𝗌𝗂𝖾𝖻𝗓𝖾𝗁𝗇;

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Ich grinste in mich hinein.
Wer hätte gedacht, dass der Abend so schön werden würde?
Auch mit kleinen Startschwierigkeiten hatte ich doch irgendwie eine super Zeit gehabt.

"Dings... wie viel Uhr ist es eigentlich?" Taehyung klang auf einmal ziemlich müde.
"Halb zwölf", murmelte Jimin schläfrig.

Halb zwölf also... Moment. Halb zwölf?!
Hektisch tastete ich nach meinem Handy.
Meine Mutter hatte mir geschrieben, zum Glück erst vor drei Minuten.
'Wann kommst du nach Hause? Soll ich dich abholen?'

Halb zwölf... Ich mochte es gar nicht, so spät Bus zu fahren. Und zu Fuß war es ein ganz schönes Stück von Hoseok zu mir.
"Scheiße, ich hab meinen Bus verpasst", beschwerte Jungkook sich.
"Kannst bei mir pennen", murmelte Taehyung.

Ihre Freundschaft war irgendwie schon... süß. Die beiden waren wie zusammengeklebt, ganz selten wünschte ich mir auch so etwas. Aber dann erinnerte ich mich jedes Mal, wie wichtig es war, sich auf die Schule und die Zukunft zu konzentrieren. Mit einem guten Abi in der Tasche sah das dann anders aus, aber so... lieber nichts aufs Spiel setzen.

"Ihr könnt auch bei mir schlafen", meinte Hoseok gähnend.
Mir schoss das Blut in die Wangen, zum Glück war es halbdunkel im Zimmer und niemand sah es.
Die Jungs übernachteten sicher oft beieinander.
Ich hatte noch nie wo anders als zuhause oder bei Verwandten geschlafen.

"Ohne Spaß, da hätte ich so Bock drauf", meinte Jimin niedergeschlagen, "Aber morgen kommt meine Tante mit meinen Cousinen, wenn ich da nicht um neun helfe das Haus zu putzen, werd ich enterbt... Ist das Kinderarbeit?"
Hoffnungsvoll setzte er sich auf.
"Kinderarbeit ist was ganz anderes", murmelte ich belustigt.
"Glaub leider auch...", stimmte Jungkook mir lachend zu.

"Fände deine Mum das auch so super, wenn wir alle ganz spontan hierbleiben?", witzelte Taehyung.
"... Gute Frage, eher nicht", kicherte Hoseok, "Vielleicht doch lieber nächstes Mal, wenn sie sich mental drauf vorbereiten kann."
Er wedelte abwinkend mit der Hand in der Luft herum, legte danach seinen Arm so nahe an meinem Rücken ab, dass wir uns ein wenig berührten. Ein kleiner Schauer lief über meinen Rücken.

Ächzend rappelte Jimin sich auf.
"Na los, hoch mit euch, sonst schafft ihr es heute nicht mehr nach Hause", trieb er uns an.
Kurz überlegte ich. Wenn meine Mutter sowieso kommen würde...

"Meine Mum hat angeboten mich abzuholen, ist ja ein Stück zu mir", meinte ich etwas verlegen, "Sie kann euch bestimmt mitnehmen."
Es würde das erste Mal sein, dass sie 'Freunde' von mir aus der Schule kennen lernte, aber sie war tatsächlich eine Mutter, für die man sich nicht wirklich schämen musste. Sie war echt okay.

Begeistert stimmten die drei Musketiere zu.
"So sollte sich ein wahrer Pokerking verhalten, so und nicht anders", plapperte Taehyung herum.
Ich lächelte in mich hinein, spürte immer noch Hoseoks Arm an meinem Rücken, wie zufällig berührten wir uns. Und irgendwie empfand ich es nicht mal als unangenehm, wie sonst.

Mit schnellen Fingern tippte ich eine Nachricht an meine Mutter, in der ich sie auch gleich darauf vorbereitete, die drei Chaoten mitnehmen zu müssen.
'Alles klar. Ich fahr dann jetzt los, bis gleich'
war ihre Antwort, dazu noch ein paar typische Mutter-Emojis.

Erschöpft schlüpften wir unten in unsere Schuhe, Hoseoks Hund, der heute ausnahmsweise mal nicht an uns geklebt hatte, umkreiste uns schwanzwedelnd.
"Ja du feines Mädchen", lobte Jimin die karamellbraune Hündin, redete in einer Babysprache auf sie ein und tätschelte das hechelnde Fellmonster begeistert.

"Sie ist bestimmt beleidigt, weil sie nicht mit hoch durfte", grinste Jungkook und beugte sich auch zu dem Tier runter, um sie zu streicheln.
"Ist ja auch ein armes Ding. Dein blödes Herrchen liebt dich nicht genug, Tipsy", nuschelte Jimin mit seiner extra hohen Stimme weiter.
Hoseok vedrückte sich das Lachen.
"Red keinen Scheiß, Jimin, ich wollte nur nicht, dass sie Yoongi so auf die Pelle rückt." Er drehte sich kurz zu mir um und lächelte mich an. Mir schoss das Blut ins Gesicht, peinlich.

Ich schien wirklich der einzige von uns zu sein, den dieses dauergrinsende Hundegesicht nicht weich in der Birne machte, alle vier Jungs tätschelten und lobten sie.
Ich hatte eben doch ziemlichen Respekt vor ihr.

"Stimmt ja, du hast Angst vor Hunden, richtig?", fragte Taehyung, der neben mir auf den Fließen saß und seit geraumer Zeit versuchte, seine Schuhe zu binden.
Ihn hatte der Alkohol von allen mit Abstand am meisten unter Kontrolle, wobei er sich mittlerweile eigentlich wieder ganz gut im Griff hatte.
Ich schätzte, für normale Verhältnisse hatten die vier auch nicht viel getrunken. Ich hatte zwar keine Ahnung von Alkohol, aber ich war positiv überrascht, dass sie alle keinesfalls ihre Grenzen ausgereizt hatten.

"Ja, hab ich", erwiderte ich.
"Schade eigentlich", lächelte er verträumt, "Sonst könntet ihr mit Tipsy spazieren gehen."
"Hm?", verwirrt starrte ich ihn an.
Was meinte er damit? Taehyung plapperte scheinbar des Öfteren Dinge, die ich nicht verstand oder von denen ich mich fragte, wie er in zufälligen Momenten drauf kam.

Mit etwas glasigen Augen schmunzelte Taehyung mich an.
"Ich mein ja nur", zufrieden ließ er von seinen endlich geschlossenen Schuhen ab und lehnte sich müde an die Wand hinter ihm, die Augen geschlossen.
Für einen kurzen Moment blickte ich ihn noch fragend an, bevor ich mit den Schultern zuckte und beschloss, es nicht so wichtig zu nehmen.

Im nächsten Moment stand der Hund auch schon neben mir, die Pfoten mit den stumpfen Krallen machten leise, klackende Geräusche auf den Fließen.
Seufzend blickte ich von oben auf sie herab. Was ging in so einem Hundehirn wohl vor sich? Ob sie spürte, dass ich Angst vor ihr hatte?
Die schwarzen, glänzenden Knopfaugen ließen mich nicht aus dem Fokus, bettelnd blickte Tipsy zu mir auf, der Schwanz freundlich hin und herwedelnd.
Sie wollte gestreichelt werden, oder?
Nun, wenn sie so lieb fragte...

Etwas unsicher beugte ich mich ein paar Zentimeter herab, um ganz vorsichtig mit den Fingerspitzen über ihren Nacken zu streichen. Weiches Fell schmiegte sich an meine Hand, zufrieden glotzten die Hundeaugen zu mir hoch.
"Gutes Mädchen", murmelte ich geistesabwesend.

Man sagte doch immer, Hund und Besitzer ähnelten sich, oder?
Hm. Minimale Ähnlichkeiten gab es da schon. Das glänzende, hübsch braune Fell, fluffig und mit ganz feinen Haaren, das bei Hoseok natürlich ein paar Nuancen dunkler war.

Die gute Laune, die Offenheit allen möglichen Menschen gegenüber.
Und obwohl ich echt Angst vor Hunden hatte, fand ich dieses Exemplar mittlerweile ziemlich okay... fast wie mit Hoseok.
Nun, an der Sache schien echt was dran zu sein.
Jung Hoseok als Golden Retriever... bei der Vorstellung musste ich grinsen.

Im nächsten Moment klingelte mein Handy, meine Mutter war da.
"Hopp, Hopp", drängte Hoseok seine Kumpels raus in die Dunkelheit, "Lasst Yoongis Mutter nicht warten!"
Ich folgte der Truppe, die Hände in meine Jackentaschen vergraben.

Mit seinen notdürftig übergezogenen Hausschlappen stolperte Hoseok fast die drei Stufen unter der Haustüre runter, hielt sich aber gerade noch an Jungkooks Schulter fest.
Ich konnte nicht anders, musste über seine Ungeschicktheit lachen.
Mit einem breiten Grinsen drehte er sich zu mir um, schien sich über meine gute Laune zu freuen.

Meine Mutter hatte auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt, unser Auto war zum Glück groß genug für uns.
Höflich begrüßten die drei Jüngeren meine Mutter, die neugierig lächelnd zurückgrüßte.
Auch Hoseok winkte fröhlich.
"Hallo Frau Min, schön Sie kennenzulernen! Ich bin Hoseok."
Ich wusste nicht, wieso, aber ich spürte, wie meine Wangen ein bisschen rot wurden. Zum Glück fiel das in der Dunkelheit und dem schwachen Licht der Straßenlaternen niemandem auf.

Erstaunlich schnell hatten die drei Chaoten sich auf der Rückbank eingefunden, ich murmelte dem wartenden Hoseok ein verlegendes "Bis... morgen" zu und ging schnell ums Auto herum, um auf der Beifahrerseite einzusteigen.
Zufrieden lächelte er mich an, das gelbliche Licht der Laternen ließ ihn fast ein wenig golden erscheinen.

"Bis morgen, Yoongi. Schlaf gut!"
Zum Glück hörten die anderen im Auto ihn nicht, trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl im Bauch, als ich ins Auto stieg.






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𝗌𝖾𝖾 𝗒𝖺!

  

𝘂𝗻𝗽𝗿𝗲𝗱𝗶𝗰𝘁𝗮𝗯𝗹𝗲 ; 𝘀𝗼𝗽𝗲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt