Sicht John
Mein Atem stoppte, mein Kopf war auf einmal leer - gefolgt von einer Art Sturm von Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Sherlock. Wie wir uns im Bart's das erste Mal getroffen hatten - schon damals hatte er mich fasziniert. Seinetwegen hatte das Hinken aufgehört, er hatte mir wieder einen Sinn zu leben geboten. Ihm war es vielleicht nicht einmal bewusst, aber er war bereits nach unserem ersten Treffen zum Mittelpunkt meines Lebens geworden. Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht als er er mir damals in Baskerville gesagt hatte er habe keine Freunde. Ich hatte mich so unfassbar idiotisch gefühlt - er war schon damals soviel mehr als nur mein Mitbewohner, auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wahrhaben wollte. Oder vielleicht wusste ich es ganz tief im Herzen schon - mein Verstand hatte mich davon abgehalten, es ihm zu beichten - zu groß war meine Angst vor Zurückweisung. Er hatte sich nachdem er das gesagt hatte, bei mir entschuldigt - Sherlock Holmes hatte sich noch nie für etwas entschuldigt, mir hätte früher klar werden müssen, dass ich ihm anscheinend doch wichtiger war, als ich es glaubte. Wie konnte jemand so perfektes, wie Sherlock Holmes - so unfassbar intelligent, so wunderschön, so... perfekt, jemanden wie mich... lieben?
„Nicht gut?", erklang eine leise Stimme ins Dunkel des Raumes und unterbrach meine Gedanken.
„Du... du liebst mich...?", meine Stimme zitterte.
„Offenkundig."
Er beugte sich vor und küsste mich. Erst drückte er seine Lippen nur ganz sanft auf meine, dann immer inniger - unsere Zungen tanzten zu einer Musik, die nur wir hörten. Ich konnte seinen Herzschlag spüren, hatte sogar das Gefühl ihn hören zu können - ich spürte das Blut durch meine Adern fließen, alles fühlte sich so intensiv und perfekt an. Völlig außer Atem nahm ich seinen Kopf in beide Hände und zog mich aus dem Kuss zurück. Ich hielt seinen Kopf dicht an meinen und wir sahen uns wortlos in die Augen.
„Das werte ich als ‚Ich dich auch', Dr Watson.", grinste er. Ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu grinsen.
„Ich liebe dich auch, Sherlock Holmes." Ich hatte es einfach nocheinmal sagen müssen -diese Worte waren solange in meinem Kopf herumgeschwirrt. Er legte einen Arm um mich und ich schmiegte meinen Kopf an seine Brust, zwischen uns lag der schlafende Säugling. Mit einer Hand streichelte ich ihr Köpfchen, die Andere lag auf Sherlocks Oberschenkel. „Sherlock?", fragte ich leise und schaute dabei die Kleine an. „Ja...?"
„Als du damals nach der Sache mit Magnussen nach Osteuropa fliegen solltest und wir uns auf dem Flugplatz verabschiedet haben..." „Ich hatte eigentlich etwas anderes sagen wollen, ja." Ich schluckte. Warum hatte es nicht einfach gesagt? Warum hatte er diese drei furchtbar mächtigen Worte nicht einfach sagen können? Natürlich, ich hatte damals noch Mary an meiner Seite und ich hatte sie auch von ganzem Herzen geliebt, aber sie musste sich den Platz in meinem Herzen nunmal auch schon damals mit Jemandem teilen. Und zwar mit dem einzigen Consulting Detective. Mit Sherlock Holmes.
Ein Schreien riss mich aus meinen Gedanken. Die Kleine war wach und verlangte nach der Aufmerksamkeit ihrer beiden Papas. „Soll ich oder willst du?" „Ich dachte, dass wir das zusammen machen. Es gibt Einiges was ich im Bezug auf Säuglinge noch lernen muss - bisher war das eher nicht mein Gebiet." Er lächelte und wir standen gemeinsam aus dem Bett auf. „Dann bist du jetzt dran, du solltest sie erstmal hochheben - manchmal hilft es schon, wenn du sie einfach nur auf dem Arm hälst und einige Schritte auf und ab gehst. Es sei denn natürlich, die Windel ist voll, aber das würdest du riechen." Ich lachte als er mir einen leicht verzweifelten Blick zuwarf. Etwas unbeholfen schob er seine langen dünnen Händen unter das Köpfchen des Säuglings und wanderte dann mit der linken Hand bis auf Höhe ihres Rückens, um sie anschließend vorsichtig hochzuheben. Er hielt sie auf Höhe seiner Brust, ihr Köpfchen lag etwas unterhalb an seiner Schulter. Langsam ging er im Zimmer auf und ab, ohne seinen Blick auch nur eine Sekunde von dem kleinen Wesen auf seinem Arm abzuwenden. „Tschhhh", hauchte er leise und gab ihr einen Kuss auf die Stirn „Ist ja gut... Schau mal dein Papa bestaunt uns beide." Er lächelte und schaute mir in die Augen. Ich stand einige Schritte von ihm entfernt, ihm gegenüber und hatte gar nicht bemerkt wie gebannt ich die beiden angestarrt hatte und musste lächeln. „Ihr seid echt süß zusammen. Sherlock Holmes sie sind jetzt Papa." „Fühlt sich überraschend gut an.", lächelnd gab er erst dem Baby noch einen Kuss auf die Stirn, dann machte er einige Schritte auf mich zu und gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen.
Sicht Sherlock
„Wir sollten uns wieder hinlegen und versuchen noch etwas Schlaf zu bekommen, es kann nicht mehr lange dauern bis sie das nächte Mal aufwacht." John sah mich immernoch lächelnd an. „Sehr vernünftig, John.", grinste ich. Ich legte die Kleine wieder in die Mitte des Bettes und legte mich dazu. Es war ein wundervolles Gefühl, John wieder um mich zu haben. Ich hatte ihn vermisst. Sein Lächeln erfüllte mich mit purer Freude. Ihm war wahrscheinlich nicht einmal annähernd bewusst, wie glücklich er mich machte. Ohne ihn wäre ich längst wieder den Drogen verfallen - er wusste ja nicht, dass ich nach seiner Hochzeit mit Mary tatsächlich wieder abgestürzt war, ich meinen Rückfall nicht Magnussens wegen insziniert hatte. Die Drogen waren das Einzige, was mich zu dieser Zeit eine Art von Wärme und Freude spüren ließ, die allerdings nicht mit der zu vergleichen war, die mich John Watson spüren ließ. Ich legte meinen Arm wieder um ihn und wir lehnten unsere Köpfe einander.
„Aber jetzt - wo wir beide am Leben sind... Ich habe mein Versprechen nicht eingehalten... Ich werde sie verbrennen." Die Worte von Moriarty hallten wie ein Echo durch meinen Kopf. Ich konnte nicht vollkommen und uneingeschränkt glücklich sein, wenn er noch frei herumlief. Ein letztes Mal musste ich mich auf sein Spiel einlassen. Ein letztes Mal musste ich es gewinnen. Endgültig.
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*Johnlock* Sein letzter Schwur
Fiksi PenggemarSherlock und Lestrade waren aufgefordert worden, mein Zimmer zu verlassen. Die Ärzte waren der Meinung, ich bräuchte Ruhe. Ich war wütend, dass es nicht geklappt hatte. Statt endlich von all dem Schmerz, der Trauer befreit zu sein, lag ich hier in e...