Sicht Sherlock
Die Fahrt mit dem Taxi kam mir vor wie eine Ewigkeit - ich hatte das Gefühl niemals anzukommen, Angst John könnte bereits so schwer verletzt sein, dass er seinen Verletzungen erlag. Was wollte Moriarty? Das Lösen von Kriminalfällen war der Ersatz für die Drogen gewesen, aber ich war längst losgelöst von jeglichen illegalen Drogen und Medikamenten. Die einzige Droge, die ich zum Überleben brauchte, die von der ich niemals loskommen würde - war John Watson. Niemand durfte ihm etwas antun. Und es war nicht Moriarty der ihm das antat - ich selbst war derjenige, der ihn in diese Lage gebracht hatte. Mit etwas mehr Selbstbeherrschung und Kontrolle, hätte ich meine Gefühle noch länger unterdrückt - wäre es nicht so weit gekommen. Jetzt war es nicht mehr zu ändern - ich musste mich Moriarty ein letztes Mal stellen, ein letztes Mal auf sein Spielchen eingehen. Unwillkürlich umfasste meine Hand die Waffe in meiner rechten Manteltasche. Das kühle Metall beruhigte mich und ich war in der Lage meine Gedanken ein wenig zu kontrollieren. Dem Hall des Keuchens nach zu urteilen, musste sich John - und damit Moriarty in einer Art Gewölbe aufhalten. Ich versuchte das Telefonat gedanklich noch einmal abzuspielen. Ohne Zweifel musste es sich um ein Kellergewölbe handeln, denn im Hintergrund hatte ich eine Art Tropfen wahrnehmen können - der Raum musste also recht feucht sein. Ich musste also in einem der Kellerräume der Fabrik suchen.
Sicht John
Ich war wieder bei Bewusstsein, aber um mich herum herrschte weiterhin Dunkelheit. Man hatte mir eine Art Sack über den Kopf gezogen. Ich wurde panisch - was hatte Moriarty vor? Obwohl ich mich gegen den Gedanken wehrte, hoffte ein Teil von mir, dass Sherlock kommen und mich retten würde. Ich wusste, dass das genau Moriartys Plan entsprechen würde, aber mit jeder weiteren Sekunde, die ich hier an der Decke hing, wurde mir bewusst, dass es unmöglich war zu flüchten. Was wenn er mich umbringen würde und Sherlock nie erfahren würde, dass ich tot war? Wenn er sein ganzes restliches Leben in Ungwissheit verbringen musste - ohne zu wissen, ob ich nicht eventuell doch noch am Leben war? Der Gedanke daran, dass Sherlock meinetwegen leiden müsste, bereitete mir schlimmere Qualen, als all die gebrochenen Knochen oder die Schläge von Sebastian.
Auf einmal hörte ich jemanden laut rufen. „John?!" „Joooohn?! Wo bist du?" Sherlock! Er hatte mich gefunden! Zunächst übermannte mich Freude, doch dann wurde mir bewusst, dass nun nicht mehr bloß ich in Gefahr schwebte - Sherlock befand sich in viel größerer Gefahr. Ich hörte wie die Tür geöffnet wurde und jemand hineintrat. „Sherlock. Welch angenehme Überraschung, sie so schnell anzutreffen. Sie haben mich nicht enttäuscht. 24 Stunden waren sehr großzügig bemessen, finden sie nicht?", Moriartys Stimme erklang durch den Raum - er schien dicht bei mir zu stehen. „Was wollen sie? Lassen sie John gehen." Sherlocks Stimme war fest und stark. „Wie ich sehe, sind sie bewaffnet. Gut - sehr gut. Ich auch. Nachdem sie fast mein gesamtes Netzwerk zerstört hatten, musste ich einen Weg finden, mich selbst verteidigen zu können." Ich spürte durch den Stoff des Beutels über meinem Kopf, wie mir jemand das kalte Metall einer Waffe an die Schläfe drückte.
Sicht Sherlock
„Ist das ihr Handlanger?" „Natürlich. Sebastian ist mir treu ergeben - warum sollte ich mir auch selbst die Finger schmutzig machen?" „Warum das alles? Was wollen sie?" „Ach Sherlock. Sie wissen doch wie das ist. Ich langweile mich. Mary ist tot - mein Plan ist nicht aufgegangen. Es war nie geplant, dass auf einmal Doppelagentin spielt. Ich musste sie töten lassen - sie hat alles verdorben. Und sie - Sherlock Holmes. Sie kommen nicht einfach so davon. Sebastian!" Moriarty drehte mir den Rücken zu und nickte in Sebastians Richtung, dieser öffnete die Metallfesseln, die John an der Decke fixierten und schubste ihn in Richtung eines großen Metallbottichs. Mit einer schnellen Bewegung zog er John den Sack vom Kopf - mein Herz stockte. John sah furchtbar aus. Sein Gesicht war voller Blut, sein rechtes Auge zugeschwollen und die Haut darumherum blau-lila angelaufen, auf seinem Hemd zeichneten sich riesige dunkelrote Flecken ab und er war kaum in der Lage eigenständig zu stehen. Was hatten sie ihm bloß angetan? All das war einzig und allein meine Schuld. Ich hätte niemals zeigen dürfen, wie wichtig John mir war - dann wäre ihm all dieser Schmerz erspart geblieben.
„Damals konnten sie dem entgehen. Heute nicht.", hallte Moriartys Stimme durch den Raum. Mit einer Handbewegung zeigte er auf die Waffe in meiner rechten Manteltasche. „Holen sie sie heraus." Langsam zog ich die Waffe aus meiner Tasche. „Nun halten sie sie an ihre Schläfe." Ich tat, was er mir befohlen hatte und die Waffe wanderte an meine Schläfe. „So Sherlock. Entweder sie tun jetzt, was ich ihnen sage oder-", er pausierte und drehte sich zu Sebastian, dieser packte Johns Hinterkopf und drückte ihn in den mit Wasser gefüllten Metallbottich. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf, dreizehn, vierzehn, fünfzehn - Er zog John an den Haaren wieder nach oben. John war völlig außer Atem, er hatte augenscheinlich einige Rippen gebrochen und es fiel es ihm ohnehinschon sichtlich schwer zu atmen. Einige Sekunden länger und er wäre vermutlich erstickt. „Drücken sie ab, Sherlock."
Die Worte hallten noch in meinem Kopf nach, als Sebstian Johns Kopf ein weiteres Mal unter Wasser drückte. „Er ertinkt, Sherlock. Entweder sie oder er. Beide - das wird es nicht mehr geben.", trällerte Moriarty. In Bruchteilen von Sekunden scannte ich meine Umgebung - John durfte nicht sterben und wenn ich anstelle von ihm sterben sollte, würde er entweder für den Rest seines Lebens darunter leiden oder sich früher oder später das Leben nehmen. Er hatte so nahe am Abgrund gestanden - das würde er nicht noch einmal überstehen.
Sicht John
Die starke Hand von Sebastian drückte mich unter Wasser. Ich versuchte verzweifelt mich aus seinem Griff zu befreien - irgendwie an Luft zu kommen, aber es war unmöglich. Seine Schläge hatten mich zu sehr geschwächt. Ich schloss die Augen und war mir sicher, dass ich das nicht überleben würde. Lieber wollte ich sterben, als das Sherlock sich das Leben nahm.
Ein Schuss durchbrach die Stille und beendete meinen Gedankenfluss. Nein, nein - bitte nicht. Er hatte es nicht getan. Das durfte nicht wahr sein. Sherlock Holmes - bitte nicht. Sebastian ließ meinen Kopf los und ich konnte meinen Kopf aus dem Wasser heben. Ich schnappte nach Luft. Das Wasser auf meiner Haut und die Tränen, die meine Wangen hinunter rannen, mischten sich. Ich war nicht mehr unter Wasser und hatte dennoch das Gefühl zu ertrinken. Er durfte nicht tot sein. Er hatte nicht geschossen. Bitte. Bitte Gott, lass ihn leben.
Ein weiterer Schuss. Die Hülse fiel auf den Steinboden.
Dann noch Einer. Sebastian sprang auf und hastete in die Mitte des Raumes. Noch ein Schuss fiel. Sebastian sank zu Boden und ich hörte, wie sein Kopf auf den harten Boden schlug. Regungslos lag er auf dem Boden und eine Blutlache bildete sich um seinen Kopf.
„John!" Es war seine Stimme. Sherlocks Stimme.
„I-Ist er tot?" Meine Stimme bebte. „Ja. Ohne Zweifel. Ich habe ihn erschossen. Er ist tot. Moriarty ist tot."
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*Johnlock* Sein letzter Schwur
FanficSherlock und Lestrade waren aufgefordert worden, mein Zimmer zu verlassen. Die Ärzte waren der Meinung, ich bräuchte Ruhe. Ich war wütend, dass es nicht geklappt hatte. Statt endlich von all dem Schmerz, der Trauer befreit zu sein, lag ich hier in e...