Zusatzkapitel
" Lisa, bring doch bitte noch die Wäsche in den Keller, bevor du gehst, ja?", ruft Mum mir hinterher. Gerade will ich mit Chris einen Spaziergang machen,da halte ich an der Türe inne.
Dad sitzt auf der Couch und sieht fern. Mum ist an ihrem Lieblingsort,der Küche und bereitet das Mittagessen zu. Schnell renne ich nach oben, hole besagte Wäsche und tue wie mir geheißen, während Chris an der Haustür wartet.
Dad ist damals vor zwei Jahren natürlich sofort bei uns eingezogen. Seine Möbel, die in seinem Haus waren, wenn man das denn Möbel nennen durfte, kamen allesamt auf den Sperrmüll. Das Haus wurde verkauft und der Ertrag daraus ging auf mein College und - Studienkonto. Nur einen kleinen Familienurlaub gönnten wir uns. Ach, war das schön. Karibik... Strand... Meer.... Sonne... Chris...! Wo wir gerade beim Thema sind. Chris und ich sind mittlerweile verlobt. Wir werden voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres heiraten. Die Dämonenjagt ist nur noch ein Nebenjob geworden. Nach dem Fiasko vor zwei Jahren haben sich die Dämonen zurückgezogen und töten nicht mehr oft Menschen . Und wenn doch, sind wir da und zeigen Ihnen, wo es lang geht. Chris und ich sind inzwischen so mächtig geworden, dass ich manchmal aufpassen muss, meine Magie nicht unfreiwillig in der Öffentlichkeit anzuwenden. Mum und Dad sind sozusagen im Ruhestand. Sie wenden nur noch selten Magie an. Ich denke, dass haben sie sich auch verdient.
Von Kiara haben wie nie wieder etwas gehört. Ist mir auch ganz recht, muss ich zugeben. Genauso die Quelle. Wie es scheint, war der Verbannungszauber sehr stark, denn sie hat es bis heute nicht geschafft, sich zu befreien und da Claw ja auch erfolgreich eliminiert wurde, gibt es bis jetzt keinen geeigneten Nachfolger. Ich hoffe, das bleibt noch lange, lange so.
Draußen weht ein föhniger Wind, der mir die Haare ins Gesicht bläst. Obwohl es schon Oktober ist, ist es noch ziemlich warm draußen.
Ich liebe es, den Blättern dabei zuzusehen, wie sie vom Baum herunterschweben und dann ganz sanft auf dem Boden aufkommen. Und vorallem dieses Farbenspiel im Herbst. Rot, orange, braun. Einfach traumhaft.
"Aaahh! So ein Mist! ", schreie ich gerade noch, als Chris mich auffängt. Mit einem Lächeln sagt er:" Vor lauter staunen solltest du nicht vergessen, darauf zu achten, wohin du trittst. Gefallenes Laub kann sehr rutschig sein! "
" Dankeschön, Mister Neunmalklug. Das merke ich selbst. ", murmel ich etwas genervt. Jedoch legt sich das schnell wieder, als ich einen Maroniwagen entdecke. Ich liebe geröstete Kastanien. Die hat meine Oma immer für Mum und mich im Ofen geröstet . Oder wir aßen sie nach dem Schlittschuhfahren in der Eisbahn. Chris bemerkt natürlich meinen Blick und holt schon mal seine Geldbörse raus. Voller Vorfreude auf die nahende Kindheitserinnerungsauffrischung, renne ich natürlich sofort hin. Chris ruft mir noch etwas nach, das ich aber nicht verstehe. Als er mich schließlich aufholt, gab er zu bedenken :"Lisa. Meinst du nicht, es ist noch etwas zu früh ist für Maroni? Wir haben erst Oktober und es ist dazu noch ungewöhnlich warm . Maronis werden sonst nur im Winter verkauft. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. " Kein gutes Gefühl? Wie kann man denn bei Essen kein gutes Gefühl haben? Also manchmal übertreibt er echt. Ohne auf seine 'unguten Gefühle' einzugehen, reisse ich ihm den Geldbeutel aus der Hand und sage betont laut:" Zwei Portionen bitte! " Der Verkäufer, der in dem kleinen Holzhaus auf Rädern steht, das aussieht , als hätte er es einer Hellseherin vom Jahrmarkt gestohlen, schaut uns etwas irritiert und auch, wie mir vorkommt, erzürnt an. Das irritiert nun wiederum mich. Warum ist er sauer? Schließlich steht doch auf dem großen Schild über dem Verkaufsstand 'MARONI'. Eigentlich sollte der sich doch jetzt umdrehen und uns die heißen Kastanien in ein Zeitungspapier eingewickelt übergeben, oder? Wieso starrt er uns immernoch an? Chris macht gerade den Mund auf, um auch einen Kommentar abzugeben, da spricht der dürre Mann mittleren Alters plötzlich , der aussieht, als könne er selbst einige Portionen davon vertragen. "Maroni sind aus.", sagt er, mit einer Stimme, die so langweilig klingt, als könnte er jeden Menschen im Umkreis von fünf Kilometern zum einschlafen bringen, wenn er eine Rede halten würde.
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Der Wächter des Lichts
FantasyAn ihrem 18. Geburtstag erfährt Lisa durch Zufall, dass sie halb Wächterin des Lichts, halb Hexe ist. Doch ihr bleibt nicht viel Zeit, um damit klarzukommen, denn sie muss, unerfahren wie sie ist, gleich am Anfang mit Dämonen kämpfen und ihre Mutter...