Am Hafen war es vollkommen ruhig. Die Sterne über uns funkelten und der Mond erhellte den Platz. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Körper aus. Während der ganzen Fahrt über hatten Dom und ich geschwiegen. Jeder hatte sich auf seine Art und Weise auf das bevorstehende Treffen vorbereitet. Ich machte mich auf den Weg zu meiner Position. Schnell fand ich das Dach, von welchem Hobbs gesprochen hatte. Es war nicht weit von Dom entfernt. Ich würde also alles hören können. Mein Onkel stellte sich vor seinen Dodge Charger Daytona. Irgendwo in der Stille der Nacht schlug eine Kirchturmuhr zehn Mal. Schon kurze Zeit später hörte man das Geräusch eines näher kommenden V8 Motors. Es war soweit.
Meine Finger krallten sich fester um das Gewehr und ich legte mich auf den Boden des Daches. Ein silberner Jensen Interceptor fuhr auf den Platz auf und Letty stieg aus. Sie hatte sich kaum verändert. Immer noch die langen braunen Haare, die sportlich dünne Figur. Sie hatte schon immer etwas Wildes an sich gehabt. Letty ging näher auf meinen Onkel zu und sagte: „Es ist schön, dass du gekommen bist. Ich weiß immer noch nicht genau wer du bist, doch wenn ich nachts träume, kommen immer wieder Bilder in meinen Kopf, die uns beide zeigen. Wir hatten früher ein gemeinsames Leben. Diego ist brutal, bringt im Moment zu viele Menschen um. Er muss gestoppt werden und ich will mit deiner Hilfe endlich herausfinden wer ich wirklich bin." Dom nahm Letty in seine Arme. "Du bist Letizia Ortiz und ich werde dir deine Erinnerungen zurück bringen". Mein Körper überzog sich mit einer Gänsehaut. Die beiden wieder so vereint zu sehen, war einfach unbeschreiblich. Endlich war Letty wieder ein Teil der Familie. Doch plötzlich wurde die Stille der Nacht wieder durch ein Motorengeräusch durchzogen. Ich war mir sicher, dass ich nun Diego zu Gesicht bekommen würde. Ein schwarzer Bentley fuhr auf den Platz auf. Sein Fahrer trug eine dunkle Jeans, ein dunkles T-Shirt und eine schwarze Lederjacke. Das bernsteinfarbene Braun seiner Augen funkelte im Licht des Mondes. Aus seiner Kehle entwich ein dunkles Lachen.
„Das Liebespaar ist also wieder vereint. Ich bin enttäuscht Letty. Gerade von dir hätte ich erwartet, dass du kälter bist." Mein Onkel zog sie fester in seine Arme. „Was willst du hier Diego? Wieso bist du mir gefolgt?" Letty drehte sich zu Dom und sagte: „Es tut mir leid. Ich wusste wirklich nicht, das er mir gefolgt ist." Mein Onkel lächelte sie an: „Das glaube ich dir." Danach drehte er sich zu Diego um und rief: „Willst du noch mehr unschuldige Menschen umbringen oder wieso bist du hier? Antworte endlich" Diego's Blick verdunkelte sich. „Du bist kein Unschuldiger Toretto. Du hast das Imperium meines Vaters auf dem Gewissen. Du hast die ganze Infrastruktur Rio's zerstört. Ich musste mir ein vollkommen neues Leben aufbauen, habe Rache an euch ach so tollen Streetracern und den Polizeiorganisationen geschworen die viele unserer Männer festgenommen haben. Mein Vater hat sich nach dem Verlust seines Geschäftes umgebracht. Dafür sollst vor allen Dingen du leiden." Mit seinen Fingern zeigte er auf meinen Onkel. „Deine kleine Nichte hat sich ja bereits durch meinen Brief umgebracht. Wirklich schade...Sie war eine schöne Frau und im Bett der reine Wahnsinn. Glaub mir Toretto es werden noch mehr geliebte Menschen folgen. Irgendwann wirst du alleine auf dieser Welt sein und an deinen Schuldgefühlen zerbrechen."
In Dom's Gesicht spiegelte sich eine unbändige Wut wieder. Ich sah, wie schwer es Letty fiel ihn zurück zu halten. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. „Heute Abend werde ich dir die nächste geliebte Person nehmen". Plötzlich erschien ein roter Punkt auf Letty's Brust, genau da wo ihr Herz saß. Das durfte doch nicht wahr sein. Sofort suchte ich die Dächer nach dem Schützen ab, konnte jedoch niemanden entdecken. Ich nahm meine Waffe fester in die Hände und zielte auf Diego. Wollten wir doch mal sehen, was der Schütze machte, wenn sein Boss selbst in Gefahr war. Mein Laserpunkt lag ebenfalls genau auf dem Herzen. „Tja, ich glaube heute wird noch jemand sterben. Man sollte sich nicht mit Wölfen anlegen", hörte ich meinen Onkel mit tiefer Stimme sagen. „Lass mich raten, dieser zweitklassige Polizist Hobbs sitzt hier irgendwo?", antwortete Diego. Letty schaute sich um, entdeckte mich. „Nein mein Lieber. Jemand anderes sitzt hier und will dich umbringen". „Da hat Letty vollkommen Recht. Glaub mir diese Schützin trifft zu hundert Prozent. Sie ist Special Agent des CIA, Hobbs Hilfe und zurzeit die beste Spionin Amerikas". Diego folgte dem Blick meines Onkels, schaute mir direkt in die Augen. Mit meiner freien Hand winkte ich ihm zu. „Oh das trifft sich ja gut, denn genau in diesem Moment lasse ich das Gebäude des CIA in New York in die Luft gehen."
Ein Schrei entwich meiner Kehle. Meine Ohren wollten dem was sie gehört hatten keinen Glauben schenken. Das konnte nicht sein. Niemand konnte so einfach das Gebäude in die Luft jagen. Ich musste an Robert und meinen Boss Mr. Bass denken. Meine Wut auf Diego stieg ins Unermessliche und mein Körper begann vor Anspannung zu zittern. Mit dem Gewehr in meiner Hand verließ ich meinen Posten. Die ganze Zeit über war es weiterhin auf Diego gerichtet. Kurz bevor ich bei ihm ankam rief ich: „Das kann nicht wahr sein. Niemand kommt so einfach in dieses Gebäude hinein. Ich habe langsam genug von ihren Geschichten." Plötzlich löste sich ein Schatten aus der Dunkelheit der Nacht. „Doch es stimmt. Wenn man weiß, wie man in das Gebäude hinein kommt, ist es gar nicht mehr so schwer dort eine Bombe zu platzieren. Sie haben den Tod verdient. Immerhin haben sie damals die meisten der Männer in Rio festgenommen." Ich kannte diese Stimme und sie ließ mir einen Schauer den Rücken hinab laufen. Diese Stimme gehörte zu einem Menschen, dem ich vertraut hatte, mit dem ich geschlafen hatte. Ein großer Mann, mit blonden Haaren, einem Drei-Tage Bart und blauen Augen stand plötzlich neben Diego. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Mein Leben wurde immer mehr zu einem großen Albtraum.
Mit zitternder Stimme sagte ich: „Keith was machst du hier?" „Ich habe mich endlich für die richtige Seite entschieden. Deine Gefühle hast du anscheinend immer noch nicht unter Kontrolle. Du bist nicht die beste Spionin Amerikas, sondern nur ein kleines Mädchen". Seine Aussage traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war unfähig auch nur noch ein Wort zu sagen. Plötzlich hob Diego seine Hand und immer mehr Männer kamen aus ihren Verstecken. Am Ende wurden wir von zehn Männern umzingelt. Ich wusste absolut nicht was ich machen sollte. Hatte ich mal wieder als Spionin versagt? Hatte Keith mit seiner Aussage Recht?
„Ich denke wir sollten uns einen kleinen Pfand für eine sichere Flucht aus London mitnehmen", sagte Keith zu Diego. „Das ist keine schlechte Idee. Diese kleine Spionin hier hat etwas was mir gefällt. Schon bei unserem ersten Treffen war ich von ihr fasziniert. Schnappt sie Männer." Diego's Männer setzten sich in Bewegung. Dom versuchte mich zu retten, indem er anfing sich mit ihnen zu prügeln. Auch Letty setzte eine paar gekonnte Tritte gegen die Männer. Ich wollte gerade schießen, als mich einer der Leute von hinten packte. Ein Schuss löste sich aus meiner Waffe, traf einen von Diego's Leuten im Bein. Ich schrie und trat um mich, doch es waren einfach zu viele. Keith nahm mir meine Waffe ab. „Wenn du dich jetzt benimmst und mit uns kommst, wird Toretto und Letty nichts geschehen." Sofort hörte ich auf zu strampeln. Ich wusste nicht ob ich ihnen vertrauen konnte, doch es war die einzige Möglichkeit um die beiden zu retten. Je näher wir dem Bentley kamen, desto mehr zogen sie sich zurück. Die Augen meines Onkels spiegelten größte Sorge wieder. Mit meinen Lippen formte ich ein „Ich Liebe Dich."
Das letzte was ich hörte war Letty's markerschütternder Schrei. Danach wurde alles um mich herum dunkel.
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Tokyo, where the world turns into light 2
FanfictionSerena Toretto's Leben hätte nach Han's Rückkehr wie in einem Märchen verlaufen können, doch ein alter Bekannter zerstört ihren Traum vom Glück und lässt sie keinen Frieden finden. Kann sie den Schatten ihrer Vergangenheit entkommen oder werden die...