Kapitel 9

2.2K 85 11
                                    

Am Dienstag war es dann so weit. Nach dem Mittagessen beeilte sich Jade, um pünktlich am Verbotenen Wald anzukommen. Zayn war bereits da. „Bist du bereit?“, fragte er. „Hoffe ich doch.“, antwortete Jade nervös. Sie war sehr aufgeregt. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich etwas im Schatten der Bäume bewegte. Sie sah genauer hin. Zwei Thestrale standen nah bei einander im Schutz der Bäume. Da Jade viele Hexen und Zauberer in der Schlacht um Hogwarts hatte sterben sehen, konnte sie die Thestrale ebenfalls sehen. Zayn ging zu ihnen und streichelte die Nüstern des einen. „Sie tun dir nichts, du kannst ruhig näher kommen.“, sagte er zu seiner Schwester. Jade trat neben Zayn und blickte dem einen Thestral  in die dunklen Augen. Viele fanden Thestrale unheimlich und fürchteten sich vor ihnen. Jade konnte sich das überhaupt nicht erklären. Diese Wesen wurden oft missverstanden, doch eigentlich waren sie keines Wegs gefährlich. „Wieso kannst du sie sehen?“, fragte Jade. „Ich war mal dabei, als unser Vater zwei Auroren getötet hat. Deshalb kann ich sie sehen.“ Jade nickte bloß. Sie streichelte den Hals des Thestrals. Dieser rieb seinen Kopf an ihre Schulter. „Sie mag dich.“, lächelte Zayn. Jade lächelte ebenfalls. „Wir sollten jetzt los fliegen. Die Anhörung ist um 15 Uhr zu Ende, dann müssen wir beim Zaubereiministerium sein.“, erklärte Zayn. Er stieg auf den Rücken seines Thestrals. Jade kletterte auf den Rücken des anderen. Anschließend nahmen die Thestrale Anlauf und galoppierten in den Himmel hinauf. Prachtvoll ragte Hogwarts unter ihnen in die Höhe. Vorsichtig klammerte Jade sich an den Hals des Tieres. Es dauerte nicht lange dann konnte man Hogwarts nur noch schemenhaft erkennen. „Wann sind wir da?“, rief Jade ihrem Bruder zu. „Das dauert noch! Bis wir in London sind ist es noch weit.“, rief Zayn zurück. Jade sah unter sich und betrachtete die Ländereien. Auch wenn es nicht sehr kalt war, fror Sie ein wenig. Sie schloss die Augen und wartete darauf bis sie endlich in London ankamen.

Dort angekommen ließen sie die Thestrale in einer Seitenstraße nahe des Zaubereiministeriums stehen. Sie nahmen den Besuchereingang, um ins Ministerium zu gelangen und führen dort mit dem Fahrstuhl weiter runter zu den Verhörungssälen. „Weißt du Wo wir hin müssen?“, fragte Jade leise. „So ungefähr.“, antwortete Zayn. Sie liefen durch die Gänge. Auf einmal blieb Zayn vor Jade stehen. Schritte näherten sich ihnen. Zayn zog Jade in einen schmalen Nebengang. Beide zückten ihre Zauberstäbe. Sie lugten vorsichtig um eine Ecke. Zwei Ministeriumsbeamte führten eine Frau aus einem der Säle. Sie sah verwahrlost aus. Ihre fettigen Haare hingen ihr in einzelnen Strähnen über die Schultern und ihre Gefängnisskleidung war total verdreckt und an einzelnen Stellen löchrig. „Das ist sie!“, flüsterte Zayn. Jade’s Herz schlug automatisch höher. Plötzlich stellte sich Zayn in den Gang vor die zwei Beamten. „Imperio!“, rief er. Jade war überrascht, dass Zayn genauso wie Tom diesen Zauber nutzte. Sie hoffte jedoch, dass er noch nicht alle drei der unverzeihlichen Flüche benutzt hatte. Die Männer blieben stehen und sagten nichts. Die Frau erkannte, wer vor ihr stand. „Mein Sohn…“, sagte sie und ging ein paar Schritte auf Zayn zu. „Ich habe dir jemanden mitgebracht, Mutter.“, sagte Zayn und nickte Jade zu, die noch immer in dem schmalen Gang stand. Sie trat hervor und ihre Mutter blickte sie aus ihren trüben Augen an. „Bist du es wirklich, Jade?“, fragte Sie. „Ja, ich bin es.“, antwortete Jade und lächelte. „Sieh dich an! Du bist so ein hübsches, junges Mädchen geworden. Es ist so traurig, dass ich bis jetzt an deinem Leben nicht teilnehmen konnte.“, sagte Jade’s Mutter und eine Träne lief ihr über die Wange. Zayn blickte sich um. Niemand war in der Nähe. „Kommt, wir müssen zurück.“, sagte er eilig. „Was?! Jetzt schon?“, fragte Jade verblüfft. Sie hatte gerade mal vier Worte zu ihrer Mutter gesagt. Zayn nahm seinen Umhang ab. „Zieh dir den über.“, befahl er seiner Mutter. Sie tat das, was er ihr sagte. Die Kapuze des Umhangs zog sie sich tiefer ins Gesicht. „Was wird das hier?“, fragte Jade verwirrt. „Glaubst du wirklich ich sehe zu, wie unsere Mutter wieder zurück nach Askaban geschickt wird? Ganz bestimmt nicht. Und jetzt Komm!“, sagte Zayn. Zu dritt fuhren sie wieder hoch und verließen das Zaubereiministerium. Bis hier hin hatten sie es geschafft. Jade wusste nicht ganz Was sie von dem Plan ihre Mutter zu befreien, halten sollte. Sie wollte auf keinen Fall, dass diese wieder zurück nach Askaban kam, aber das was sie hier taten war illegal und könnte für sie gefährlich werden.

Zayn half seiner Mutter auf seinen Thestral und zusammen flogen die drei auf den zwei Thestralen zurück nach Hogwarts. Doch als das Schloss in Sicht kam, steuerte Zayn nicht auf den Verbotenen Wald zu, sondern ein Stückchen weiter weg. Jade kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Sie erkannte die Heulende Hütte. Sie flogen darauf zu und setzten kurz davor zur Landung an. Als sie von den Thestralen abgestiegen waren, flogen diese zurück zum Verbotenen Wald. Die Geschwister brachten ihre Mutter in die windschiefe Hütte. Im ersten Stock ließ Sie sich auf ein altes Bett fallen. Jade sah ihren Bruder an. „Von wegen das ist nicht gefährlich. Es hätte sonst was passieren können! Stell dir doch mal vor, man hätte uns erwischt. Dann säßen wir jetzt wahrscheinlich alle drei in einer Zelle in Askaban.“, regte sie sich auf. „Es ist aber nichts passiert! Hättest du unsere Mutter lieber wieder nach Askaban schicken lassen?“ „Hört bitte auf zu streiten.“, ergriff Jade und Zayns Mutter das Wort. „Zayn, deine Schwester hat recht. Es hätte viel schief gehen können, aber das ist es nicht. Viel lieber sollten wir uns überlegen, wie es jetzt weiter geht.“ Alle drei dachten nach. „Du solltest vorerst hier in der Heulenden Hütte bleiben. Ich werde dich mit allem versorgen, was du brauchst.“, versprach Zayn. Jade sagte nichts. „Jade…?“, fragte Ihre Mutter leise. Jade hob den Kopf. „Ich möchte mehr über unsere Familie erfahren. Das wollte ich schon immer.“, sagte Sie schließlich. Ihre Mutter atmete einmal tief aus. „Na gut, wenn du das möchtest.“ Dann begann sie zu erzählen: „Eigentlich gibt es da nicht wirklich viel zu erzählen…ich habe euren Vater früh kennengelernt. Später haben wir dann geheiratet. Über seine Familie hat euer Vater mir nie viel erzählt. Ich hatte jedoch eine Schwester. Sie hieß Merope und naja…unser Verhältnis war früher gut. Sogar sehr gut. Wir waren eben zwei unzertrennbare Schwestern. Bis sie sich dann in einen Muggel verliebte.“ Sie machte eine Pause. „Ich riet ihr sich nicht mehr mit ihm zu treffen aber was kann man schon groß gegen Liebe tun...? Dadurch stritten wir uns. Ich brach den Kontakt zu ihr ab und ging meinen eigenen Weg. Daher erfuhr ich erst einige Jahre nach dem wir uns getrennt hatten davon, dass meine Schwester schwanger war…von dem Muggel, in den sie sich einst verliebt hatte. Ich kam jedoch nicht zu ihr. Schließlich hatte ich ihr immer abgeraten, mit diesem Muggel etwas anzufangen. Später ließ er sie dann einfach sitzen und in einer stürmischen Nacht gebar sie schließlich ihren Sohn. Doch bei dessen Geburt starb sie. Ihr Sohn wuchs in einem Waisenhaus in London auf. Wäre ich direkt zu ihr gekommen, wäre sie jetzt vielleicht noch am Leben.“ Jade’s Mutter senkte den Kopf. „Es ist nicht deine Schuld, dass sie tot ist. Auch wenn du dabei gewesen wärst, wäre sie wahrscheinlich trotzdem gestorben.“, tröstete Zayn Sie. „Ich weiß…trotzdem kann ich mir damit die Schuldgefühle nicht nehmen. Sie werden immer da sein.“, sagte Jade’s Mutter bitter. „Weißt du was mit ihrem Sohn passiert ist?“, fragte Jade. „Nein…Ich habe ihn nie kennengelernt. Wie schon gesagt das einzige was ich über ihn weiß ist, dass er in einem Waisenhaus in London aufgewachsen ist.“ Jade nickte wieder nur. Vielleicht war ihr Cousin ja noch am Leben. Und vielleicht war er auch gar nicht so weit weg, wie Jade es im Moment dachte.

Allmälig wurde es dunkler in der Hütte. Draußen ging die Sonne unter. „Wir sollten jetzt zurück zum Schloss, bevor noch jemand bemerkt, dass wir weg waren.“, sagte Zayn. Er und Jade verabschiedeten sich von ihrer Mutter und machten sich auf den Weg zum Schloss. Sie erreichten die große Halle gerade noch rechtzeitig zum Abendessen. Zayn ging zu Tom und dem Rest. Am Ende des langen Tisches erblickte Jade Ruby. Sie saß alleine und hatte den Kopf leicht gesenkt. Antonia saß wie die letzten Tage bei Lestrange und schien sich gut zu amüsieren. Ihr war es anscheinend egal, wie Ruby sich fühlte. Seitdem Sie sich in Lestrange verliebt hatte, hatte sich Antonia total verändert. Sie kleidete sich in ihrer Freizeit dunkler und war fies zu den Schülern, die als Muggelstämmig galten.

Jade entschied sich zu Ruby zu gehen. „Hey, wie war dein Tag?“, versuchte Sie ein Gespräch anzufangen. Ruby blickte auf. Ihre Augen waren leicht gerötet. Sie musste geweint haben. „Schlecht wie immer.“, brachte Sie hervor. Sie hatte keine Lust auf eine Unterhaltung. Dann sah sie zu Antonia rüber, die sich mit Lestrange, Avery und Rosier unterhielt. „Wieso bist du nicht bei denen? Hast du ein schlechtes Gewissen, weil ich hier alleine sitze?“, fragte Ruby kalt. „Muss ich denn immer bei den anderen sein? Ich möchte vielleicht einfach mal Zeit mit dir verbringen.“, sagte Jade. „Ach ja? Dann bist du anscheinend keine so schlechte Freundin, wie Antonia es war.“ Jade stutzte. „Wieso war? Seit ihr gar nicht mehr befreundet?“, fragte Sie. „Du brauchst nicht so tun, als wenn du es nicht wüsstest. Antonia hat dir doch sicherlich erzählt, dass wir uns gestritten haben und warum. Sie wirkt auf mich nicht so, als wenn sie sich unbedingt wieder mit mir vertragen will. Ich sehe ja wie glücklich sie bei denen ist. Ich bin bloß ihre Zimmermitbewohnerin.“, erklärte Ruby bitter. „Sag so etwas nicht! Ich bin mir sicher, dass ihr euch irgendwann wieder vertragt.“, redete Jade auf Ruby ein. „Soll ich vielleicht mal mit ihr reden?“, fragte Sie. „Ach, das bringt doch eh nichts! Wenn du jetzt so nett wärst mich alleine zu lassen? Ich weiß doch, dass du lieber zu den anderen willst.“, bittete Ruby. „Aber das stimmt doch gar nicht!“, rief Jade verzweifelt, doch Ruby war bereits aufgestanden und lief aus der Halle. Traurig blickte Jade ihr nach. Sie hatte es vermasselt.  


Different Times | Tom Riddle ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt