Der Bruder meiner Freundin

104 4 0
                                    

Es war ein später Nachmittag, und die Sonne begann bereits, hinter den hohen Wohnhäusern zu verschwinden. Mikasa hatte ihre Freunde zu sich nach Hause eingeladen, um einen entspannten Abend zu verbringen. Die Schule war anstrengend gewesen, und sie freute sich darauf, Zeit mit Eren, Armin, Jean, Connie, Sasha und natürlich Y/n, ihrer besten Freundin, zu verbringen.

Y/n und Mikasa kannten sich seit dem ersten Jahr der Oberschule. Schnell hatten sie gemerkt, dass sie sich blind verstanden und einander in jeder Situation unterstützen konnten. Mikasa war die ruhigere von beiden, während Y/n oft diejenige war, die mit ihrer warmen, humorvollen Art alle aufheitern konnte.

Heute war es besonders laut im Wohnzimmer. Eren und Jean stritten sich – wieder einmal – über irgendein Videospiel, während Armin versuchte, die hitzigen Gemüter zu beruhigen. Connie und Sasha hatten sich unterdessen auf die Couch gelegt, wo sie sich über das Essen unterhielten, das sie später bestellen wollten.

Y/n hatte sich in die Küche zurückgezogen, um Cocktails für die Runde vorzubereiten. Ihre Finger glitten geschickt über die Flaschen und Gläser, während sie konzentriert mixte. Es war ruhiger hier, abseits des lebhaften Tumults im Wohnzimmer. Sie schätzte es, einen Moment für sich zu haben, während die Geräusche der Partystimmung gedämpft durch die Wände drangen.

Plötzlich hörte sie das Geräusch der Haustür, die leise ins Schloss fiel. Sie hatte kaum darauf geachtet, da sie davon ausging, dass es einfach nur einer der anderen war, der vielleicht auf die Toilette ging oder etwas vergessen hatte. Doch als sie Schritte in Richtung der Küche vernahm, hob sie den Kopf.

Levi Ackerman betrat den Raum. Er war Mikasa's älterer Bruder und hatte den ganzen Tag an der Uni und bei der Arbeit verbracht. Seit ihre Eltern vor drei Jahren gestorben waren, hatte er die Verantwortung für Mikasa übernommen. Er war stets ernst und wirkte oft abwesend, doch Y/n wusste von Mikasa, wie sehr er sich um sie kümmerte.

Levi schien Y/n im ersten Moment gar nicht zu bemerken. Er ging direkt zum Kühlschrank, holte eine Wasserflasche heraus und trank einen großen Schluck, bevor er sie wieder zuknallte. Erst als er sich umdrehte, fiel ihm die junge Frau am Küchentresen auf.

"Du bist...?", fragte er kühl und knapp, wobei sein Blick sie nur kurz streifte, bevor er zur Seite wanderte. Desinteresse zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als ob die Begegnung nichts weiter als eine beiläufige Störung in seinem Tagesablauf war.

„Y/n", stellte sie sich vor und lächelte freundlich. „Ich bin Mikasas Freundin. Wir... haben uns noch nicht getroffen, aber Mikasa hat oft von dir erzählt."

Levi nickte, als hätte er diese Antwort schon erwartet. "Hm." Es war kein wirkliches Gespräch, mehr eine Bestätigung, dass er verstanden hatte. Ohne weitere Worte lehnte er sich an den Türrahmen, blickte auf die Cocktailzutaten und dann wieder auf Y/n.

"Für deine Freunde?", fragte er schließlich und deutete auf die Gläser.

„Ja", erwiderte Y/n. „Mikasa hat uns alle eingeladen. Willst du vielleicht auch einen?"

Levi sah sie an, als würde er überlegen, aber das Interesse verflog genauso schnell, wie es gekommen war. "Nein, danke", sagte er kühl und wandte sich ab, als hätte er bereits zu viel Zeit hier verbracht. "Ich geh hoch. Sag Mikasa, sie soll nicht zu lange wach bleiben."

Y/n beobachtete ihn, wie er die Küche verließ, und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mikasa hatte nicht übertrieben – Levi war wirklich genau so, wie sie ihn beschrieben hatte. Schweigsam, ernst und auf eine Art unnahbar, die fast schon faszinierend war.

Aber es war etwas an seiner distanzierten Art, das Y/n nicht loslassen konnte.

—————

Levi x Reader OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt