Untergrund (Teil2)

3.5K 82 46
                                    

Drei Jahre waren vergangen, seit ich den Entschluss gefasst hatte, im Untergrund zu bleiben und stark zu werden. In dieser Zeit hatte Kenny mir und Levi unermüdlich beigebracht, wie wir in dieser rauen Welt überleben konnten. Er war streng, manchmal grausam, aber ich verstand, dass er uns auf die brutalsten Realitäten des Lebens vorbereitete. Ich hatte gelernt, meine Angst zu überwinden und in der Dunkelheit zu kämpfen.

Levi war mittlerweile 14 Jahre alt, und ich war 12. Wir waren stark geworden – nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Wir hatten uns zusammengeschlossen, hatten uns gegenseitig unterstützt und ermutigt, und in den letzten Jahren waren wir mehr als nur Freunde geworden. Wir waren Geschwister im Geiste, vereint in unserem Überlebenskampf.

An einem besonders kalten Morgen standen Levi und ich in einer schmalen Gasse, bereit, die Ruinen nach Lebensmitteln zu durchsuchen. Die Luft war frostig, und der scharfe Geruch von verrottendem Holz und der feuchte, modrige Geruch der Unterwelt lag in der Luft. Wir waren gut darin geworden, uns zu tarnen und die Gefahren zu umgehen, und es war unsere tägliche Routine, alles zu tun, was nötig war, um zu überleben.

„Wir sollten heute den alten Markt überprüfen", schlug Levi vor, seine Augen funkelten mit der Entschlossenheit, die ich nur bei ihm sah. „Ich habe gehört, dass dort einige Kisten voller Vorräte versteckt sein sollen."

Ich nickte und folgte ihm. Es war das erste Mal, dass ich nicht an die letzten Worte meines Vaters dachte oder an das, was in der Oberwelt auf mich wartete. Es zählte nur, was wir jetzt hatten und was wir in der Dunkelheit erreicht hatten.

Als wir uns dem Markt näherten, bemerkte ich Kenny, der mit einem anderen Mann sprach. Er sah angespannt aus, und ich konnte den Zorn in seinen Augen sehen, während er mit dem Fremden diskutierte. Levi und ich hielten uns in der Nähe und schauten zu.

„Wir müssen uns beeilen", murmelte Levi. „Lass uns die Kisten suchen und verschwinden, bevor es Ärger gibt."

Doch als wir uns gerade auf den Weg machen wollten, drehte sich Kenny plötzlich um, als wäre er alarmiert. Seine Augen weiteten sich, und ohne ein Wort oder einen Blick zurück zu werfen, verschwand er in der Dunkelheit der Gassen. Ich sah zu, wie er sich weiter und weiter entfernte, ein Schatten, der in der Ferne verschwand.

„Kenny?", rief ich, aber es kam keine Antwort. Mein Herz begann zu rasen. Was war gerade passiert?

Levi sah mich an, und ich konnte die Besorgnis in seinen Augen sehen. „Er wird zurückkommen", sagte er fest, aber ich bemerkte, dass auch er Zweifel hatte.

Wir warteten. Minuten wurden zu Stunden, doch Kenny kehrte nicht zurück. Der Markt wurde leerer, und die Stille um uns herum fühlte sich bedrückend an. Schließlich mussten wir die grausame Wahrheit akzeptieren: Kenny war nicht zurückgekommen.

„Was sollen wir jetzt tun?", fragte ich, während ich an der Wand lehnte, die Kälte schien durch meine Haut zu kriechen.

„Wir müssen es alleine schaffen", antwortete Levi, seine Stimme war fest, doch ich konnte die Traurigkeit in seinem Ton hören. „Er hat uns das Überleben beigebracht, und jetzt müssen wir das Gelernte anwenden. Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen."

Das war die Realität, die wir jetzt akzeptieren mussten. Ohne Kenny waren wir allein. Es war eine beängstigende Vorstellung, aber ich wusste, dass wir stark genug waren, um uns den Herausforderungen zu stellen, die vor uns lagen. Gemeinsam waren wir ein Team, und gemeinsam würden wir weiterkämpfen.

Die Tage wurden hart, und wir mussten jede Fähigkeit, die wir gelernt hatten, bis an unsere Grenzen ausreizen. Levi und ich schlossen uns zusammen, suchten nach Essbarem, kämpften gegen die Kälte und die anderen, die um das gleiche Überleben kämpften. Wir wurden geschickter im Verstecken, im Stehlen und im Überlisten der Gefahren um uns herum.

Levi x Reader OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt