💅 Beauty-Day

819 78 136
                                    

Nevin

"Was machst du da eigentlich?" Ich lehne in der Tür zur Küche und beobachte Josy mit gerunzelter Stirn dabei, wie sie etwas in einer Schüssel verrührt, dass irgendwie wie heller Matsch aussieht.

Seit drei Tagen wohne ich jetzt notgedrungen bei ihr, da mir Dylan und Lian, Finns beste Freunde, geraten haben nicht allein zu sein, solange ich mich noch von den Rückenproblemen erhole. Was doch ein einziger Muskel, der einfach aus dem Nichts dicht gemacht hat, für Schmerzen verursachen kann. Das wäre mir nicht im Traum eingefallen.

"Eine Gesichtsmaske", erklärt sie nüchtern und träufelt ein wenig Milch in die Schüssel.

"Aus was ist die Pampe?"

"Das ist keine Pampe sondern lediglich Quark mit ein bisschen Honig und einigen Tropfen Milch."

"Solltest du das dann nicht eher essen, als dir ins Gesicht zu schmieren?" Nicht das ich mich mit Beauty-Masken auskenne, aber Quark würde ich eher essen als mir das Gesicht damit vollzukleistern.

Josy schnaubt verächtlich und ignoriert meinen Einwand. "Geh ins Wohnzimmer und lies weiter."

„Bin schon fertig."

„Dann suche dir ein neues Buch, dass Regal ist ja voll."

Kaum zu glauben, aber in den letzten Tagen habe ich tatsächlich auf ihrem Sofa gelegen und ein Buch gelesen. Bisher gehörte ich nicht gerade zu den großen Leseratten, wobei ich gestehen muss, dass ich mir sämtliche Harry Potter und Herr der Ringe Bücher reingezogen habe. Und das obwohl ich eigentlich kein Freund von Fantasy bin. Zu meiner Ehre als tougher Bodyguard und Ex-Soldat sei erwähnt, dass ich die Geschichten hauptsächlich gelesen habe, um den riesigen Hype darum zu verstehen. Aus Josys großem Bücherregal habe ich mir jetzt Der Hobbit ausgesucht und das Buch bereits gelesen. Unfassbar! Aber was soll man auch machen, wenn man sich kaum bewegen kann? Ich kann ja nicht nur fernsehen, da verblödet man ja. Wie lange es jedes Mal dauert, ehe ich mich vom Sofa erhoben habe. Nun kann ich jeden Rentner verstehen, der sich jeden morgen aus dem Bett quälen muss. Mein herzliches Beileid!

"Jawohl, Boss!" Grinsend tippe ich mir mit den Fingern der rechten Hand an den Hut, den ich nicht trage, und mache mich dann langsam - ganz langsam - auf den Weg ins Wohnzimmer, doch gerade als ich die Wohnungstür passiere klingelt es. "Erwartest du jemanden?"

"Nein. Vielleicht kommt wieder jemand für einen Krankenbesuch vorbei", vermutet Josy und ich rolle innerlich mit den Augen.

Seit meinem kleinen Missgeschick erkundigen sich die Ashtons, und damit meine ich die ganze riesige Familie - sogar die ganzen Großeltern -, täglich nach meinem Wohlbefinden, sodass mein Telefon kaum mal stillsteht. Auch wenn ich sie alle von ganzem Herzen liebe und jeden Einzelnen als Familienmitglied ansehe, ist mir das ein wenig zu viel Drama. Von ein wenig Rückenschmerzen geht die Welt noch lange nicht unter, auch wenn ich das ganz am Anfang, gleich nachdem es passiert war, noch anders gesehen habe. Die Schmerztabletten und Lians Übungen wirken wirklich Wunder.

Mit einem Seufzen öffne ich die Tür und sehe mich einem breit grinsenden Malcolm gegenüber, der einen Karton Capri-Sun hochhält. "Für unseren kranken Teddybär."

"Capri-Sun? Teddybär?" Meine Augen verengen sich zu Schlitzen. "Pass bloß auf, dass du in Zukunft nicht derjenige bist, der sein Essen nur noch per Strohhalm zu sich nehmen kann oder es gar intravenös verabreicht bekommen muss." Missmutig und leicht angesäuert trete ich zur Seite, um den kleinen Rotzlöffel hereinzulassen.

Kaum hat Malcolm den ersten Fuß in die Wohnung gesetzt, da taucht Kelsey hinter ihm auf. Das lange braune Haar hängt ihr wirr ins Gesicht, ihre Wangen sind gerötet und ihre braunen Augen leuchten. "Hey! Störe ich?"

Ashtons - Lost ScenesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt