Chapter 18

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P.o.V. Unbekannt

Ich merke, wie der Wagen hinter mir anfängt zu wackeln und kann im rechten  Seitenspiegel meinen Kollegen erkennen. Er ist verschwitzt und kommt mit einem knallroten Gesicht auf die Fahrerkabine zu gerannt. Sobald er neben mir sitzt, drehte ich ins Gas und wir setzten uns schnell in Bewegung bevor uns noch jemand sieht.
Wir fahren so schnell es geht aus dem reichen Viertel raus und kommen geradewegs auf die Hauptstraße.

„Die Dame war ja verdammt schwer. Die zu überwältigen, zu fesseln und in den Laderaum zu tragen, war keine leichte Aufgabe. Ich hoffe, dass Jack mit der zufrieden sein wird. Was besseres als gelbe Augen können wir ja gerade nicht bekommen."

Schnaufend, wie ein Ochse wäscht sich mein Kollege die Stirn und schaut aus dem Fenster. Er müsste Mitte vierzig sein und hat nur Stoppeln auf dem Kopf, außerdem schnauft er nicht nur wie ein Ochse sondern er sieht auch so aus. Breit und klein gebaut. Nicht gerade die hellste Kerze auf dem Cupcake. Er hat rote Augen.

Heute war wieder einer dieser Tage an denen es nebelig ist und es auch wieder früher Dunekl wird. Angestrengt schaue ich auf die Straße und versinke in Gedanken.
Ich bin jetzt schon ein halbes Jahr in dieser Truppe und darf den Fluchtwagenfahrer spielen. Ich meine, ich kann mich nicht beklagen. Ich würde das nicht gegen den OP-Tisch und Blut an den Händen eintauschen. Leuten die Augen rauszunehmen oder einzusetzen, überlasse ich den anderen.

Ich war einst ein nichts, Dreck, jemand der keine Chancen mehr im Leben hatte und jetzt... jetzt kann ich einen neuen Beruf erlernen, habe ganz neue Möglichkeiten und ich werde von den Frauen nicht mehr verachtet.

Vor einem halben Jahr hatte ich das erste mal von ihnen gehört. „Die Augenschmuggler".
Sie halfen mir. Sie haben mich zu einem besseren Menschen gemacht. Es war zwar schon komisch sich seine neue Augenfarbe, wie in einem Katalog auszusuchen, zu bezahlen und sie sich dann einmal einoperieren zu lassen. Die Bezahlung hat mich mein ganzes Erspartes gekostet und es gab soweit keine Schmerzen. Nur ein paar Kopfschmerzen, aber damit kam ich klar.

Und jetzt habe ich orangene Augen und einen neuen Pass.

Dann entschied ich mich erstmal den Augenschmugglern beizutreten, um wieder an Geld zu kommen. Zum Glück  nahmen sie mich auf.
Bald fange ich an Rechtswissenschaften zu studieren. Dann wird mein Leben endlich besser und ich komme wieder aus meinem tiefen Loch raus.

Plötzliches Frauengeschrei reißt mich aus meinen Gedankenfluss. Die Alte hinten im Laster ist wohl wach geworden. Das gehört auch mit zu diesem Job. Schreie, Schluchzer, Tränen. Menschen die bald ihr Leben verlieren werden.

„Ruhe da hinten", ruft mein Kollege über seine Schulter hinweg und man hört nichts mehr außer ein paar Schluchzern, die nach ein paar Minuten abklingen.

Wir fahren durch die Stadt und es sind nur noch vereinzelt Menschen auf der Straße zu sehen. Wir kommen gerade an einer Gasse vorbei, als ich einen blonden Lockenschopf sehen, der mit einem Einkaufsbeutel langsam die Straße rauftrottet. Bei genauerem hinsehen erkenne ich ein Mädchen und als wir vorbeifahren, kann ich durch den Rückspiegel erkennen, dass sie grüne Augen hat. Ein wunderschönes glänzendes grünes paar Augen.

Ich fahre rechts ran und tippe meinen Kollegen an der Schulter an. „Hey, siehst du die da?! Schätzungsweise ist die 17/18 und hat grüne Augen. Was hältst du davon, dir heute ˋne extra Stange Geld dazu zu verdiene?"

Er nickt mir wissend zu und steigt aus. Im Rückspiegel beobachte ich das ganze Szenario und die Angst, die von der einen auf die andere Sekunde in ihren Augen zu sehen ist.

Spannend!

Er schlägt das Mädchen einmal in die Magengegend und sie sinkt zu Boden und hält sich den Bauch. Er verbindet ihr den Mund und schleppt sie hinten in den Laderaum des Wagens.

Mein Kollege kommt wieder vor und pflanzt sich neben mich.

Wir sind spät dran und ich drücke ein bisschen mehr aufs Gas. Jack wird immer wütend , wenn wir zu spät kommen und ich hasse es, wenn Jack wütend wird denn dann gibt es eine Gehaltskürzung. Wir kriegen pro Auftrag den wir bekommen Geld und wenn wir es mal irgendwie verpatzen, gibts auch mal weniger Knete. Heute wirds wohl ein bisschen mehr.
Jack ist auch so 'ne Nase. Er ist der big Boss bei uns. Er leitet alle Geschäfte und den Austausch mit den Kunden. Er hat sich sein Geschäft so aufgebaut, dass er sich die Hände nicht schmutzig machen muss. Er hat Ärzte, Auftreiber und Fluchtwafenfahrer. Die erledigen die ganze Scheiße für ihn.

Er lullt die Leute ein ihr Geld für einen neuen Rang herzugeben und zählt am Ende die Scheine. Aber in Sachen Geld ist er zuverlässig( natürlich bis auf die Gehaltskürzung).

Langsam rollen wir in das verlassene Industriegebiet durch die ganzen Gassen an den großen Gebäude vorbei durch eine Tiefgarage in unsere Quartier. Kaum bin ich ausgestiegen kommt ein großer schlaksiger Mann mit großen Schritten auf mich zu.

„Wo wart ihr denn so lange? Wir haben einen Kunden der vor einer halben Stunde seine OP gehabt hätte. Habt ihr Glück, dass der Nerven aus Stahl hat. Das gibt ˋne Gehaltskürzung!"

Die Fake- Augen, die mich  mit einem wütenden Blick durchbohren, kenne ich schon so lange. Jack hat gelbe Augen.

War ja klar!

„Ich glaube, du kannst eher noch was drauf tun! Wir haben dir noch ein Geschenk mitgebracht. Eine grüne", erkläre ich ihm mit breiten siegessicheren grinsen und zeige hinter mich.

Er schaut hinter mich grinst einmal kurz und schlägt mir brüderlich gegen die Schulter.

„Super! Aber du kriegst trotzdem alles, wie immer, dass das klar ist." Und schon ist er wieder zwischen den ganzen Menschen verschwunden, die hier umherrennen und arbeiten.

Ich verdrehe nur genervt die Augen und parke den Laster auf seinem Platz. Als ich erneut aussteige umgibt mich wieder dieser Geruch von Blut und Verwesung. Im Hintergrund ist ab und zu Geschrei zu hören oder irgendwelche Bohrer die in Einsatz kommen. Hier und da hört man auch fröhliche Stimmen von den Mitarbeiten die wieder mal über irgendwas tratschen.

Da meine Arbeit für heute erledigt ist, gehe ich jetzt nur noch schnell ins Büro und hole mir meinen Umschlag mit Geld. Dafür muss ich nur leider durch das Labor gehen. Ich gehe schnellst möglich hindurch doch auf halber Strecke sehe ich etwas, was mich schwer schlucken lässt. In einem Einmachglas mit gelber Flüssigkeit schwimmt ein paar grüne Augen.

Ewww!

Ich setze meinen Weg schnellstmöglich fort und komme im Büro heil und sicher an. Vor Ekel muss ich mich glatt schütteln! Im Labor liege immer die Augen und manchmal auch noch die Körper an denen rumgeschnippelt wurde. Ich nehme mir den Umschlag von Jack's Schreibtisch und verschwinde durch die zweite Tür im Raum nach draußen.

^–^

Irgendwie ist mir dieses Kapitel nicht leicht gefallen und ich bin auch nicht so zufrieden damit aber was soll's.

Bleibt dran,
Eure Schnuffi186💗✨

Look me in the eyes!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt