𝗌𝗂𝖾𝖻𝖾𝗇;

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𝗆𝗂𝗇 𝗒𝗈𝗈𝗇𝗀𝗂

Was Hoseoks Mission hinter den vielen Fragen war, durchstieg ich abslout nicht. Aber es war gar nicht mal so schlecht, sich mit ihm zu unterhalten.
Bald hatten wie die Bushaltestelle sowieso erreicht, noch etwa zwei Minuten. Ab dann würde es maximal 4 Minuten dauern, bis der Bus kam und dann hatte ich es geschafft und konnte wieder für mich allein sein.

"Aber denkst du wirklich, du kannst dein ganzes Leben kontrollieren, in dem du einen perfekten Plan aufstellst?", neugierig starrte Hoseok mich an, ich sah es ganz genau aus dem Augenwinkel.
Er ritt ziemlich auf dem Thema herum, was mir aber ausnahmsweise nichts ausmachte. Ich hatte eine starke Meinung dazu, die ich ihm gerne erläutern würde. Vielleicht sah er es dann auch mal ein, dass es keinen Sinn hatte, mich anzuquatschen, da ich nicht an Freundschaft interessiert war.

"So ziemlich, ja", erwiderte ich. "Es gibt schon Ausnahmen. Aber in der Regel lässt sich alles machen, wenn man nur gut organisiert ist."

Wir bogen um die letzte Straßenecke, am Ende der Kreuzung lächelte mir schon das ersehnte Bushaltestellenschild entgegen.
"Hm", ernsthaft interessiert zog der Größere seine Augenbrauen zusammen, ich wagte einen kleinen Blick in sein Gesicht.
"Aber du kannst ja nur dich selbst kontrollieren. Was ist zum Beispiel mit anderen Menschen? Was ist mit deinen Freunden?"

Innerlich seufzte ich auf. Ich hatte und brauchte keine Freunde, womit ich super klar kam. Wozu auch, unnötige Sozialkontakte lenkten mich nur von den wesentlichen Dingen ab.
Nur leider klang das aus Erfahrung für alle anderen wahnsinnig absurd und bemitleidenswert.
Deswegen band ich es auch normalerweise niemandem auf die Nase, ging ja auch niemanden was an.

Trotzdem zögerte ich nur kurz, zu antworten. Aber eigentlich war es mir ja egal, was dieser Möchtegern-Sonnenschein von mir dachte.

"Ich hab keine Freunde."
3...2...1... schockierter Blick. Ich wusste es.
"Gar keine?!"

Hoseoks Augen wurden groß, ungläubig beäugte er mich von der Seite, was mich resigniert aufseufzen ließ.
"Hast du mich schonmal mit jemandem zusammen gesehen?"
"Nicht in der Schule... Ich dachte du hast halt außerhalb Freunde, die mehr zu dir passen! Aber echt niemanden?"

"Genau. Bevor du Mitleid entwickelst, ich möchte das so, keine Sorge."
Ich hab mir Mühe, den distanzierten, kühlen Tonfall beizubehalten.
"Never. Niemand kann überhaupt keine Freunde haben und das so wollen", behauptete Hoseoks und verschränkte die Arme vor der Brust, als wäre ich drauf und dran, eine grundlegende Moral anzufechten.

"Ich schon", unbeeindruckt zuckte ich mit den Schultern, während wir endlich an der Bushaltestelle angekommen waren. Hoseoks Hündin legte sich brav neben ihn auf den Boden, hechelte uns treudoof von unten an, während wir uns auf die kalte, blanke Bank setzten.

"Bullshit", entgegnete Hoseok entrüstet. Na toll, Danke.
"Und ne Beziehung? Eine Freundin, einen Freund?"
Schnell schüttelte ich den Kopf. So weit käme es ja noch.

"Sowas ist viel zu unsicher, verstehst du das nicht? Ich setze doch nicht meine Zukunft für eine lächerliche Teenie-Romanze aufs Spiel, total überbewertet."
Ich merkte, wie seine dauernden Fragen begannen, mein Selbstwertgefühl anzukratzen und ich bissig wurde, nicht gut. Bloß ruhig bleiben, er musste nicht wissen, was in mir vorging.

"Du kannst nicht alles kontrollieren. Das Leben ist eine einzige Wundertüte, Yoongi. Du wirst nie wissen, was du als nächstes ziehst."
Ach schön, jetzt meinte er also, mir Vorträge über das Leben halten zu können, weil er ja auch so viel Erfahrung hatte, nein, Danke.

"Alles kann ich vielleicht nicht kontrollieren, aber so einiges. Und glaub mir, nur weil du mir jetzt schöne Sprüche klopfst, ändere ich nicht meine Einstellung. Schon vergessen, dass wir bis vor zwei Tagen noch nie miteinander gesprochen haben, Jung Hoseok?", ich redete mich in Rage, etwas, was ich danach immer bereute. Aber im Eifer des Gefechts war ich machtlos, die Worte kamen schneller aus meinem Mund, als ich ihn schließen konnte.

𝘂𝗻𝗽𝗿𝗲𝗱𝗶𝗰𝘁𝗮𝗯𝗹𝗲 ; 𝘀𝗼𝗽𝗲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt