Ja

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Sicht John

Ich öffnete meine Augen und spürte noch immer die Wärme von Sherlocks Körper an meinem Rücken, spürte seine tiefen Atemzüge in meinem Nacken. Vorsichtig drehte ich mich um und sah ihn an, legte meine Stirn an seine. „Sherlock... Aufwachen...", sagte ich leise. Blinzelnd öffnete er seine Augen und sah mich an. „Guten Morgen, John.", flüsterte er und hauchte einen Kuss auf meine Lippen.

„Morgen, Jungs.", ertönte Mrs Hudson's Stimme von einem der Sessel, sie hatte Paige auf dem Arm. „Ich hab euch beide schlafen lassen, war ein anstrengender Tag gestern." „Wie viel Uhr haben wir?", Sherlock sprang von der Couch hoch und ich landete unsanft auf dem Boden. „17 Uhr – warum?" „Was?! Wie lange haben sie uns denn bitte schlafen lassen?!", schaltete ich mich nun ein, während ich mich aufrappelte. „Ihr wart doch gestern erst in den frühen Morgenstunden wieder hier.", erwiderte sie und streichelte beruhigend Paige's Rücken, meine laute Stimme hatte sie aufgeweckt. „So ein Mist. John, frag nicht, aber du musst dir was Neues anziehen. Wir gehen aus." „W-Was?" „Los beeil dich. Ich zieh mich auch schnell um." Er drehte sich zu Mrs Hudson. „Und sie, Mrs Hudson – würden sie noch einmal auf Paige aufpassen? Wir sind sicher früh zurück." „Sherlock, was hast du denn vor?", fragte ich verwirrt. „Das wirst du gleich erfahren." Er zwinkerte und verschwand im Schlafzimmer.

Sicht Sherlock

In meinem lila Hemd und meiner schwarzen Hose stand ich im Wohnzimmer vor der Tür und wartete auf John. Ich hatte mit Absicht dieses Hemd gewählt – ich wusste es gefiel John. Mrs Hudson stand aus dem Sessel auf und lief in Richtung unseres Schlafzimmers, um Paige in ihr Bettchen zu legen. „Sie brauchen nicht nervös sein, Sherlock. Er wird sicher-" „Ich bin nicht nervös. Warum sollte ich auch nervös sein?", sagte ich harsch. Sah man mir etwa meine Nervosität an? Gott, ich hatte meine Gefühle im Bezug auf John absolut nicht mehr unter Kontrolle... Aber genau das, war wahrscheinlich gut. Ich konnte endlich auf mein Herz hören – meinen Verstand außer Acht lassen, wenn ich mit John zusammen war. Er brachte die kalte, abstoßende Fassade zum Einsturz - er allein konnte das. Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Hand in die Tasche meines Jacketts gewandert war die kleine Schatulle umfasste, die sich im Inneren der Tasche befand. Meine Fingerkuppen strichen über den weichen, samtenen Überzug und meine Anspannung stieg.

„Wir können los." Schnell ließ ich die Schatulle wieder los und zog meine Hand aus der Tasche. John stand vor mir. Mein Blick wanderte von seinen Schuhen, über seine legere Jeanshose, über sein hellblaues, perfekt sitzendes Hemd bis hin zu seinem Gesicht. Ein zartes Lächeln umspielte seine Lippen, sodass auch ich sofort lächeln musste, als ich seinen Blick traf. Da war wieder dieser Ausdruck in seinen Augen... Es schien fast so, als würde er mich mit seinen Augen anlächeln... Es war ein wundervolles Gefühl ihn so zu sehen – so vollkommen glücklich. Mit einer fließenden Bewegung öffnete ich die Tür verließ nach ihm die Wohnung.

Sicht John

Vor der Tür stand bereits ein Taxi, Sherlock öffnete die Tür und ich setzte mich auf den Rücksitz, er neben mich. Der Wagen rollte an und mir wurde bewusst, dass ich keine Ahnung hatte, wo wir überhaupt hinfahren würden. „Wo fahren wir hin?", fragte ich und sah in sein makelloses Gesicht. „Lass dich überraschen – es ist nicht weit." Er schmunzelte und zog mich zu sich, um mich zu küssen. Durch den abrupten Ruck, den Sherlock beim Ziehen an meinem Hemd verursacht hatte, fiel ich mehr oder weniger auf ihn, sodass er auf dem Rücken auf dem Rücksitz des Taxis lag und ich auf ihm. Seine Beine, berührten zwar nicht mehr den Boden hingen jedoch noch ein ganzes Stück über den Rücksitz. Ich konnte nicht anders als grinsen, als ich in sein geschocktes Gesicht sah. „Ich dachte darüber wären wir mittlerweile hinaus.", lachte ich und schaute ihm die Augen. Ich wollte ihm gerade einen leidenschaftlichen Kuss geben, als er plötzlich hektisch versuchte mich von sich zu stoßen. „John. Das geht nicht. Wir sitzen in einem Taxi. Wir sind in wenigen Minuten da.", sagte er hektisch. „Was ist denn mit dir los?" So einfach ließ ich mich nicht abspeisen. Mit zwei kräftigen Griffen umfasste ich seine Handgelenke und drückte seine Arme links und rechts von ihm auf die Polster des dreier-Rücksitzes. Meine Knie stemmte ich links und rechts etwa auf Höhe seine Hüften in die durchgesessenen Polster. „John, lass den Unsinn." Er versuchte gar nicht erst sich zu befreien, er wusste es war absolut zwecklos. „Erst wenn du mir sagst, wo wir hinfahren.", gab ich mit ernster Stimme und einem Grinsen zurück. „Niemals.", flüsterte er und hob seinen Kopf. „Dann musst du es wohl noch länger unter mir aushalten.", flüsterte ich zurück und drückte meine Lippen auf seine weichen, warmen Lippen und damit seinen Kopf auf den Stoff des Sitzes und obwohl wir uns nun schon unzählige Male geküsst hatten, hämmerte mein Herz immer noch nahezu schmerzhaft gegen das Innere meiner linken Brust. Immer inniger tanzten unsere Zungen miteinander, immer fester drückte ich mich auf ihn, drückte ihn auf den weichen Stoff des Polsters. Die Innenseite meines Oberschenkels stieß auf etwas festes und ich löste mich aus dem Kuss. „Sh-Sherlock, warte mal eine Sekunde.", keuchte ich atemlos. „Was ist John?", fragte er ebenfalls atemlos zurück, hungrig nach mehr. Ich löste den Griff meiner linken Hand und tastete nach dem merkwürdigen festen Gegenstand, der sich offenbar in der Tasche seines Jacketts befand. „Nichts.", gab ich zurück und küsste ihn erneut. Während unseres Kusses wanderte auch seine Hand zu der Tasche seines Jacketts und bevor ich den Gegenstand festhalten konnte, hatte er ihn schon hervorgezogen und mit seiner Hand fest umschlossen. Lediglich mein Zeigefinger hatte den samtenen Bezug des kleinen Gegenstandes gestreift. „Was hast du da?", fragte ich leise und nach Luft ringend. „Du hast soeben deine eigene Überraschung zerstört, John.", er klang enttäuscht. „Wieso was ist das denn?", verzweifelt kramte ich in meinem Gehirn nach möglichen Überraschungen, die Sherlock mir machen könnte.

Dann verstand ich. Besser: Ich glaubte zu verstehen.

Das konnte nur ein Traum sein. Ein verdammt schöner Traum. Nein. Nicht Sherlock. Niemals. Oder doch? War Sherlock Holmes tatsächlich tief im Innersten ein Romantiker? Nie im Leben.

 

„John?" Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Mund offen stand. „Gott, Sherlock!" Schnell griff ich nach seiner linken Hand und öffnete sie – er hatte seinen Griff inzwischen etwas gelockert – er musste schließlich denken ich stünde unter Schock.

Es war genau das woran ich gedacht hatte. Eine Schatulle. Mit einem Smaragdgrünen Samtüberzug. „John – Verdammt, jetzt hast du die Überraschung zerstört. Ich hatte einen genauen Plan ausgearbeitet!" Ich sah von der Schatulle zu ihm hoch und wusste nichts mehr. Ich konnte nichts sagen. Mein Kopf war leer, meine Gedanken stoppten. Einzig und allein mein Herz wummerte gegen meine Brust und die Schatulle lag federleicht in meiner linken Hand. Die rechte hielt immer noch Sherlocks rechtes Handgelenk. „Eigentlich wollte ich mit dir zum Italiener - dort wo wir das erste Mal gegessen haben – als wir den Taximörder gejagt haben...", flüsterte er verlegen. „Genau genommen aber ist der Ort egal." Er machte eine Pause und ich starrte ihm noch immer ins Gesicht. „Ich liebe dich. Ich liebe dich John Watson. Das erste und einzige Mal in meinem Leben liebe ich. Zuerst wollte ich es nicht, habe mich dagegen gestäubt, aber ich konnte das Gefühl nicht länger leugnen. John Watson, du bist mein bester Freund und der einzige Mensch auf dieser Welt, der mich interessiert, um den ich mich sorge, den ich liebe." Er öffnete die Schatulle und ein schlichter und zugleich edel aussehender, dünner Weißgold Ring wurde sichtbar. „Willst von nun an für den Rest deines Lebens mein bester Freund, mein Partner, mein Geliebter... Mein Ehemann sein?", seine Stimme klang sanft, liebevoll und so warm. Immer wieder hallten seine Worte in meinem Kopf nach. An mehr dachte ich in diesem Moment nicht.

Dann kam ich zu mir.

„Ja. Natürlich will ich!"

Nun war es Sherlock der mich schwungvoll von sich stieß und mit dem Rücken auf das Polster drückte, während seine Lippen meine innig berührten, immer wieder leicht umspielten und leidenschaftlich an ihnen saugten. Während meine Hände schnell und immer inniger durch seine dunklen Locken fuhren, schoben seine langen schlanken Finger den Ring auf meinen Ringfinger.  

„Also ich habe schon vieles erlebt während meiner Zeit als Taxifahrer, aber etwas vergleichbares zu heute habe ich tatsächlich noch nie erlebt. Ich will sie nur freundlich darauf hinweisen, dass das Taxameter weiter läuft, während sie beide über einander herfallen."

Sherlock hob lediglich kurz den Kopf, ohne dabei aber den Blick von mir zu wenden, und fragte: „Welcher Betrag? Überschlagen sie meinetwegen." „Wir sind bei etwa einhundertzwanzig Pfund." Sherlocks Hand verschwand kurz in seiner Hosentasche, zog einige Scheine hervor und legte sie in die ausgestreckte Hand des Taxifahrers. Innig küsste er meine Lippen erneut und fuhr mit seinen Händen durch meine kurzen Haare. Atemlos keuchte er: „Verlassen sie das Taxi und kommen sie erst in dreißig Minuten wieder. Dann kriegen sie den gleichen Betrag nochmal."

So schnell er nur konnte verließ der Taxifahrer sein Fahrzeug und suchte das Weite, während Sherlock seine Lippen erneut auf meine sinken ließ. „Sher-Sherlock dir ist hoffentlich klar, dass du gerade mehr als das zehnfache einer normalen Taxifahrt bezahlt hast.", keuchte ich zwischen einem der Küsse. „Das ist mir absolut egal. Wo sollen wir denn sonst hin? Zuhause würde Mrs Hudson stören oder Paige uns beobachten – stell dir nur mal das Trauma der armen Kleinen vor, wenn sie ihre Papas bei soetwas erwischt." Er sagte das mit einer solch ernsten Stimme, das ich nicht anders konnte als lachen. „Bei soetwas? Was hast du denn vor?", grinste ich. 

*Johnlock* Sein letzter SchwurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt