Bradley O'Brien
Nachdem die beiden Turteltauben den Flur ihres bescheidenen Heims verlassen hatten, um sich zurück zu ziehen, herrschte anschließend eine unangenehme Funkstille zwischen den restlichen Anwesenden. Eigentlich hatte Bradley eine jene Szenerie nicht beabsichtigt, als er den Frischling dazu bringen wollte mit seiner Schöpferin zu reden. Es war ein wenig außer Kontrolle geraten und er hatte beinah schon gedacht die Weiber würden sich gegenseitig den Schädel einschlagen. Nicht dass es ihn nicht amüsiert hätte dies zu sehen... Aber mit Richard zwischen den Zweien, der sich bedrohlich vor Blake aufgebaut hatte um sie wenn nötig in die Flucht zu schlagen, sollte sie Jocelyn ein Haar krümmen, hatte Bradley dann doch weiche Knie bekommen. Er empfand Mitleid wegen der Situation, auch wenn er wünschte es wäre ihm egal. Allerdings konnte er nicht abstreiten, dass es ihn irgendwie traurig stimmte, wenn er die Neue so aus den Augenwinkeln betrachtete und mitansehen musste, dass ihr die Verzweiflung zu Berge stand. Sie war wie er gewesen. Nur bei ihm war das Maß an Katastrophe und Chaos damals voller gewesen. Er hatte diese Erinnerungen so gut wie möglich versucht zu verdrängen, aber jetzt drohten sie in ihm aufzukeimen. Bradley wusste genau was Blake durchmachte. Das und der Fakt, dass man ihr bei ihrer ersten Begegnung hier nicht unbedingt freundlich gegenüber stand, brachten ihn dazu, dass er sich ein klein wenig für sie verantwortlich fühlte. Sie war jetzt neu und musste sich erst zurechtfinden. Nicht mehr er. Denn im Gegensatz zu Jocelyn, die zwar nach ihm gekommen war, hatte Bradley immer das Gefühl gehabt keinen Anschluss zu finden. Vielleicht würde die Baxter dies ja ändern. Vielleicht wäre er dann nicht mehr der Einzige. Es war egoistisch so zu denken, doch Bradley war es leid das schwarze Schaf in der Familie zu sein. Still huschten seine Augen rüber zu Ezekiel, welcher stets geduldig ihn und die Dame musterten. In seinem Gesicht lag der altbekannte unergründliche Ausdruck und er hatte die Hände hinter seinem Rücken angebunden.
„Ich schätze ihr wollt bald aufbrechen?", hallte seine ruhige Stimme von Wänden auf sie herab. Dabei ignorierte er gekonnt die vorherige Diskussion. Es würde ohnehin nichts bringen ein Gespräch vom Zaun zu reißen. Blake machte nicht den Eindruck als würde sie nun ihre Selbstbeherrschung zügeln können. Am liebsten hätte Bradley ihr versichert, dass sie Jocelyns kühle Art nicht ernst nehmen sollte. Immerhin kannte er jene so gut, um zu wissen, dass sie gerne Dinge auf Abstand hielt, wenn sie damit überfordert wurde. So war es mit ihm selbst gewesen, als er versucht hatte sie davon zu überzeugen dass sie füreinander geschaffen waren. Joce brauchte ihre Zeit. Wohl noch ein bisschen mehr, als Brad zuerst angenommen hatte, doch dann würde sie auf Blake zugehen. Es würde zwar gar nichts wieder gut machen, was geschehen war, doch es wäre ein Anfang.Die Baxter schien zu ignorieren was der Pater zu ihr gesagt hatte, denn sie kaute auf ihrer Unterlippe. Es war ein Wunder, dass diese nicht schon längst aufgeplatzt war und blutete. Also ergriff der Lockenkopf das Wort.
„Ja, frische Luft hat noch keinem geschadet. Wie war's im Waisenhaus? Wurdest du wieder angepinkelt und mit anderweitigen Bakterien bestäubt?" Ein Grinsen stahl sich auf den Mund des Autors, auch wenn niemand sonst es vermutlich für lustig empfand. Er jedoch konnte in ein Gelächter verfallen wenn er sich vorstellte, wie Ezekiel das Gejammer und Geheule stumm über sich ergehen ließ. Er für seinen Teil konnte passen. Er war nicht mal imstande mit sich selbst geschweige denn mit erwachsenen Menschen umzugehen. Welch ein Desaster ergäbe es dann bei kleinen Rotzlöffeln?„Es gab nur eine kleine Unannehmlichkeit. Bitte passt auf euch auf. Die Straßen können momentan unsicher sein, es herrscht eine rege Stimmung", erwiderte der Angesprochene bedacht und Bradley hob bei seinem Satz eine Augenbraue in die Höhe.
„Wirklich? Wenn du ihr das gesagt hättest, wäre es gerechtfertigt. Aber mir? Ich kann auf mich selbst aufpassen", beleidigt verschränkte er die Arme und erntete lediglich einen wortlosen Blick von seinem Mentor. Dies widerrum entlockte ihm ein Seufzen. Der Ältere hatte ja Recht. Bradley war nun mal minimal rücksichtslos mit einer Prise Impulsivität und nicht vorhandener Kontrolle. Aber das würde er niemals zugeben. Deshalb zog er einfach eine verärgerte Schnute.
DU LIEST GERADE
Geschöpfe der Nacht
VampireBellatores benedicti sunt - Gesegnet sind die Krieger. Unter diesem Motto wandeln die Vampire Ezekiel, Bradley, Richard und Jocelyn gemeinsam durch die Jahrhunderte. Zeiten, die durch einen alles verzehrenden Hunger, ständiger Selbstbeherrschung und...