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Eine unaufhaltsame Gefühlsregung überkam mich. Sein Duft lies meine Pupillen weiten. Sein Wolf prägte sich in meine Iris ein und meine Wölfin knurrte in Wohlwollen, bei dem bloßen Anblick, seines an Wärme spendeten Felles.

Dad hatte mir unzählige Liebesgeschichten von unserer Rudel-Bibliothekarin gegeben, sagte dass es für alle Menschenwandler einen Mate gebe. Er war so erpicht darauf gewesen, mir alle Möglichkeiten der Welt zu zeigen, dass zwei Menschen für einander bestimmt waren. Er hatte sich so Mühe gegeben. Mom, stattdessen, hatte es ziemlich locker gesehen.

"Lass unser Engel in Ruhe. Wenn die Zeit da ist und sie dem Richtigen gegenüber steht, wird sie es schon selber einsehen."

Ich hatte so lange nicht daran Glauben geschenkt und jetzt stand ich vor ihm. Meinen Seelenverwandten.
Meine Augen schienen eine ruckartige Bewegung aus zu machen. Mein Gehirn suchte fieberhaft nach Schlussfolgerungen. War es nicht zu früh dafür? Doch ehe ich meinen Kopf wenden konnte, knacksten seine Knochen und ein Windstoß der Verwandlung peitschte mein schon in Regen schimmerndes Fell.

Ich spürte eine Wärme in mir raufkrabbeln und mich zum tapsen bringen. Ich wurde förmlich angezogen und trotz des innerlichen Weigerungen ihm zu unterliegen, tat ich es. Seine Hand mit hervorspringenden Adern erschien vor meiner minimalen Kopfneigung. Sein Geruch, dieser herber, maskuliner Duft, verführte mein Nase. Seinem Geruch erlegen, schnupperte ich peinlicherweise an seiner Hand bevor seine nackten Zehen im Vorschein traten und ich seiner plötzlichen Nähe bewusst wurde. Es folgte ein kleiner Stoß seiner Hand an meiner Schnauze, um in sein Gesicht zu blicken.

Dunkelbraune Augen, die fast schon ins Schwarze überglitten, nahezu perfekt angewinkelte Nase und volle Lippen stachen mir ins Auge. Sie brannten sich ein und schienen Gedanken nach zu hecheln, die das Paradies auf Erden versprachen, wilde Nächte und einfühlsame miteinder verbringende Tage. Ich wollte gar nicht mal nach unten blicken. Erst da schien mir einiges einzuleuchten. Er hatte sich gerade einfach vor mir verwandelt. Er hatte gerade jegliche Moral gebrochen um mir vielleicht zu imponieren.

Von dem Gedanken, dass er in Mutter Natur's Erscheinungsform da stand, konnte ich erst recht nicht weg kommen. Ich wollte ja meinen Kopf von seiner warmen Hand entziehen, doch ich genoss es. Wie schnell ich mich an diese umhüllende Wärme gewöhnt hatte? Unglaublich schnell und verängstigend schnell.

Alle negativen Gedanken der Welt schienen erloschen zu sein. Von meinem Wortschatz verbandt. Doch sobald er seine Hand entzog und mir sein knackiger, nackter Arsch entgegen blickte, tauchte die sich kalt anfühlende Leere auf. Und die Gedanken über mich selbst sowie die unermüdeten Selbstzweifel fielen wie ein Brocken.

Vor allem eine: Ich hatte keine Stimme um mit ihm zu kommunizieren. Außerdem wollte ich jetzt nicht gerade in der Sekunde wo ich ihn kennen gelernt hatte, mich vor ihm nackig präsentieren um ihn mit Zeichen der Gebärdensprache zu überrumpeln, die er im Endeffekt vermutlich nicht einmal kannte. Wem machte ich hier etwas vor? Wer würde mich als Mate haben wollen? Die Antwort war so offensichtlich. Vor allem gegenüber eines ehrfürchtigen Alphas. Was für eine Partnerin wäre ich? Was für eine Luna wäre ich gegenüber seines Rudels?

Ich nahm meine eigene Schwäche wahr.

"Willst du dich nicht verwandeln, Bambi?" schnitt seine tiefe Stimme die lauten Tropfen des Regens durch.

"Oder weiterhin lieber auf meinen nackten Hintern starren?"

Aria - Die fehlende StimmeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt