Der Ring der Warheit

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In die Runde fuhr ein Auto, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Es glich von der Form her einem Formel Eins Auto. Doch es war viel länger, bestand aus braunem Stahl und hatte vorne eine Klappe aus Glas. Den Fahrer des Wagens kannte ich jedoch gut. Viel zu gut. Es war der Mann, der mein Leben zerstört hatte. Mein Leben und das meiner Familie. Diego Ferres stand in seiner vollen Größe vor mir. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. In meinen Körper strömte ein verlangen nach Rache, wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte. Ich wollte ihn am liebsten auf der Stelle töten. Doch Hobbs wollte ihn Lebend. Diego hatte sich nicht verändert, sah immer noch unbeschreiblich gut aus. Die Haare waren wie damals, schwarz und länger. Seine bernsteinfarbenen Augen schimmerten im Licht der Straßenlaternen. Er trug eine dunkelblaue Jeans und ein weißes eng anliegendes T-Shirt. Wie ich mit diesem Monster jedoch damals hatte schlafen können, war mir in diesem Moment so unbegreiflich, wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Er ging zu seinen Leuten herüber, klopfte Piedro einmal anerkennend auf die Schulter und richtete das Wort an uns. „Wie ich sehe, hat mein kleiner Plan ja vortrefflich geklappt. Euer Boss jagt einem Gespenst hinterher und ihr wolltet ihn dabei alle beschützen. Dieser Codex nach dem ihr Lebt, macht euch angreifbar. Dieses Familiending wird euch irgendwann einmal alle zusammen ins Grab bringen. Moment mal, es wird euch ja schon heute Nacht ins Grab bringen." Aus Diego's Kehle entwich ein dunkles und angsteinflößendes Lachen. Dieser Mann war wahrlich zu einem Monster geworden. Er setzte sich in Bewegung und kam auf mich zu. Je näher er mir kam, desto stärker spürte ich wieder den Druck seiner Hände auf meinem Hals. Diego musterte mich einmal von oben bis unten. Ich versuchte so gut es ging die Angst in meinen Augen zu verstecken. Es war, als wenn er in meine Seele schauen würde. Die Panik in mir, dass er mich erkannte, nahm immer mehr zu. Plötzlich fuhr er mit seinen Fingern über meine Wange, ließ sie dann weiter hinab gleiten... Über mein Schlüsselbein und an meinem Ausschnitt entlang. Ich betete innerlich dafür, dass er die Kette nicht herausziehen würde. Han würde den Ring sofort erkennen und mich somit verraten. Diego kam näher an mein Ohr. Sein Atem hinterließ ein Kribbeln auf meinem Nacken. Er war sich seiner Wirkung auf Frauen vollkommen bewusst.

Leise sagte er zu mir: „Es ist wirklich schade, dass eine so schöne Frau wie du heute sterben muss. Doch wer sich gegen mich stellt, hat keine Gnade zu erwarten. Frauen sollten sich nicht in dieser Szene aufhalten." Diego nahm mein Kinn zwischen seine Hände, drückte meinen Kopf hoch, zwang mich so dazu in seine Augen zu schauen. In diesem Moment war ich Matt für die Grünen Kontaktlinsen unendlich dankbar. Durch die Dunkelheit erkannte Diego zum Glück auch nicht, das ich welche trug. „Du hast etwas an dir was mich fasziniert. Dein Blick und deine ganze Haltung sind von Stolz geprägt. Ich mag solche Frauen. Du hättest wunderbar in mein Team gepasst." Diego war mir schon damals vollkommen verfallen. Anscheinend hatte ich trotz der anderen Frisur und der neuen Augenfarbe immer noch die gleiche Wirkung auf ihn. Doch nie wieder würde ich dieses Monster so nah an mich heranlassen. Wie ich aus den Augenwinkeln wahrnahm, wollten die anderen mir zur Hilfe kommen. Das Entsicherungsklicken der Gewehre und Pistolen hielt sie jedoch davon ab. Diego zog mich noch näher an sich heran und drückte mir einen Kuss auf. Seine Zunge drang grob in meinen Mund ein. Mit der anderen Hand strich er über meinen Busen. Ein Ekel breitete sich in meinem Körper aus, nahm von jeder Pore besitz. Ich hätte ihm am liebsten in seine Kronjuwelen getreten, doch dann wären Han, Tej und Roman sofort erschossen worden. Mit Mühe und Not ertrug ich den Kuss. Als Diego sich jedoch wieder von mir löste, konnte ich nicht anders als ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen. „Ich bin kein Stück Vieh, das man sich einfach so nehmen kann wie man will." Diego begann wieder zu lachen, hielt sich die Hand an die Wange. Diese würde sicherlich feuerrot werden. „Schlagfertig ist sie also auch noch. Wirklich schade, dass wir uns nicht schon früher begegnet sind Quedira."

Das Wort Quedira wirbelte einen Sturm von dunklen Gefühlen in mir auf. So hatte er mich früher auch immer genannt. Plötzlich hörte man das Geräusch von näherkommenden Motoren. Hobbs war auf dem Weg nach hier. Diego entfernte sich sofort von mir und ging zu seinem Auto. Bevor er jedoch einstieg, sagte er noch: „Falls ihr den Abend heute überlebt, könnt ihr eurem Boss sagen, dass ich mich schon sehr auf das Spiel mit ihm freue. Bringt sie um" Mit quietschenden Reifen fuhr Diego davon. Er war wieder in mein Leben getreten. Doch nun musste ich erst einmal mein Leben und das der anderen retten.

Tokyo, where the world turns into light 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt