger und Songwriter und verdient ehrliches Geld. Und selbst wenn er das nicht tun würde, das würde ihn zu keinem schlechteren Menschen machen!" ich merkte wie meine Stimme immer höher und lauter wurde. „Beruhige dich, Frey. So redest du nicht mit deiner Mutter!" Jetzt mischt sich mein Vater auch noch ein. Typisch. Adrian steht auf und will den Raum verlassen, doch das kann er vergessen. „ Und du! Du bleibst hier! Was soll denn das?! Ich dachte wir hätten eine Abmachung?!" „Haben wir auch, aber da gehörte nie zu, dass ich deinen Eltern nichts erzähle." Rechtfertigt er sich. „Das ist so typisch! Immer wenn ich was mache, dass dir nicht in den Kram passt, rennst du zu meinen Eltern! Du bist feige!" „Frey! Du bist unmöglich. Senke deine Stimme!" fährt meine Mutter mich plötzlich von der Seite an. Ich drehe mich zu ihr um und funkle sie aus zusammengekniffenen Augen an. „Ihr geht jetzt besser. Ich habe etwas mit Adrian zu klären. Und nur damit ihr es wisst: ich werde mich weiter mit Nico treffen!" „So redest du nicht mit uns!" Fährt mich mein Vater erneut an. „Doch, hörst du doch. Und jetzt geht!" sage ich mit möglichst viel Nachdruck. Widerwillig erheben sich beide und ziehen sich ihre Jacken an. Mein Vater verlässt die Wohnung, bevor meine Mutter ihm folgt dreht sie sich zu Adrian um und sagt „Tschüss Adrian." Dann verlässt auch sie die Wohnung und ich habe endlich meine Ruhe. Naja fast, Adrian ist schließlich noch da. „Was hast du getan?" ungläubig schüttelt er den Kopf. „Ich habe meine Eltern rausgeworfen, falls du das meinst. Und das ist deine schuld! Warum hast du ihnen von Nico erzählt?!" meine Stimme wird immer lauter und hysterischer. „Weil ich mir Sorgen gemacht habe, Frey. Wie kannst du das denn nicht sehen?! Seit du diesen Typ getroffen hast bist du so anders. Du wirkst unmotiviert, bist abweisend und fährst total schnell aus der Haut." Ich schüttle nur den Kopf. „Das mag sein, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht dich gegen mich zu wenden und mich zu verraten! Du wusstest genau wie sie reagieren würden!" langsam schreie ich richtig. „Schrei mich nicht so an. Was sollen die Leute denken!" auch Adrian wird langsam lauter. „Es ist mir gerade egal was die Leute denken! Ich will dich heute nicht mehr sehen! Ich gehe jetzt und glaube ja nicht, dass ich heute Abend wiederkommen werde!" wütend drehe ich mich um, stürme ins Schlafzimmer und knalle die Tür hinter mir zu. Doch anstatt es dabei zu belassen, folgt Adrian mir, öffnet die Tür und starrt mich an. „Und wo willst du bitte hin?! Du kennst hier noch niemanden. Und du willst doch wohl nicht bei diesem Nico schlafen, oder?!" Seine Augen weiten sich ungläubig und ich sehe wie es ihn schüttelt. „Das geht dich gar nichts an!" fauche ich ihn an, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich schmeiße ein paar Klamotten in meinen kleinen Rucksack und gehe ins Bad um meine Zahnbürste und ein wenig Make-Up einzupacken. Ich werfe alles in den Koffer und schließe ihn. Ich richte mich auf, laufe mitsamt dem Koffer zur Tür, ziehe mir meine Schuhe an und reiße die Tür auf. Im selben Moment spüre ich eine Hand, die mein Handgelenk ziemlich doll festhält. Ruckartig drehe ich mich um und funkle Adrian an. „Lass mich los!" doch er scheint gar nicht daran zu denken. „Du sagst mir erst wohin du gehst. Ich lasse dich nicht gehen, ohne zu wissen wohin!" Adrian verstärkt seinen Griff noch mehr und langsam fängt es echt an weh zu tun. „Du tust mir weh! Spinnst du?!" Ich versuche mich erneut loszureißen und dieses mal gelingt es mir. Ich fürchte schon, er würde mir noch die Treppen runter folgen, doch er bleibt einfach wie angewurzelt in der Tür stehen.

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