Chapter 19

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P.o.v. Oriel

Kennt ihr das?

Diese eine Sache, die einfach in euer Leben reingeworfen wurde und ihr nicht mal gefragt wurdet, ob ihr das wolltet?! In mein Drehbuch des Lebens wurde einfach eine kleine Nebenrolle an die Seite gekritzelt und dann auch noch mit Permanentmarker. Da weiß man doch garnicht, wie man damit umgehen soll. Jeder gute Schauspieler würde die Nebenrolle einfach ignorieren und weiter die Maske waren, aber, was ist wenn das nicht so einfach geht?

Was ist, wenn sich die Nebenrolle in den Vordergrund stellt und dir das Rampenlicht stiehlt? Gleichzeitig spielt sie aber auch noch so gut, dass du langsam Gefallen an ihrer Existenz findest.
Diese eine Sache, diese eine kleine Nebenrolle von der ich anfangs sehr genervt war, sich jetzt in mein Rampenlicht stellt und mich ganz durcheinander bringt, aber sie trotzdem toll finde, ja genau die hat Neven besetzt.

Da sich die Nebenrolle jetzt langsam in eine Hauptrolle verwandelt hat, darf ich auch heute wieder seine nervige, aber doch ganz interessante Präsenz um mich herum spüren.

Ein schnipsen vor meinem Augen reißt mich aus meinem Tagtraum und lässt mich wieder hart auf dem Boden der Realität aufkommen. Ich schaue impulsiv nach links und entdecke einen gut-gelaunten Neven auf meinem Bett sitzen.
Ich bin nicht wirklich verwundert, dass er aus dem nichts kommt, da er die letzten Wochen schon öfters in mein Zimmer gekommen ist.
Das eine mal hatte ich Hausaufgaben gemacht als plötzlich neben mir ein Arm mit einem Strauß Blumen aufgetaucht ist. Mitten in der Luft, nur ein Arm.

Gruselig!

Dem entsprechend musste ich auch aufschreien und 5 Minuten später meinem Vater, der mit seinem Tennisschläger in mein Zimmer stürmte, erklären was mich so erschrocken hatte.
Ich erklärte ihm, dass ich nur eine Spinne auf meinem Schreibtisch gesehen hätte, welche ich so gleich getötet hatte.

„Was habe wir vereinbart?", vordere ich ihn mit fester Miene auf mir zu antworten.

„Ich darf nur in dein Zimmer, wenn ich mich auch vorher ankündige?"

„Genau!"

„Aber ich hab mich angekündigt! Du hast die Nachricht nur nicht gelesen", verteidigt er sich mit erhobenen Hauptes.

„ Ja ja, ist schon gut. Warum bist du hier?", stelle ich ihm eine Gegenfrage  um die Tatsache, dass ich diesmal etwas falsch gemacht habe, zu entfliehen.
Neven geht langsam zu meinem Kleiderschrank und öffnet ihn.

„Ich habe ein Überraschung für dich... also ich meine außer mir!"

Augenverdrehend gehe auch ich auf meinen Kleiderschrank zu und kann Neven gerade noch rechtzeitig davon abhalten mein Unterwäschefach zu öffnen.

„Das kannst du nicht öffnen! Da ist meine Unterw...", unterbreche ich mich selbst, da mir beim gedachten Ende des Satzes leicht warm im Gesicht wird.
Neven wackelt nur anzüglich mit den Augenbrauen und widmet sich wieder meinen Klamotten.

„Und was ist das für eine Überraschung? Du weißt doch ganz genau, dass ich keine Überraschungen mag."

„Ach Oriel. Ich kenne keinen Menschen, der keine Überraschungen mag."

„Doch! Mich".

Jetzt ist er derjenige, der die Augen verdreht und reicht mir ein paar meiner Klamotten.
„Hier, zieh das an und dann entführ ich dich!"
Ich starre ihn aus ängstlichen Augen an und er versteht meine Unsicherheit hinter seinen Worten.

„Nicht wirklich entführen. Du weißt was ich meine", beruhigt er mich.
„Ich hoffe es doch."

Eine halbe Stunde später bin ich fertig und komme wieder in mein Zimmer. Auf meinem Bett entdecke ich Neven, wie er eingerollt in meine Decke schläft. Er sieht ganz friedlich aus, wie er da so liegt und schläft.

Look me in the eyes!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt