𝗌𝖾𝖼𝗁𝗌;

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𝗃𝗎𝗇𝗀 𝗁𝗈𝗌𝖾𝗈𝗄

Hastig griff ich mir ein paar Leckerlis für Tipsy, bevor ich von meiner Hündin gefolgt zu Yoongi in den Flur zurückkehrte, wo er sich gerade die Stiefel band.
Eigentlich war Tipsy erst vor drei Stunden draußen gewesen, aber eine andere Ausrede, wieso ich den Dunkelhaarigen begleiten wollte, war mir auf die Schnelle nicht eingefallen.

Obwohl er offensichtlich nicht so begeistert davon war, vielleicht auch gerade weil der Hund mit dabei war.
Es war nicht zu übersehen, dass er unserem Teddy nicht über den Weg traute.
Irgendwie fand ich es ein wenig süß, dass so ein kontrollierter, kalter und scheinbar perfekter Mensch wie Yoongi so eine banale Angst wie die vor Hunden hatte.

Es ließ Spuren seines wahren Ichs erahnen, was mich wirklich brennend interessierte.
Und natürlich hatte ich vorhin registriert, wie er sich ohne nachzudenken hinter mir vor meiner Hündin versteckt und mich sogar kurz schutzsuchend berührt hatte.
Er war echt süß, nur etwas kratzbürstig. Dass ich ihn irgendwann um den Finger wickeln würde, bezweifelte ich nicht.

Umso mehr ich ihn beobachtete, umso mehr wollte ich über ihn herausfinden.
Es konnte doch wohl nicht sein, dass ein Teenager so eine gefühlslose, leistungsorientierte Seele besaß.
Sowas entstand meiner Meinung nach erst im Laufe des Lebens.

Ich glaubte, ihn irritierte mein plötzliches Interesse ziemlich... was man ihm nicht übel nehmen konnte.
Aber ich ließ ihn so schnell nicht mehr in Ruhe, viel zu interessant war es, wer hinter der disziplinierten, kühlen Fassade steckte.
Und ob er meine Fteundschaft wollte oder nicht, manchmal musste man Menschen eben zu ihrem Glück zwingen.

Und deshalb hatte ich auch darauf bestanden, ihn zu begleiten. Er würde nie von sich aus mit mir sprechen oder Kontakt suchen, und das hier war die erstbeste Chance, ihm näherzukommen.

"Fertig?", abwartend und schon warm eingepackt lehnte ich am Türrahmen, während der Kleinere seine Beanie über die weichen Haare zog.
Dabei kräuselte er leicht die Nase, was echt niedlich aussah.
Mein Herz machte einen kleinen Satz. Verrückt, dieser Giftgnom machte nicht gerade undeutlich, dass er nicht viel von mir hielt, und dennoch begann ich jetzt schon, so auf ihn zu reagieren.
Yoongi weckte die bisexuelle Seite in mir, das konnte ich nicht leugnen.

Aber er war einfach zum Anbeißen, man konnte es mir nicht verdenken...
Yoongi nickte, zog sein Handy aus der Jackentasche, um die Uhrzeit zu checken.
Eine Bewegung, die er wirklich oft machte.
"Na dann los", charmant hob ich ihm die Haustür auf, schob Tipsy, die aufgeregt hindurchwischen wollte, unauffällig mit dem Fuß zurück.

Yoongi schien minimal den Kopf einzuziehen, als er an mir vorbei durch die Türe schlüpfte.
Er stand wohl wirklich nicht auf Körperkontakt. Oder lag es daran, dass ich es war?

Draußen war es wieder arschkalt, Tipsy schüttelte sich, während Yoongi seinen Reißverschluss bis zum Kinn hochzog und somit fast ihn seiner Jacke versank.
"Du musst echt nicht mitkommen", murmelte er da auf einmal wieder, schaute mich aber nicht an,
"Ich kenn den Weg."

Der war echt hartnäckig... aber ich auch.
"Also hör mal, jetzt hab ich mich schon angezogen und alles", lachte ich.
Ergeben seufzte der Dunkelhaarige und warf mir einen kurzen, prüfenden Blick zu.
Noch konnte er mich nicht leiden, was mir doch einen kleinen Stich versetzte. Aber etwas in mir verriet mir, dass es mit Min Yoongi noch ziemlich interessant werden würde.

Der Schnee knirschte unter unseren Schuhen, während wir die Straße hochgingen.
Fiebrig überlegte ich, wie ich das Gespräch beginnen konnte. Irgendwie musste ich ihn aus der Reserve locken, ich wollte wirklich wissen, wie er so war.
Da der Weg zur Bushaltestelle leider nicht gerade lang war, redete ich einfach drauf los.

"Wieso strengst du dich eigentlich in der Schule immer so an?"
Wow, Hoseok. Perfekt war das nicht, aber immerhin erbarmte Yoongi sich, mir endlich mal in einem ganzen Satz zu antworten.

"Ich habe Ziele, und die will ich erreichen. Ohne Fleiß kein Preis."
Er blickte starr gerade aus, sprach wie immer ruhig und gefasst, keine Emotion war aus seiner Stimme herauszuhören.

"Was denn für Ziele?"
"Meine Karriere. Studiumsplatz, Bachelor, Master. Job."
"Und dafür arbeitete du dir jetzt schon den Arsch ab?"
"Ja."

Kurz überlegte ich, zog Tipsy auf meine rechte Seite, da sie Yoongi auf der linken wieder etwas zu nah kam, was ihn sofort spürbar unwohl fühlen ließ.
Was sollte ich jetzt fragen? Bis jetzt hatte ich noch nicht so viel über ihn erfahren, obwohl ich das unbedingt wollte.
Doch im nächsten Moment begann Yoongi von sich aus zu sprechen, was mich zugegebenermaßen überraschte.

"Man braucht einen guten Plan, um Erfolg zu haben. Ohne Plan gibt es nur Chaos. Ich persönlich hasse es, unvorbereitet zu sein, egal bei was. Deshalb überlege ich eben alles schon im Vorraus."
Seine Stimme war wirklich schön, wenn er mal ein bisschen mehr redete und nicht nur kurze Antworten gab.

Und jetzt war ich wirklich interessiert. Er musste also alles geplant haben? Hatte er vielleicht eine Zwangsstörung oder so?

"Alles? Also wirklich alles? Hast du auch das Treffen heute im Vorneherein geplant?"
Kurz schwieg er.
"Ja. Ich weiß genau, wo ich hinmuss und wann mein Bus kommt. Deswegen ist es auch eigentlich nicht nötig, dass du mich begleitest."
Den kleinen Seitenhieb ignorierte ich, viel zu aufgeregt und zufrieden war ich, ein richtiges Gespräch zu führen.

"Also muss bei dir alles perfekt organisiert sein? Was, wenn es nicht so läuft, wie du es dir vorstellst?"

Zum ersten Mal seit einer Weile sah er mich wieder für einen Moment aus den dunklen Augen an.
"Dann hab ich versagt."
"Aber man kann doch nicht alles planen. Das hat doch dann nichts mit Versagen zu tun?"

"Doch. Kann man. Ich mach das so und es klappt. Und wenn nicht, dann hat meine Organistaion versagt und ich laufe Gefahr, die Kontrolle zu verlieren."

Kontrollverlust, also. Höchst interessant... auf mich wirkte es bis jetzt, als hätte er tatsächlich einen handfesten Planungstick. Vielleicht ein frühkindliches Trauma? Naja, jetzt war nicht der richtige Moment, den inneren Psychologen raushängen zu lassen.

Ich beobachtete ihn kurz von der Seite, die blasse, feine Haut schimmerte leicht im Licht.
"Also... hast du sozusagen einfach Angst davor, zu scheitern?"
Kurz hielt ich den Atem an, nicht sicher, ob ich die Grenze überschritten hatte.

Doch Yoongi schwieg wieder nur und zuckte mit den Achseln. Keine Chance, herauszufinden, was in seinem Inneren vorging, was mein Verhör in ihm auslöste.
Schnell bemühte ich mich, die Konversation am Laufen zu halten. Ich wollte jetzt so viel wie möglich über ihn herausfinden, da er endlich mal bereit war, ein wenig mit mir zu sprechen.






𝗇𝗎𝗋 𝖾𝗂𝗇 𝗄𝗅𝖾𝗂𝗇𝖾𝗋𝖾𝗌 𝗎𝗉𝖽𝖺𝗍𝖾 𝗁𝖾𝗎𝗍𝖾, 𝖺𝖻𝖾𝗋 𝖽𝖺𝗌 𝗇𝖺̈𝖼𝗁𝗌𝗍𝖾 𝗂𝗌𝗍 𝗌𝖼𝗁𝗈𝗇 𝗂𝗇 𝖺𝗋𝖻𝖾𝗂𝗍. 𝗂𝖼𝗁 𝗁𝗈𝖿𝖿𝖾 𝖾𝗎𝖼𝗁 𝗆𝖺𝖼𝗁𝗍 𝖽𝗂𝖾𝗌𝖾 𝗌𝗍𝗈𝗋𝗒 𝗀𝖾𝗇𝖺𝗎𝗌𝗈 𝖿𝗋𝖾𝗎𝖽𝖾 𝗐𝗂𝗋 𝗆𝗂𝗋 :)
𝗀𝗎𝗍𝖾 𝗇𝖺𝖼𝗁𝗍 <3

𝘂𝗻𝗽𝗿𝗲𝗱𝗶𝗰𝘁𝗮𝗯𝗹𝗲 ; 𝘀𝗼𝗽𝗲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt