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Es war bereits 7 in der Früh, als der Morgentau über dem dichten Laubwald lag und einen modrigen Geruch verbreitete. Mein bloßes luftiges Sommerkleid erwärmte meine Haut kaum. Zitternd trottete ich neben meinem Vater her. Normalerweise wären wir schon längst in Wolfsform unterwegs, doch Dad bestand diesmal auf die zivilisierte Art, die Arbeitsstelle zu finden.

Ich schnaubte, weil ich es ihm nicht abkaufte. Er wollte nur nicht von Wölfin Elisa erkannt werden. Angeblich flirtete sie mit Dad, dabei hatte er ihr schon oft genug klar gemacht, dass er glücklich verheiratet war. Nun ja, bis Mom darauf gekommen war. Seitdem versuchte Dad Elisa zu meiden. Das ging nur schwer, wenn sie in der selben Schicht arbeiteten.

Wir brauchten selbst in unserer Menschenform nicht lange zu den Grenzen. Das Pack war nur einige Arr's groß. Es war übersichtlich und klein. Letztes Mal hatte ich bei der Versammlung 180 Leute gezählt. Es hätten auch mehr oder weniger sein können, schließlich standen die nicht still an deren Plätze um, die exakte Anzahl zu begutachten. Außerdem schaltete sich mein Hirn bei zu viel aufeinander folgenden Informationen einfach ab. Es war schlichtweg überfordert.

"Ich glaube wir können uns jetzt verwandeln, Engel" Ich nickte absurderweise seinem nackten Rücken zu. Aber Dad wusste ich würde ihn selbst in den tiefsten Wäldern, des gegenüber liegenden verfeindetem Packs, als auch bis zum Nordpool begleiten. Ich hoffte, irgendwann würden wir tatsächlich dorthin laufen. Ich wollte schon immer die angeblich schönen Polarlichter sehen.
Ich drehte meinen Körper um, sodass mein Rücken zu Dad blickte, während er seine Verwandlung abschloss.

Es galt als intimer Prozess, die nur für Mates bestimmt war. Außerdem ersparte ich mir den nackten Anblick meines Vaters zu gerne. Mir reichte schon seine tägliche nackte Brust, obwohl man davon ausging, das man an nackte Männer Oberkörper gewöhnt wäre. So war es nicht für mich. Das übliche Knacken seiner zur Verlängerung gezogenen Knochen und das gebürtige aufheulen eines typischen Wolfes danach erfolgte. Dieser männliche Ego-Push nervte mich gewaltig. Warum musste man auf sich aufmerksam machen, wenn ich gleich danach die nächste nackte Aphrodite bot?

Ich überlegte nicht Lange, bevor etwaige Gaffer heran trotteten. Schnell zog ich mir das Kleid über meinen Kopf und warf es in eine Ecke hin, damit ich es wiederfinden konnte. Meine Hände kribbelten. Meine Beine verspürten ein Ziehen. Die Verwandlung war im Gange. Eine innerliche Hitze, wie eine anrasende Flamme, kroch bis zu meinen Haaren hoch. Auf allen Vieren fiel ich auf den kalten Boden.

Berauschend. Wie jedes Mal fühlte es sich berauschend an. Unter Adrenalin machte mein hektischer Kopf die Patrouille aus, die uns mit einem gleichzeitigen Aufheulen begrüßte. Mein Vater stimmte mit ein und ich selbst konnte nur meinen Kopf herabbeugen und die weichen Blätter auf etwaigen Baumstämmen beschnuppern. Ein Moment in dem ich mich schwach fühlte. Gar degradiert wurde. Dank meiner fehlenden Stimme.

Bewachet unser Gebiet

ertönte wie jedes Mal im Austausch der Patrouille die Alpha Stimme unseres Anführers Madock. Es war ein Befehl. Ein Befehl den sich Rangmitglieder nicht wiedersetzen konnten. Wieder wechselten die umzingelten Wölfe ein Heulen aus, während ich eine Spur aufnahm. Eine Spur die egal ob Feind oder Freund, ich aufnehmen würde.

Es war der Geruch eines Rogues zu vernehmen.

Aria - Die fehlende StimmeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt