Erste Enttarnung

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Ich hörte wie Dom auf etwas einschlug. Holz splitterte und er begann zu fluchen. Es schien, als hätte er den Wohnzimmertisch zertrümmert. „Ich möchte nicht, dass du so von Serena sprichst. Hast du mich verstanden Brian?" Aus seiner Stimme war eine Wut herauszuhören, die mir einen Schauer bescherte. „Ist ja gut Dom. Es tut mir leid. Ich habe nicht über das was ich gesagt habe nachgedacht." Mein Onkel brummte. „Serena hat sich nicht ohne Grund umgebracht. Das kann mir niemand weiß machen und vor allen Dingen nicht Suki. Ich glaube der ganzen Selbstmordstory bis heute nicht. Sie würde sich nie so einfach von uns abwenden. Serena hätte Han so etwas auch nicht antuen können. Nein, hinter ihrem Mord muss ein anderer Grund als Takashi gesteckt haben. Serena ist eine starke Frau. Sie würde sich niemals wegen Takashi's Vergehen an ihr umbringen. Wenn ich den wahren Grund jemals herausfinden sollte, kann sich der Verantwortliche auf etwas gefasst machen." Ich hörte meinen Onkel aufschluchzen. Die ganze Situation überforderte mich. Ich rutschte an der Wand hinab und musste ein Schluchzen unterdrücken. Alles schien mich zu erdrücken. Ich musste aus diesem Haus raus. So schnell es ging stand ich auf, ging zur Haustüre und öffnete sie. Bevor sie ins Schloss fiel hörte ich meinen Onkel noch rufen: „ Wer ist da?", doch ich war schon auf der Straße. Wollte nur noch weg von diesem Ort.

Ich lief die Straße entlang ohne zu wissen wo ich hinsollte. Als ich nicht mehr konnte, ließ ich mich auf einen Bordstein niedersinken. Die Sonne ging langsam über London auf, tauchte alles in ein leuchtendes Meer aus rot und orange Tönen. Wie sollte ich den anderen bloß meine Flucht aus dem Haus erklären? Normalerweise rannte niemand ohne Verabschiedung so einfach hinaus. Doch die Gefühle meines Onkels waren wie Fausthiebe auf mich nieder geprasselt. Das schlechte Gewissen zerfraß mich. Wie sollte ich ihm jemals wieder unter die Augen treten können, wo ich ihm doch so viel Leid beschert hatte?

Ich zückte mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte Nick an. Ich brauchte jemanden mit dem ich reden konnte. Er hob auch sofort ab. „Emilia, ist etwas passiert? Oder wieso rufst du mich so früh am Morgen an? Geht es dir gut?" Nick machte sich sofort Sorgen um mich. „Nein, mir geht es nicht gut. Kannst du mich bitte abholen kommen?" „Ich komme sofort vorbei. Hobbs wollte dich eh heute Mittag noch einmal sehen. Er wollte dir noch etwas geben. Wo bist du denn?" „Ich bin auf der Commercial Road. Quasi zwei Straßen von unserem Haus entfernt." „Okay, ich beeile mich. Ich müsste in 15 Minuten da sein. Warte so lange da". Nachdem Nick aufgelegt hatte, entspannten sich meine Nerven wieder ein wenig. Ich war froh, dass er immer für mich da war. Nick und ich kannten uns noch nicht lange, doch irgendetwas verband unsere Seelen. Ich schloss meine Augen. Mein Leben hatte Wendungen genommen mit denen ich selbst niemals gerechnet hätte. Han's Ring lag schwer auf meiner Haut. Wie würde er reagieren, wenn er mein Geheimnis herausfand? Würde er mich für immer hassen oder mich verstehen?

Ein schwarzer Hummer hielt neben mir an. Nick riss die Türe auf, kam auf mich zugestürmt und nahm mich in den Arm. Die Tränen liefen mir an den Wangen hinab. Nick schaute mich geschockt an, wischte sie mir jedoch liebevoll aus dem Gesicht. „Steig erst einmal ein Emilia. Dann können wir immer noch reden, wenn du möchtest." Es tat gut von ihm im Arm gehalten zu werden. Ich fühlte mich sicher und geborgen. Konnte zum ersten Mal seit langer Zeit meine wahren Gefühle in der Gegenwart eines anderen Menschen wieder zeigen, musste sie nicht verstecken. Nick half mir ins Auto und wir fuhren ein paar Straßen weiter. Vor einem kleinen Park hielt er an. „Komm wir setzten uns draußen auf eine Bank. Wir haben noch Zeit, bevor wir zu Hobbs müssen." Dankbar nahm ich seine Hand und folgte ihm. Es würde ein schöner Tag werden. Die morgendliche Luft verbreitete bereits überall ihre Wärme. Wir setzten uns auf eine Bank. Nick sprach mich nicht an, ließ mir die Zeit die ich brauchte. Die Blätter fingen durch den Wind an zu rascheln. Unwillkürlich schob sich das Bild der Kirschblüten in meine Gedanken. Ich konnte einen erneuten Schluchzer nicht vermeiden. Nick zog mich enger in seine Arme. Gab mir einen Kuss auf meinen Haaransatz und sagte: „Wer bist du wirklich Emilia Parker?" Ich schaute ihn entsetzt an. Sollte er mein Geheimnis entdeckt haben? „Deine Gefühle haben dich verraten. Keine Sorge, Hobbs hat nichts bemerkt. Als dieser Dominic Toretto mit seinem Team hereinkam, habe ich eine Angst in deinen Augen gesehen. Ich verstehe diese Angst nicht, doch ich denke damit hängt auch dein heutiger Gefühlsausbruch zusammen. Kennst du diese Leute? Haben sie dir schon einmal etwas angetan? Wenn ja, dann Gnade ihnen Gott." Ich sah, wie sich Nick's Hände zu Fäusten ballten. Er war wie der große Bruder den ich nie gehabt hatte. Ich haderte mit mir selbst. Konnte ich Nick die Wahrheit anvertrauen? Würde er es verstehen? Doch ich spürte, dass ich mit jemandem reden musste. Alleine konnte ich die Last nicht mehr auf meinen Schultern tragen und Matt war zu weit entfernt.

Tokyo, where the world turns into light 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt