Chapter 11

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P.o.V. Oriel

Er war nicht da. Ich habe 2 Stunden meines Lebens, mit warten, verschwendet.

Warten auf Neven.

Seitdem ich wieder zuhause bin, denke ich über Neven nach. Warum ist er nicht gekommen?
Ich habe ihm sogar eine Nachricht geschrieben, aber sie ist nicht mal angekommen und blockiert hat er mich auch nicht.

Vielleicht ist ihm was passiert!? Mhhhh... oder er hat viel zu tun. Dann kann man sich trotzdem mal zwei Sekunden Zeit nehmen und einer Freundin, wenn man mich denn so nennen kann, schreiben, dass man nicht kommt!

Es könnte aber auch sein, dass er auf dem Weg zu mir jemand besseres gefunden hat, mich nicht mehr wollte und ich somit abgeschrieben bin.

Oder...nein...das würde er nicht machen.
Vielleicht schmiedet er gerade Pläne um mich zu töten. Er könnte, jeden Moment, hinter mir stehen und mich umbringen. Oder vor unserem Haus stehen und alles zusammen platt walzen.

Als erstes lasse ich meinen Blick hinter mich und durch mein Zimmer wandern und dann gehe ich zu meinem Fenster.
Niemand da. Zur Sicherheit, lasse ich noch meine Rollos runter.

Ich drehe mich um und pralle gegen etwas, mir unbekannten, ab. Da es so unerwartet war, schreie ich kurz auf und taumle ein paar Schritte zurück. Ich knalle aber nicht gegen die Wand, da mich eine Hand an meinem Unterarm wieder zurück zieht und ich schon wieder gegen etwas hartes knalle. Weil mir das jetzt zu schnell ging und mir ein bisschen schwindlig ist, geben meine Knie ein nach und ich sacke ein bisschen gegen die Person. Diese hält mich zum Glück an meiner Hüfte fest.

„Nicht so schnell, Wirbelwind", flüstert eine mir bekannte Stimme dicht neben meinem Ohr.

Und durch diesen einfachen Satz bildet sich schon ein Schmunzeln auf meinem Gesicht. Ich weiß genau welche Person vor mir steht und diesen Satz kenne ich auch schon. Diesen Satz hat Neven gesagt, als wir uns das erste mal getroffen haben und ich so schnell es ging, aufstehen wollte, als er mich umgerannt hatte. Jetzt fühle ich mich auch nicht besser. Ich bin zwar kein Arzt, aber ich bin mir sicher, dass ich jetzt eine Gehirnerschütterung habe.

Ich setzte mich langsam auf mein Bett und frage mich, wo er denn jetzt so plötzlich her kam. Jetzt schaue ich ihn mir erstmal richtig an. Da steht er. An meinem Fensterrahmen angelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und mustert mich mit einem süffisanten grinsen. Seine Haare leicht zerzaust wie immer, ein leichter drei Tage Bart und tiefe Augenringe. Er sieht so Scheiße aus, dass es auch schon wieder gut aussieht.

Leider zu gut! Scheiße, was denke ich denn da schon wieder!?

„Du bist heute nicht gekommen", sage ich und verschränke ebenfalls meine Arme vor der Brust. Mann, warum klinge ich immer, wie ein kleines Kind, wenn ich jemanden etwas vorwerfe.

Für eine Sekunde verrutsch sein Lächeln und ich kann so eine Art Verschlossenheit in seinem Augen erkennen. Seine Miene ist Stein hart und er sieht aus, als wäre er im stehen eingefroren worden. In der nächsten Sekunde lächelt er aber wieder und schaut mich wieder freundlich an, als wäre nur ein kalter Luftzug über sein Gesicht gekommen.
Statt auf meinen Vorwurf einzugehen, nickt er mir zu und sagt: „Schickes Outfit!"

Ich schaue an mir herunter und mir steigt sofort die Hitze ins Gesicht. Ich trage meine schwarze Jogginghose mit kleinen Teufelchen bedruckt, die ein Loch am Knie hat, dazu noch meinen grauen Hoddie, auf welchem sich ein paar Fettflecken von irgendwelchen Chips und an meinem Ärmel ein Schokofleck von meinem Schokoeis, dass ich vorhin gegessen habe, abzeichnet. Meine Kuschelsocken, die ich über die Hose gestülpt habe und mein unordentlich gemachter Dutt sind auch mit am Start. Ich sah schonmal besser aus! Und aus trotz, weil ich ihm die Genugtuung nicht geben will, antworte ich ihm auch noch hochnäsig: „Jaa! Ich habe noch nie besser ausgesehen!"
Jetzt fängt er an mit lachen und setzt sich neben mich aufs Bett.

Look me in the eyes!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt