ALLER ANFANG HAT AUCH EIN ENDE

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Die Luft war eiskalt. Sie stach schmerzend in Shoyos Lunge. Es lagen noch einige wenige Schneereste von der letzten Nacht und das Geländer hatte eine dünne Eisschicht gebildet.

Die Straße war leer. In der kalten Januar Nacht war niemand außer ihm zu sehen.

Shoyo zitterte leicht, jedoch steckte er seine Hände nicht in seine Taschen und auch sonst war es ihm egal, dass er keine Mütze auf hatte.

Er hatte tiefe Augenringe und sein sonst leuchtendes organes Haar, fiel matt und fettig über seine Stirn. Er hatte mal wieder den ganzen Tag in Gedanken bei Kageyama verbracht. Seine Nase war rot von der Kälte und lief ununterbrochen.


Shoyo nahm noch zwei Schritte, dann war er in der Mitte der Brücke angekommen. Er umfasste das kalte, vereiste Geländer und starrte wütend in die Dunkelheit. Hier anzukommen hatte ihn einiges an Kraft gekostet.

Diese Brücke war für ihn wie ein heiliger Ort. Die wichtigsten Momente seines Lebens haben sich hier abgespielt und jeder beinhaltete Kageyama.

Das dieser Ort einmal Verzweiflung und Angst in ihm auslösen würde, hätte shoyo sich nicht denken können.

Er verkrampfte sein Gesicht und versuchte böse zu gucken, doch ihm stiegen Tränen in die Augen, die er versuchte weg zu zwinkern.

Ihm war kalt. Eiskalt und er konnte sich nichts besseres vorstellen als ein heißen Bad zu nehmen und einen heißen Kakao zu trinken.

Doch er ignorierte gekonnt die Kälte, die immer weiter in seine Glieder stieg, und sein Wunsch sich aufzuwärmen.

Er wollte nicht mehr daran denken. Er hatte sich nach langen Warten und Zögern endlich entschlossen es zu machen. Es hatte keinen Sinn mehr zu warten, denn es würde eh nix passieren. Kageyama hatte ihr Versprechen gebrochen und es sah nicht danach aus als würde er wiederkommen und es versuchen zu reparieren.

Er hatte sich entschieden, es heute zu machen. Heute war der Tag an dem sich alles ändern würde. Er würde endlich den Schlussstrich ziehen.


Shoyo konnte sich gut an die warme Frühlingstage erinnern, an denen er mit Kageyama über diese Brücke gegangen war, um nur einige Meter weiter in dem Park die Pause zu verbringen.

Er hatte den Tag, an dem er und Kageyama im Flussbett Steine gesammelt haben, klar vor Augen. Und wenn es nicht Nacht wäre, könnte er von seinem Standpunkt aus, die Stelle sehen, an der Kageyama ihn einmal fast ins Wasser geschubst hatte.

Das schmerzhafte Klopfen seines Herzen erinnerte ihn wieder an den jetzigen Kageyama und zu seinem Entschluss.

Es sollte enden.

Hier.

Wo es auch begonnen hatte.

Die Brücke, die sie so oft überquert haben auf ihrem Nachhauseweg.

Die Brücke, die so oft der Ort für ihre Verabredungen war.


Bilder von sakura-farbenen Frühlingen und windigen Herbsttagen dominierten seinen Kopf, doch der eisige Wind, der um seine Ohren zog, holte ihn schnell wieder in die Realität.

Die Realität, in der er mitten in der Nacht, mit nur einer dünnen Jacke, bibbernd und allein auf einer Brücke mitten im Nirgendwo stand.

Shoyo umfasste das Geländer fester. Da seine Hände eh schon abgefroren waren und er nichts mehr spüren konnte, war es ihm egal, wenn er das Geländer noch länger anfassen würde. Er stellte seine Füße in die Lücken des Geländers und drücke sich ein bisschen hoch.

Er blickte in die tiefschwarze Dunkelheit der Nacht und er war ein bisschen froh, dass es keine schöne Nacht war. Wenn er alldem ein Ende setzen wollte, dann soll er keine schöne Nacht damit verschmutzen.


Der Wind blies wieder um seinen Kopf und er spürte wie seine Ohren abstarben. Mit etwas Schwung konnte Shoyo sein Bein über das Geländer schwingen und auch sein zweites gleich nachziehen. Mit seinen Händen klammerte er sich an die Stangen und sein größter Wunsch war es einfach loszulassen, denn die Eiseskälte tötete ihn von ihnen.

Langsam ging er in die Hocke. Er versuchte trotz des geringen Platzes und der Kälte einen sicheren Stand zu haben. Dann löste er eine Hand vom Geländer und lehnte sich leicht raus. Shoyo war sich sicher, dass seine Hand, die er am Geländer hatte, jede Sekunde abfallen würde und er dann mit einem lauten Platsch ins kalte, tödliche Wasser fiele.

Da das aber nicht unbedingt sein größter Wunsch war, beeilte er sich und mit einem geschickten Griff holte er sich den weißen kleinen Stein mit schwarzen Sprenkeln, der mit einem anderen dunkelgrauen Stein in einer Nische der Brücke lag.

Er zog sich wieder zum Geländer und stand auf. Mit zitternden Fingern strich er über die raue kalte Oberfläche des Steines. Dieser Stein war so viel mehr als nur ein Stein. Er war Shoyos Herz und das holte er endlich nach Hause. Er steckte ihn in seine Jackentasche und stieg dann vorsichtig über das Brückengeländer.


Ein bisschen missmutig machte Shoyo sich auf den Weg nach Hause. Er hatte viel länger gebraucht als er wollte. Doch wenigsten hatte er sich jetzt das heiße Bad verdient. Er hatte das erledigt, das er sich vorgenommen hatte und es war nicht ansatzweise so schwer gewesen wie er gedacht hätte, das es wird. Ob das ihm helfen wird über Kageyama hinwegzukommen, das wusste er selbst nicht.

Doch bevor er einen Kältetod erlitt, beschleunigte er seinen Schritt und dachte an das heiße Wasser, welches zischen würde, wenn er gleich seine kalten Glieder eintauchen wird. 




hey, 

freu mich, dass ihr hier her gefunden habt. Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen :) Das Zweite wird nächsten Sonntag hochgeladen :E Bis dahin :D euch eine schöne Woche :P 

Gruß jeeeness


versprochen und gebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt