𝖽𝗋𝖾𝗂;

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Missmutig band ich meine schweren DocMartens erneut und rückte meine Mütze zurecht, während der eiskalte Wind mir ins Gesicht pustete.

Über Nacht hatte es geschneit, eine gar nicht mal dünne Schneeschicht bedeckte die Hausdächer draußen.
Ende Februar, perfektes Wetter, um sich in seinem Zimmer zu verkriechen, sich auf die anstehenden Klausuren vorzubereiten und Tee zu trinken.

Stattdessen durfte ich jetzt durch den Schneematsch zur Bushaltestelle latschen und hoffen, dass die geplante Route zu Hoseoks Haus klappte und der Bus keine Verspätung hatte.
Meine Eltern hatten mir einen ziemlich schiefen Blick zugeworfen, als ich ihnen eröffnet hatte, für ein Schulprojekt einen Klassenkameraden zu besuchen.
Kein Wunder, noch nie war das vorgekommen.

So ein Mist. Ich hatte wirklich versucht, mich aus der Sache rauszureden, aber irgendwie hatte es dieser blöde Hoseok geschafft, mich mit sanfter Gewalt zu überzeugen.
Jetzt hatte ich die vier an der Backe, musste die Auswertung koordinieren und konnte es nicht einfach schnell und einfach selbst erledigen.
Unzufrieden knurrte ich.

Eine Frau mit einer hässlichen Bulldogge ging an mir vorbei den Gehsteig entlang, vorsichtshalber machte ich zwei Schritte zurück, obwohl der Hund an der Leine war.
Das Tier allerdings widmete mich mit keinem Blick aus den leeren Augen, erleichtert atmete ich aus.
Hunde waren mir einfach nicht geheuer, viel zu stürmisch und impulsiv.
In anderen Worten, ich hatte ziemlich Angst vor Hunden.

Unsere Nachbarin hatte zwar früher auch einen kleinen, weißen Terrier gehabt, der war aber immer ganz ruhig und lieb gewesen. Ihn hatte ich sogar gerne gestreichelt, ganz vorsichtig über den Kopf.
Das war aber auch schon bestimmt 10 Jahre her.

Zum Glück kam der Bus auf die Minute genau, zufrieden stieg ich ein und hielt meine Fahrkarte auf das Lesegerät.
Bis jetzt lief alles wie am Schnürchen, der Bus würde in acht Minuten an meinem Halt sein und von dort brauchte ich zwei Minuten zu Fuß.
Im Kopf ging ich den Fußweg nochmal durch, den ich mir gestern Abend mithilfe von Google Maps genau eingeprägt hatte.
50 Meter gerade aus, dann links, eine knappe Minute der Straße folgen, rechts. Hausnummer 16 war Hoseoks Zuhause.

Wenn ich die Dinge selbst plante und mich nur auf mich und meine einwandfreie Organisation verließ, lief alles super. Genau deswegen machte ich gerne alles selbst und vor allem alleine.
Andere pfuschten einem da nur ins Werk.

Den Fahrtenplan zurück nach Hause hatte ich mir auch gemerkt, nur leider wusste ich nicht genau, wie lange wir brauchen würden. Alleine konnte ich meine Arbeitszeiten immer ziemlich exakt einplanen, weshalb meine Zeitpläne auch immer perfekt aufgingen.
Dass ich das heute nicht gut zeitlich vorbereiten konnte, fuchste mich jetzt schon.
Diese blöde Gruppenarbeit war ein echter Klotz am Bein.

Als ich dann endlich vor Hoseoks Haustür stand, mein Fußweg war eine Minute länger als geplant gewesen, atmete ich tief durch.
Eine kleine, böse Stimme in meinem Kopf flüsterte mir zu, ich könnte ja auch einfach wieder nach Hause gehen, mich krank stellen und es doch selbst in die Hand nehmen.

Kurz überlegte ich tatsächlich, war das eine Option? Normalerweise hasste ich es wie die Pest, Pläne umzuwerfen, aber auf das hier hatte ich so gar keine Lust... und es war so unnötig und schlecht vorbereitet.
Sollte ich? In sechs Minuten käme der Bus zurück, nach Hause bräuchte ich also knappe 20 Minuten.

Komm Yoongi, das hier lohnt sich nicht. Du kannst die anderen nicht zuverlässig einplanen, vertrau nur dir selbst, flüsterte das Teufelchen auf meiner Schulter mir zu.

Also gut. Ich hatte eh nie Lust auf das hier gehabt, und noch hatte Hoseok mich ja noch nicht gesehen. Einfach schnell zurück nach Hause und es selbst erledigen.
Flink drehte ich mich um und huschte die paar Stufen vor dem Haus wieder herunter, einen schnellen Blick auf die Uhr werfend. Noch fünf Minuten bis der Bus kam, es würde perfekt passen.

𝘂𝗻𝗽𝗿𝗲𝗱𝗶𝗰𝘁𝗮𝗯𝗹𝗲 ; 𝘀𝗼𝗽𝗲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt