Chapter 8

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P.o.V Oriel

Auf einmal merke ich, wie jemand dicht hinter mir steht.
Ahhhhh Maaammaaaaaaa!!!

Ich fühle, wie der jemand einen Kuss auf meinem Hals platziert.
Ich ziehe hörbar die Luft ein.

„Hallo schöne Frau."

•••

Die Spannung lässt nach und nach ab, nachdem ich erkenne, wer es ist.

Plötzlich werde ich schnell herumgewirbelt und schaue in ein blaues Paar Augen. Und schon wieder leuchten seine Augen auf.
Unglaublich!

Unsere Körper stehen nah aneinander und seine Hände liegen immer noch auf meiner Taille. Ich merke seine gleichmäßige Atmung auf meinen Wangen, so nah stehen wir uns gegenüber. Ich habe das Gefühl, er starrt mir direkt durch die Augen, auf den dunklen Grund meiner Seele. Wir starren uns gegenseitig in die Augen und ich vergesse alles um mich herum. Ich kann sein Aftershave riechen und für einen Moment, bin ich ganz davon benebelt.
Ich kann jedes kleinste Detail in seinem Gesicht erkenne und ich merke jetzt erst, dass er einen kleinen Leberfleck unter seinem rechten Auge hat. Ich bemerke sogar, wie seine Augen kurz zu meinen Lippen zucken. Es war so eine schnelle Bewegung, dass ich denke, es mir auch nur eingebildet zu haben. Aber bevor das ganze hier noch komischer wird, bin ich diejenige, die sich als erstes aus der peinlichen Starrerei lösen kann.
Ich nehme sanft seine Hände von meiner Taille und nehme einen Meter Abstand.

Sicherheitsabstand, versteht sich.

„Du hast mich erschreckt", sage ich trotzig wie ein kleines Kind und verschränke die Arme vor der Brust.

„Du sieht's sehr hübsch aus", gesteht er und schaut mich mit leicht rötlichen Wangen an.

„Danke."

Jetzt erst kann ich ihn auch richtig mustern. Er trägt eine schwarze Jeanshose, ein weißes, aufgeknöpftes Hemd und darüber eine coole schwarze Lederjacke. Wegen der Jacke, bin ich jetzt ein bisschen neidisch.
Dazu trägt er schwarze Lederschuhe, die an der Seite einen schönen Lacküberzug haben.
Seine Haare liegen ihm ein bisschen wirr auf dem Kopf, als sei er ziemlich durch den Wind und hatte nur Zeit mal am Kamm vorbei zu gehen. Aber irgendwie sah alles in einem ganz heiß aus oder wie Cassy jetzt sagen würde: „Der sieht aber schnicke aus!"

Und ja ich würde Cassy zustimmen. Er sieht wirklich schnicke aus!

„Pass auf. Du tropfst hier gleich den ganzen Boden voll mit deiner Sabber", neckt er mich.
Ich klatsche mir wieder selbst, innerlich, gegen die Stirn, weil ich schon wieder beim starren erwischt wurde und dann auch noch von ihm.

Das puscht jetzt bestimmt das Selbstbewusstsein!

„Lass uns diesen Abend hinter uns bringen", grummle ich vor mich hin.

Als erstes laufen wir ein bisschen durch die Stadt und ich frage ihn die ganze Zeit wo es hingeht, aber ich kriege jedes Mal die selbe Antwort:

„Sei nicht so ungeduldig!", oder „Noch ein bisschen weiter."

Als ich schon denke, dass mein Geduldsfaden endgültig reißt, halten wir vor einem Backsteingebäude an. Es sieht nicht sonderlich modern aus, aber auch nicht wirklich alt.

Nach ein paar Sekunden, merke ich, wie Neven nach meiner Hand greift und mich in das Gebäude mit hineinzieht. Wir laufen ein paar Stockwerke nach oben, bis die Treppe endet. Neven öffnet  neben sich eine Dachluke und klappt eine Leiter runter.

„Ladies first", fordert er und zeigt mit einer einladenden Armbewegung auf die Luke.

Ich klettere also voraus und hiefe mich durch das Loch im Dach.
Oben angekommen, schau ich mich kurz... Wow!
Wo bin ich hier?
Ich stehe auf dem Dach. Auf einem wunderschönen Dach, wohlgemerkt! Überall stehen Blumen, Planzen und kleine Bäume. Von einem zum anderen Baum hangeln sich Lichterketten, die ein gedimmtes Licht abgeben. Im Hintergrund kann ich leise Musik, aus einem alten Radio, wahrnehmen. Der Song heißt glaube ich „To Build a Home" von The Cinematic Orchestra. Dieses Lied hält den Moment perfekt fest. (Jetzt, am besten das oben eingefügte Lied abspielen.)
Überall stehen Kerzen und wenn mich meine Sinne nicht täuschen, stehen dazwischen auch ein paar Duftkerzen. In der Mitte ist, aber der schönste Teil, auf diesem Dach.

Look me in the eyes!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt