𝗓𝖾𝗁𝗇;

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Hoseok hielt sich tatsächlich an unsere Abmachung. Ab sofort war ich in der Schule wieder für mich, im Unterricht saß er an seinen alten Plätzen bei den anderen Jungs und folgte mir nicht mehr in die Pause.
Morgens winkte er mir zu sobald er den Schulhof betrat, stellte sich aber wie sonst immer zu seiner Clique.

Entspannt war es wirklich, ich genoss meine wiedergewonnene Unabhängigkeit.
Er hatte sich wirklich Mühe gegeben, mir auf Schritt und Tritt zu folgen, was wirklich anstrengend gewesen war.
Auch im Unterricht konzentrierte ich mich wieder voll und ganz, was sich auch prompt in meiner Note im Bio Kurztest widerspiegelte.
14 Punkte, nicht schlecht.
Allerdings verdankte ich das auch den 6 Stunden Lernzeit am Sonntag.

Trotzdem, und ich gab es wirklich ungern vor mir selbst zu, gab es seit unserem Deal ein paar Momente, in denen es mich nicht gestört hätte, Hoseok um mich herum zu haben.
Also, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Er hatte mich natürlich schon genervt. Aber dennoch... war es irgendwie auch schön gewesen, Gesellschaft zu haben.
Ich hätte nicht gedacht, mal so eine Sichtweise auf die Sache an den Tag zu legen, aber ich konnte nicht leugnen, dass ich irgendwo ein wenig Sympathie für den Braunhaarigen entwickelt hatte.

Deshalb graute es mich auch nur ein wenig vor Samstag, allzu schlimm durfte es nicht werden.
Immerhin fühlte ich mich mittlerweile nicht mehr so unwohl in seiner Nähe, ich hatte mich in den paar Tagen an ihn und seine Art gewöhnt.
Zu sagen, dass ich mich auf unser Treffen freute, wäre viel zu weit gegangen. Aber... es konnte ja nicht schaden.

Und dann war es auch schon soweit. Als ich am Samstagmorgen meinen Wecker zum Verstummen brachte, verließ ein leises Seufzen meinen Mund.
Was Hoseok wohl so plante? Sein toller Plan hinter der ganzen Sache war ja, "Dinge nachzuholen, die ich in meinem Streberleben verpasst hatte".
Ziemlich arrogant von ihm.
Als wäre ich ein zurückgebliebener Snob.

Ein wenig missmutig tapste ich im Pyjama rüber an meinen Schreibtisch und verfasste eine To-Do-Liste.
Ich machte das jedes Wochenende, und zwar fein säuberlich. Brachte wirklich was, konnte ich nur empfehlen.
Für heute notierte ich wie immer die Basics (Frühstück, Duschen, Französisch und Mathe, Physik wiederholen, Aufräumen, Englisch, Mittagessen), dann blieb mein Stift in der Luft hängen.

Die Punkte bis hierhin konnte ich ziemlich genau zeitlich einplanen, die Routine war ich mehr als gewohnt.
Allerdings sollte ich ja heute Nachmittag bei Hoseok aufkreuzen.
Zwei Stunden hatte ich gesagt, oder?
Also gut.
Mit sauberen Buchstaben notierte ich "15 - 17 Uhr: Jung Hoseok" unter die restlichen Punkte.

Als ich dann wieder bis zur Nasenspitze eingepackt aus dem Bus stieg (auf den ich fast zehn Minuten hatte warten müssen), warteten Hoseok und sein Hund schon auf mich.
Lässig lehnte der Größere am Bushäuschen, die Hand strich über den goldbraunen Hundekopf.

Dass er mich abholte, war aber nicht ausgemacht... und schon wieder schleppte er dieses Vieh mit.
Obwohl dieser Hund eigentlich echt entspannt war.
Wie hieß sie noch gleich?

Etwas unbeholfen rückte ich meine Mütze zurecht, während ich auf ihn zustapfte. Der Schnee war weg, dafür war es kein Stück wärmer geworden, es war immer noch arschkalt.
Da hatte Hoseok mich auch schon entdeckt, ein breites Lächeln zierte sein Gesicht, während er die Hand hob, um mir zuzuwinken.

Er schaute fast genau so gedankenlos glücklich wie seine Hündin.
Ich seufzte unauffällig, was freute der sich immer so über mich? Ich checkte echt nicht wieso er mich so mochte.
Abgesehen davon, dass er trotzdem ein Erpresser war, sonst würde er mich nicht quasi gegen meinen Willen zu einem freundschaftlichen Verhältis zwingen.
Oh Mann, was eine komische Story.

"Hi!", grinste er mich an, worauf ich etwas bedeppert "Hallo" antwortete, im einer peinlich dünnen Stimme.
Die Hündin wedelte begeistert mit dem wuscheligen Schwanz und wollte mich auch begrüßen, aber Hoseok schob sie sanft zurück.

"Nein, Tipsy. Sitz."
Sofort hockte sie sich auf den Boden und starrte ihn aus riesigen Hundeaugen an. Tipsy, das war also ihr Name gewesen.
Irgendwie ziemlich rücksichtsvoll, wie Hoseok seinen Hund von mir fern hielt.
Dabei hatte ich nicht einmal so eine große Angst vor ihr, um ehrlich zu sein, schien sie ziemlich harmlos.

Deshalb auch murmelte ich ein "Schon okay" zu Hoseok und beugte mich vorsichtig ein Stück herunter, um dem Tier einmal über den Nacken zu streichen.
Irgendwie hatte sie mich traurig angeguckt, bestimmt hätte sie mir gerne Hallo gesagt.
Da hatte ich es irgendwie nicht übers Herz gebracht, sie ganz zu ignorieren.
Obwohl ich eigentlich Angst vor Hunden hatte...

Überrascht schaute Hoseok mir zu, ein Lächeln auf den Lippen.
"Cool", grinste er, bevor er mir bedeutete ihm zu folgen.
Schnell schob ich die Hände in die Jackentaschen und stapfte neben ihm her.

"Also, eigentlich war ja mein Plan dich aus deiner Schule-ist-mein-Leben-Mentalität zu befreien und Sachen unternehmen, die du entweder versäumt hast oder nichts davon hältst, richtig?", er lachte leise.

Resigniert schnaubte ich. So in etwa hatte ich seinen seltsamen Plan auch verstanden.
"Ich geh eigentlich davon aus, dass du selbst weißt was dein Hintergedanke bei dieser Aktion ist, aber ja?"

"Genau. Was hältst du davon, wenn wir uns jeden Samstag treffen?"
Seine braunen Augen fixierten meine, schnell blickte ich geradeaus.
"Jeden Samstag?! Muss das sein?", missmutig kickte ich einen Stein zur Seite.

"Naja, außer du willst mich wieder in der Schule an der Backe haben. Sonst hat der Deal für mich ja gar keinen Vorteil."

Dass ich es tatsächlich gar nicht sooo schrecklich gefunden hatte, mit ihm in der Schule zusammen zu sein, sagte ich natürlich nicht.
Es waren ja auch nur die Pausen und so, in denen er ganz nett zu haben war. Im Unterricht konnte er mir schon gestohlen bleiben.

Wieder seufzte ich tief, worauf der Hund mir einen beinahe vorwurfsvollen Blick schenkte. Dummes Vieh.

"Ja, okay? Komm zum Punkt."
Überrascht wendete er sich mir zu.
"Okay? Ist das ein Ja?"
"Wenn du noch weiter fragst, wird daraus ganz schnell wieder ein Nein", brummte ich.

Er lachte zufrieden auf, gab mir einen sanften Ellenbogenhieb.
"Du bist so fies zu mir! Zum Glück bin ich nicht nachtragend, sonst wäre ich schon lange beleidigt."

"Wär ja nicht so schlimm", antwortete ich, verdrückte mir ein kleines Grinsen.
"Schon wieder!", fröhlich streckte Hoseok mir die Zunge heraus.

Idiot. Er war irgendwie so nervig, aber trotzdem fing ich blöderweise ein bisschen an, ihn zu mögen. Mensch Yoongi, dachte ich, den hast du jetzt an der Backe.
Aber irgendwie fand ich das gar nicht mal so schlimm.



𝗐𝖾𝗅𝖼𝗈𝗆𝖾 𝖻𝖺𝖼𝗄.
𝗌𝗈𝗋𝗋𝗒 𝗇𝗈𝖼𝗁𝗆𝖺𝗅 𝖿𝗎̈𝗋 𝖽𝗂𝖾 𝗅𝖺𝗇𝗀𝖾 𝗌𝖾𝗇𝖽𝖾𝗉𝖺𝗎𝗌𝖾... 𝗌𝗈 𝗅𝖺𝗇𝗀𝗌𝖺𝗆 𝗀𝖾𝗁𝗍 𝖾𝗌 𝗐𝗂𝖾𝖽𝖾𝗋, 𝖽𝖾𝗇𝗄𝖾 𝗂𝖼𝗁.
𝗂𝖼𝗁 𝗁𝗈𝖿𝖿𝖾 𝖾𝗎𝖼𝗁 𝗀𝖾𝗁𝗍 𝖾𝗌 𝗀𝗎𝗍!
𝗎𝗇𝖽 𝗌𝗈𝗋𝗋𝗒 𝖿𝗎̈𝗋 𝖽𝖺𝗌 𝖿𝗂𝗅𝗅𝖾𝗋𝖼𝗁𝖺𝗉 :)

𝘂𝗻𝗽𝗿𝗲𝗱𝗶𝗰𝘁𝗮𝗯𝗹𝗲 ; 𝘀𝗼𝗽𝗲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt