Neue Welt

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Nachdem ich Matt von meinem neuesten Job erzählt hatte, schaute er mich erst einmal ziemlich entsetzt an. „Du sollst eine Spionin bei der CIA werden? Ich fasse es einfach nicht. Weißt du was das bedeutet? Du musst vielleicht später den Präsidenten beschützen. Oh mein Gott. Das ist echt krass." Während er das sagte, lief er wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung. „Matt bleib bitte stehen. Das macht mich ganz kirre, wenn du hier so rumrennst." Tatsächlich blieb er stehen und schaute mir tief in die Augen. „Willst du es wirklich machen?" Dies war eine sehr gute Frage. Ich wusste es ja selbst nicht genau, doch es gab kein Zurück mehr. Ich durfte und wollte Hobbs nicht enttäuschen. Mit fester Stimme sagte ich deshalb: „Ja ich würde es sehr gerne versuchen". Matt nahm meine Hand in die Seine. „Dann will ich dich auf jede Art und Weise unterstützen. Wenn du ein Problem hast, kannst du immer zu mir kommen." Ich gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, sagte Danke und ging in mein Zimmer.

Der nächste Morgen begann bereits sehr früh für mich. Ich zog mir einen dunkelblauen Hosenanzug an, unter dem ich eine weiße Bluse trug. Meine Füße wurden durch braune Pumps geziert. Meine Haare macht dich zu einem Dutt, ließ vorne zwei Strähnen raushängen und meine Augen schminkte ich in hellen Brauntönen. Ich hatte lange überlegt was ich anziehen sollte. Meine Arbeitskleidung von Hobbs kam mir unpassend vor. Deshalb hatte ich mich für die schicke Business Variante entschieden. Meine Waffe legte ich in meine Handtasche. Ich hatte sie immer noch und war schon sehr darauf gespannt, ob ich eine neue bekommen würde. Matt war bereits Arbeiten. Voller Tatendrang verließ ich die Wohnung, stieg in ein Taxi ein, das mich zu meiner neuen Arbeit brachte. Das Gebäude war ein typischer New Yorker Wolkenkratzer. Er war nicht sonderlich auffällig. Niemand hätte hinter ihm eine Zweigstelle der CIA vermutet. Ich ging durch die großen Glastüren hinein und steuerte auf den Empfang zu. Bereits die Eingangshalle wimmelte nur so von Menschen. Ich musste aufpassen, dass ich Niemanden umrannte. Vor mir saß eine junge blonde Frau. Sie war sehr hübsch und hätte auch gut als Model arbeiten können. „Guten Morgen Miss. Wie kann ich ihnen helfen?" Sie zeigte mir eine perfekte Reihe strahlend weißer Zähne. „Ich habe einen Termin bei Mr. Bass. Mein Name ist Emilia Parker." Sie tippte etwas in ihren Computer ein und sagte dann: „Ja, Logan wird sie zu ihm bringen." Ein junger Mann tauchte plötzlich an meiner Seite auf. Er hatte schwarze Haare und blaue Augen. Seine Gesichtszüge waren sehr fein. Er schien nicht viel älter als 20 zu sein. „Folgen sie mir bitte Miss Parker". Ein Glasaufzug brachte uns in die 22te Etage. Logan lief mit eiligen Schritten voraus. Ich hatte in meinen Pumps wirklich Schwierigkeiten hinter ihm her zu kommen. Plötzlich blieb er vor einer großen dunklen Tür stehen und öffnete diese. „Bitte Miss Parker. Mr. Bass wird jeden Moment bei ihnen sein." Ich dankte Logan mit einem Lächeln.

Der Raum war groß, hatte eine breite Fensterfront und einen riesigen, alten Schreibtisch auf dem sich die Papiere stapelten. Neben der Tür stand ein Garderobenständer. Ich war so vollkommen mit der Zimmereinrichtung beschäftigt, dass ich den Mann der bereits auf dem hellen Ledersofa saß nicht bemerkte. „Was will denn so eine kleine Maus wie sie hier? Stellt die CIA jetzt etwa schon Kinder ein?" Mein Blick schnellte herum und ich entdeckte den Mann, der gerade so etwas Unfreundliches von sich gegeben hatte. Was bildete sich dieser arrogante Fatzke eigentlich ein? Ich war doch kein Kind mehr. „Ich wüsste nicht was es sie angeht." Meine Augen begannen den Mann vor mir zu mustern. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus. Sein Anblick ließ mir den Atem stocken. Er sah unbeschreiblich gut aus.

Seine Haare waren etwas länger und nach hinten gegelt. Sie schimmerten in einem wunderschönen Braunton. Seine Augen hatten die Farbe von Bernstein. Das Gesicht wurde von einem drei-Tage Bart geziert. Seine Gesichtszüge waren perfekt. Er trug einen braunen Anzug, der sich an seinen athletischen, muskulösen Körper anschmiegte. Kurz gesagt, er sah aus wie ein amerikanisches Topmodel. Mein Herz schlug immer schneller. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Ich wollte doch keinen anderen Mann als Han an mich heran lassen. Ich begann mit Han's Ring zu spielen. Er musterte mich, entdeckte den Ring. „Sie sollten lieber zu ihrem Verlobten zurückkehren und die kleine Hausfrau spielen". Mein Herz zog sich bei dieser Aussage zusammen. Wie gerne würde ich die normale Hausfrau spielen, doch es ging nicht. Als ich gerade zu einer saftigen Antwort ansetzten wollte, kam Mr. Bass ins Büro, unterbrach so unser freundliches Gespräch.

„Ah ich sehe schon, sie haben sich bereits kennen gelernt. Tut mir leid, dass ich ein wenig unpünktlich bin. Ich hatte noch eine wichtige Besprechung mit dem Präsidenten." Ich lächelte ihn freundlich an. „Der charmante Mann zu ihrer rechten ist Keith Warren. Er ist einer unserer besten Spione und wird für die nächsten Wochen ihr Ausbilder sein." Das war aber jetzt gerade nicht sein Ernst? Dieser aufgeblasene Typ sollte mein Ausbilder werden? Gut, er sah nicht schlecht aus, doch er war mir total unsympathisch. Das konnte ja noch heiter werden. „Sie werden wie bereits erwähnt, ihre Ausbildung hier in New York beginnen. Unser Hauptquartier in Washington werden sie während ihrer Ausbildung kennen lernen. Nach erfolgreichem Abschluss bleiben sie in New York stationiert. Ich denke, das ist in ihrem Sinne." Ich freute mich wirklich sehr darüber, dass ich in New York bleiben durfte. Matt, Monica, Nick und Hobbs waren hier. Ich wollte sie nicht schon wieder verlassen, mich nicht schon wieder auf neue Menschen einlassen. „Sie folgen jetzt bitte Mr. Warren. Er wird sie zu unserem Quartiermeister bringen. Von ihm erhalten sie ihre neue Waffe und ein paar andere nützliche Gadgets." Mr. Bass kam auf mich zu, streckte mir seine Hand entgegen. Ich legte meine Hand in die Seine. „Ich freue mich wirklich sehr sie in meinem Team begrüßen zu dürfen Miss Parker." Er hatte einen angenehmen Händedruck, nicht zu fest und nicht zu weich. „Danke für diese tolle Chance Sir." Keith stand auch endlich auf, ging in Richtung Tür und bedeute mir ihm zu folgen. Vor seinem Boss schien er ja das reinste Lämmchen zu sein.

Ich folgte ihm, war schon kurz vor der Tür, als mich Mr. Bass noch einmal zurückhielt. „Miss Parker?" „Ja Sir?" „Kommen sie doch bitte noch einmal näher". Ich wusste nicht, was er von mir wollte. Sein Gesicht war wie ein Pokerface. Langsam stieg die Panik in mir an. Er kam mir näher und sprach leise, so leise, dass nur ich es verstehen konnte. „Ich weiß nicht ob ihr Verlobter noch lebt, doch sie werden seinen Ring ablegen müssen. Sie können ihn gerne an einer langen Kette tragen, doch selbst dann sollte er unsichtbar sein. Solch kleine Details können einen Spion verraten und in große Schwierigkeiten bringen. Am Finger ist der Ring viel zu offensichtlich." Er entfernte sich wieder von mir. „Sie können jetzt gehen". Langsam ging ich in Richtung Tür zurück. Keith schaute mich ausdruckslos an. Dieser Satz von meinem neuen Boss war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich wollte den Ring nicht von meinem Finger nehmen. Seitdem Han ihn mir angesteckt hatte, war er an diesem Platz geblieben. Doch was blieb mir für eine Wahl? Ich wusste, dass ich gehorchen musste. Ob ich wollte oder nicht. Mein Leben hatte ich schon seitdem schicksalhaften Tag in Tokyo nicht mehr in den Händen.

Wir gingen einen langen Flur entlang, viele Treppen hinab. Die Flure wurden immer düsterer. Über uns flackerte das Neonlicht. Keith hatte seitdem Vorfall im Büro kein Wort mehr mit mir gesprochen. Plötzlich hielt er vor einer unscheinbaren Tür an. „Wir sind da". Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich beinahe in ihn hineingerannt wäre. Im letzten Moment kam ich noch zum Stehen. Von außen nahm ich Stimmen und Schüsse wahr. Sie kamen aus dem Raum hinter der Tür. Keith gab einen Zahlencode in das Feld neben der Türe ein. Der Raum war riesig. Er glich schon fast einer Lagerhalle. Überall liefen Männer in weißen Kitteln herum. Auf den großen Monitoren flimmerten irgendwelche Pläne und Berechnungen. Autos standen hier und Waffen lagen auf den Tischen. Ich kam mir vor wie in einem Bond-Film. „Ahh Mr. Warren da sind sie ja. Dann müssen sie Miss Parker sein." Ein Mann Mitte 50 stand vor mir. Sein Haar fing an zu ergrauen. Die ersten Fältchen zogen sich durch sein Gesicht, doch seine blauen Augen waren wachsam. Schienen nur so vor Ideen zu sprühen. „Ja, ich bin Emilia Parker", antworte ich ihm mit einem Lächeln. „Mein Name ist Robert Spears. Ich werde ihnen jetzt ein paar schöne Spielzeuge schenken." Ich musste Lachen. Dieser Robert war mir von Anfang an sympathisch. Schnellen Schrittes ging er voraus. Ich folgte ihm.Folgte ihn in meine neue Welt.In die Welt der Spionage.

Tokyo, where the world turns into light 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt