Heiß und Kalt

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Sicht Sherlock

Ein Vibrieren durchbrach die Stille. Ich sah zu meinem Mantel, er lag neben dem Bett auf dem Boden, Licht schimmerte durch den dicken Stoff der Taschen. Wer würde mir um diese Uhrzeit eine Nachricht schreiben? Es konnte sich nur um etwas Wichtiges handeln. Widerwillig stand ich aus dem Bett auf und ließ John allein dort liegen. Ich griff in meine Manteltasche, zog mein Handy heraus, verließ den Raum und öffnete die Nachricht.

„Rette sie. Finde mich. Wo bin ich? Spielen wir heiß und kalt."

Verfasser unbekannt. Wer steckte dahinter? Moriartys Netzwerk war zerschlagen - vollständig. In Windeseile streifte ich mir meinen Mantel über, lief so leise wie möglich zur Haustür und ging hinaus in die Kälte.

Ich setzte mich in ein Taxi und fuhr Richtung Bart's, hier konnte ich unter Umständen mehr herausfinden. Das Taxi hielt und ich drückte dem Taxifahrer völlig gedankenverloren einen Zwanziger in die Hand. „Wärmer.", ertönte es aus dem Vorderraum des Taxis, bevor ich die Tür zuschlug und es in der Dunkelheit der Straße verschwand. Verdammt. Ich hatte sein Gesicht nicht erkennen können. Hastig eilte ich die Stufen des Krankenhauses hinauf und lief in zu meinem Labor. Vor der Tür machte ich Halt und suchte meine Taschen nach dem Schlüssel ab. Ich wurde fündig, steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte. Die Tür öffnete sich und ich trat in das Dunkel des Raumes. Eilig tastete ich mit der Hand nach dem Lichtschalter und legte ihn um. Nichts passierte. Es blieb dunkel. Etwas verwirrt sah ich mich im Raum um.

In der linken Ecke des Raumes sah ich einen Schatten. Den Schatten eines Mannes. Er war offenbar bewaffnet. „Wärmer.", erklang die Stimme aus der Ecke. „Wer sind sie? So macht das Spiel doch keinen Spaß - wenn ich nicht einmal weiß, wer mein Gegner ist.", sagte ich ruhig. „Ich jedenfalls bin es nicht. Sie gehen jetzt die Treppen hinab in den Keller. Sie werden erwartet."

Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging in Richtung der schweren Tür, die in die Kellerräume des Krankenhauses führte. Die Kellerräume im Bart's lagen unter Mollys Arbeitsplatz - der Pathologie. Ich war auf alles gefasst. Eine Leiche, eine verletzte Person, Moriarty... Vorsichtig ging ich die Stufen hinab in die Dunkelheit. Ich zuckte zusammen.

Ein Wimmern. Ein leises Wimmern war zu vernehmen. Ich folgte dem Geräusch und mir stockte der Atem. Darauf war ich absolut nicht vorbereitet gewesen. Zu meinen Füßen lag ein Säugling. Der Größe nach zu urteilen, etwa einen Monat alt.

Mit ‚sie' konnte nur... Johns Tochter! Es war Johns Tochter gemeint! Vor einem Monat war Johns kleine Tochter aus dem Krankenhaus verschwunden - spurlos. Bis jetzt. Jemand wollte, dass ich sie fand. Jemand hatte sie hier hingelegt, damit ich sie fand. Aber wer?

Eins war sicher: Es musste einen Grund geben, dass er sie auf einmal wieder hergab. Ich spürte einen heftigen Schlag auf meinen Hinterkopf. Mir wurde schwarz vor Augen und ich spürte, wie ich fiel.

Sicht John

Ich drehte mich um und öffnete die Augen, freute mich schon in Sherlocks wunderschönes Gesicht zu blicken, doch als ich die Augen öffnete sah ich nichts als Dunkelheit um mich herum - Sherlock war verschwunden. Taumelnd stand ich aus dem Bett auf und zog mir meinen Pulli an - ich fröstelte. In der Wohnung war es ungewöhnlich kalt. Ich ging hinüber zur Tür und wollte das Licht anmachen, aber es passierte nichts. Es blieb dunkel. Vielleicht ein Stromausfall, dachte ich. Dann ist Sherlock sicher-

Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich lief ins Wohnzimmer und griff nach meinem Handy, es lag auf dem Couchtisch. „Hallo?" , meldete ich mich.

„Kalt.", sagte eine Stimme am anderen Ende der Leitung und mir lief ein Schauer den Rücken hinunter. Wo war Sherlock? Hier stimmte etwas nicht.

*Johnlock* Sein letzter SchwurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt