Fahr oder Stirb

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Ich wusste nicht, wie lange ich bereits bewusstlos gewesen war, als ich wieder in einem kleinen Raum aufwachte. Die Tür war verschlossen und durch das Kellerfenster spendete der Mond nur wenig Licht. Mein Kopf schmerzte höllisch. Die Erinnerungen an das Geschehene kamen nur langsam zurück. Letty, Dom, Diego und Keith tauchten immer wieder vor meinem inneren Auge auf. Meine Hände spürte ich kaum noch. Ich war an einem Stuhl gefesselt worden. Selbst meine Beine hatten sie mit einem Seil umschlungen. Immer noch konnte ich es nicht fassen, dass Keith ein hinterhältiger Lügner war. War er schon damals ein Teil von Diego's Crew gewesen? Ich hatte immer gedacht, dass er Mr. Bass verehrte und nun brachte er ihn eiskalt um. Die Welt schien langsam aber sicher aus ihren Fugen zu geraten. Meine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt. Außer meinem Stuhl und mir befand sich nichts in dem Raum. Hoffentlich ging es meinem Onkel und Letty gut. Hatte sich Diego wirklich an sein Wort gehalten und was hatten sie mit mir vor? Was würde passieren, wenn sie herausfanden wer ich wirklich war?

Sofort fiel mein Blick auf mein Dekolleté. Die Kette mitsamt dem Ring war verschwunden. Ich schaute ein zweites Mal hin. Nein, das durfte nicht wahr sein. Die Angst in mir nahm immer mehr zu. Zum ersten Mal seid langer Zeit, fühlte ich mich wieder so allein und hilflos wie ein kleines Mädchen. Mein Tod war durch den Ring besiegelt. Ein Schluchzen entwich meiner Kehle. All die Stärke die ich in den letzten Jahren aufgebaut hatte, wich einer puren Verzweiflung. Ich wollte Leben, mit Han zusammen sein und nicht in diesem elenden Kellerloch sterben. Eine neue Kraft durchströmte ganz langsam meinen Körper. Ich würde kämpfen, mich nicht einfach geschlagen geben. Leicht bewegte ich meinen Kopf hin und her. Keith wusste von allen Spionagetricks und Gadgets, hatte mir alles abgenommen. Doch die Ohrringe die ich trug, hatte ich von Hobbs bekommen. Er ahnte nicht, das sich in ihnen ein Peilsender befand. An beiden Ohren klimperte es leise. Dies war ein gutes Zeichen. Das Klimpern machte mir Mut. Sie waren sicherlich schon dabei das Signal zu verfolgen und mich zu retten.

Plötzlich öffnete sich die Tür mit einem lauten Quietschen. Ein Lichtstrahl der genau in meine Augen fiel, ließ mich zunächst erblinden. Nur schemenhaft nahm ich die Umrisse von zwei Männern wahr. „Ah wie schön, du bist also wieder aufgewacht. Unser Boss erwartet dich bereits". Ich kannte die Stimme nicht. Unsanft wurde ich an den Armen gefasst und vom Stuhl hochgehoben. Meine Fesseln an den Beinen wurden aufgetrennt. Draußen auf dem Flur erkannte ich, das Keith einer der Männer war. Sein Griff um meinen Arm war eisern. Doch vor ihm wollte ich keine Schmerzen und Schwäche zu geben. Durch eine Tür traten wir ins Freie. An manchen Stellen machte die Dunkelheit bereits dem Licht Platz. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufging. Diego stand umringt von seinen Männern vor den Autos.

„Ich glaube sie haben mir etwas verschwiegen Miss Parker." Mit jedem Schritt, den er mir näher kam, nahm meine Angst zu. Immer mehr spürte ich wieder den Druck seiner Hände auf meinem Hals. Keith hielt mich weiterhin eisern fest. Plötzlich stand er ganz nah vor mir. Ich konnte sein Aftershave riechen, welches eine Übelkeit in meinem Magen auslöste. Er hielt seine Hand, die zu einer Faust geschlossen war, ganz nah vor mein Gesicht. Ich hatte schon Angst, dass er mich schlagen würde, doch aus seiner Faust ließ er meine Kette mit dem Ring hinab gleiten. „Ich habe dir doch gesagt, dass du mir nicht entkommen kannst Quedira. Dein Versteckspiel hat dich lange genug geschützt. Keith nimm ihr die Kontaktlinsen raus." Er nahm sie mir nicht gerade liebevoll heraus. Meine Augen schmerzten danach höllisch. Doch viel schlimmer war es, dass mein letzter Schutz vor meiner wahren Identität gefallen war. So einfach würde ich jedoch nicht aufgeben. Nachdem sich meine Seelenspiegel wieder etwas beruhigt hatten, schaute ich Diego stolz an und sagte: „Bist du immer noch in deinem männlichen Stolz gekränkt, weil ich dich verlassen wollte? Dann tust du mir einfach nur leid." Mein Satz war schneidend und voller Verachtung. Ich sah seine Hand kommen, konnte jedoch nicht ausweichen. Mit einem lauten Knall sauste sie auf meiner Wange nieder. Ich begann zu taumeln und ein Schmerz durchzog meinen Körper, der mir die Luft zum Atmen nahm.

Tokyo, where the world turns into light 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt