Fast. Aber nur fast..

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Pov Karma

Nagisa und ich sahen uns an. Er machte keine Anstalt mit mir zu reden, so stand ich auf und war bereit zu gehen, als Nagisa plötzlich hinter mir stand und an meinem Ärmel zupfte. "Hey, äh.. Willst du vielleicht einkaufen gehen? Wir können die Sachen für den Kuchen schonmal holen..", fragte mich mein etwa 2 Köpfe kleinerer bester Freund.

In mir freute ich mich wie ein kleiner Junge, dem man einen Lolli geschenkt hätte, ließ mir außen aber nicht wirklich was anmerken, außer ein kleines grinsen, bevor ich zustimmte einkaufen zu gehen.

Nach ca. einer halben Stunde fanden wir uns in einem Nähe liegenden Lebensmittelhandel wieder und überlegten welchen Kuchen Rio am liebsten wohl hätte. "Für Rio aufjedenfall Schokolade. Was anderes wird sie dir nicht essen.", sagte ich leise lachend und packte Milch, Mehl und Eier in den Einkaufswagen. "Meinst du?", fragte der blauhaarige in Gedanken versunken und schob weiter den Wagen.

Ich verdrehte die Augen, passte auf, dass der kleine nirgends mit dem Wagen gegen fuhr und suchte alle restlichen Zutaten raus, die man gebrauchen könnte, um einen ausreichend guten Kuchen zu backen.
Nun standen wir an der Kasse und Nagisa sah immernoch relativ verloren aus.

Er starrte ständig auf einen Fleck ohne zu blinzeln, als wäre er eine Puppe oder so.. Ich wedelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht rum. Keine Reaktion. "Nagisa? Ist alles in Ordnung?", fragte ich besorgt und legte anschließend meine Hand auf seine Schulter, wobei er bei der Berührung zusammen zuckte.

Er sah Augenblicklich zu mir hoch, brauchte ein paar Sekunden um die Situation zu verstehen und lächelte mich anschließend an. "Ja, tut mir leid. Mach dir keine Sorgen, ich war nur ein wenig in Gedanken.", entwarnte mein bester Freund mich, während ich ihm beruhigt durch die Haare wuschelte. Wenn ich mich nicht irre, habe ich einen Hauch von rotem schimmer auf seinen Wangen bemerkt.

Wir bezahlten den Einkauf und brachten die Lebensmittel zu Nagisa nach Hause. Auf dem Weg haben wir nicht viel geredet, was uns beide nicht wirklich gestört hat. Nagisa war wieder irgendwo in seiner Welt abgetaucht. Und ich? Ich stellte mir vor wie es ablaufen wird, mit ihm zu backen.. Ich stellte mir vor, wie wir zusammen den Teig vorbereiten, uns gegenseitig mit Mehl dreckig machen und anschließend den Kuchen schön dekorierten.

Nach nur wenigen Sekunden realisierte ich, wie mein Herz schneller schlug und mir warm wurde. Werde ich krank? Aber ich werde nie krank. Bevor ich weiter spektakulieren konnte, kamen wir an und Nagisa schloss die Tür auf. Wir zogen unsere Schuhe aus, genauso wie die Jacken, bevor wir in die Küche gingen und die Sachen abstellten. "Deine Mutter ist nicht da?", fragte ich verwirrt. "Oh, nein, sie ist noch immer bei einer Bekannten.", erklärte er mir, bevor ich fortfuhr.

"Wann kommt sie wieder? Dann könnten wir heute schon besprechen wie-", "eigentlich.. Habe ich meine Mutter nicht einmal gefragt, ob sie uns hilft.. Das war.. eher eine Ausrede.", er Schnitt mir das Wort ab und quälte die letzten Worte aus sich heraus.

Ich brauchte einen Moment um diesen Satz im Kopf durch zu gehen und fing zu grinsen an." Eine Ausrede, hm?", fragte ich ihn in einem provokanten Ton und kam ihm ein Stück näher. Keine Ahnung, was ich grade tat und wieso, aber es machte Spaß.

Seine Wangen sowie Ohren wurden augenblicklich rot, während er runter sah und nicht antwortete. Darauf hin trat ich noch ein Schritt nach vorn. "Wolltest du so gerne allein mit mir sein? Hat diese Nacht dir nicht gereicht?", nach diesem Satz standen ihm die Haare gefühlt zu Berge, was mich dazu ermutigte weiter zu machen. Ich liebte das Gefühl jetzt schon, ihm Gänsehaut zu bereiten. Er antwortete noch immer nicht und versuchte zu gut wie möglich meinem Blick auszuweichen.

"Komm schon Nagisa, ich weiß du-", ich hob sein Kinn an, so dass er mich ansehen musste, wobei ich in meine eigene Falle tappte und verstummte als seine großen, blauen Augen meine trafen. Seine rosa-roten Wangen ließen die blaue Farbe sogar noch mehr rausstechen und nicht lange später verlor ich mich in ihnen.

Mein Blick ließ ihn wohl auch nicht kalt, da er nicht einmal weg schaute oder blinzelte. Es war komplett still, so still, dass ich Angst bekam, mein beschleunigter Herzschlag würde den ganzen Raum füllen. Meine Hand an seinem Kinn bewegte sich zu seiner Wange, wo ich sie liegen ließ und seinem Gesicht langsam aber sicher näherte. Er weigerte sich nicht dagegen, er ließ mich nur machen und als unsere Lippen nur wenige Bruchsekunden von einander entfernt waren, schloss er seine Augen.

Wie in einem schlechten Film ertönte ein Schlüssel in der Eingangstür, und ich konnte sicher sagen, dass dieses Geräusch ab jetzt mein Hassgeräusch ist. Nagisa reagierte sofort, schubste mich von sich runter und drehte sich zum Waschbecken, wo er das Wasser aufdrehte und es sich ins Gesicht klatschte, als würde er versuchen sich aufzuwecken.

Mein Herz schmerzte, als seine Mutter in die Küche kam und ich realisierte, dass sie nur paar Sekunden später nach Hause kommen müsste, um uns wirklich beim küssen zu erwischen. "Nagisa ich- Oh, hallo Karma, ich wusste nicht, dass du hier bist.", grüßte sie mich und lächelte. Ich lächelte zurück und antwortete.

"Ja, und wenn ich auf die Uhr schaue sollte ich sogar lieber gehen..", so drehte ich mich um und hörte wie der Wasserhahn hinter mir abgedreht wurde. "Willst du denn nicht zum Mittagessen bleiben?", fragte sie höflich, als ihr Sohn anfing zu Husten. "Nagisa? Ist alles in Ordnung?", ihre freundliches lächeln verwandelte sich innerhalb von Sekunden zu einem besorgten Blick, als sie Nagisa auf den Rücken klopfte. "Mh-hm.. Ja, ja alles gut..", keuchte dieser, als er bemüht nach Luft schnappte.

Ich räusperte mich, um so einige meiner Gedanken, die ich wegen seinem keuchen hatte, zu vertreiben und sprach weiter. "Ich würde gerne, aber meine Schwester ist alleine zuhause und ich muss ihr noch Mittag machen, also-", der blauhaarige ließ mich nicht Ausreden und sprach in mein Wort hinein. "Wie wärs.. Wenn du Kiko einfach fragst, ob sie vielleicht auch mit uns essen möchte..?", ich sah zu seiner Mutter rüber, die sich zu freuen schien und konnte nicht mehr nein sagen.

Ich seufzte leise und nahm mein Handy raus. "Ja, okey. Ich ruf sie an.", das Handy klingelte nur paar Sekunden, bis sie abhob und mich direkt fragte, wo ich sei. Ich sagte ihr ich sei bei Nagisa und wir wären zum Mittagessen eingeladen. In Hintergrund hörte ich nur wie sie die Schuhe anzog und in eile auflegte. Nach grad mal 5 Minuten war sie hier. Nagisa öffnete ihr die Tür und sie sprang ihm in die Arme, während sie sich im voraus bedankte.

-kleiner Timeskip des Essens-

Während des Essens haben Nagisa und ich nicht geredet. Es war nur die hohe Stimme seiner Mutter und die, meiner nervigen Schwester zu hören. Sie unterhielten sich über alles mögliche, was gut war, da sie mir so keine Chance gaben irgendwas zwischen zu quatschen.

Nach dem alle deren Teller zum waschen abgelegt hatten, half ich seiner Mutter das Geschirr abzuwaschen und abzutrocknen, während Kiko ihre Nase in Nagisa's Liebesleben steckte. "Kiko, wir sollten jetzt nach Hause.", sagte ich in einem netten Ton, wobei sie trotzdem verstand, dass es ein Befehl war. Wir zogen uns beide an, verabschiedeten und bedankten uns für das Essen zusammen und machten uns auf den Weg nach Hause..

-All I want is you- | Karmagisa |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt